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Pilot geglückt: Erste Online-Lesung mit Schulen

 Johannes Herwig las via ZOOM aus seinem neuen Roman "Scherbenhelden" / Klassen, Kurse und Experten waren zugeschaltet

Corona schränkt ein – und Corona lädt ein, neue Wege zu beschreiten, die immer auch ein Maß an Ungewissheit einschließen. Ein Maß an Ungewissheit herrschte auch 1995 in Leipzig – sechs Jahre nach dem Mauerfall. Johannes Herwigs neuer Roman „Scherbenhelden“ spielt zur Wendezeit in der sächsischen Metropole. Die Lesung des gebürtigen Leipzigers, Jahrgang 1980, sollte im Rahmen der von der Christa-und Dieter-Lange-Stiftung ermöglichten Reihe YoungPoetry@Rubens eigentlich analog stattfinden. Durch Corona bedingt fand die Veranstaltung dann via ZOOM statt.

Zugeschaltet waren neben den Organisatoren Dr. Jana Mikota und Katja Knoche auch der Autor, die Klassen 10a bis 10g der Sekundarschule Hundem-Lenne, die gleich einen Theatersaal gebucht hatten, die Leistungskurse Deutsch und Pädagogik des Gymnasiums Stift Keppel, als Experten der Sozialwissenschaftler Prof. Dr. Alexander Wohnig und Rikka Lesch vom Stadtjugendring Siegen. Für alle Beteiligten war das ein Pilotprojekt. Die Schülerinnen und Schüler konnten Fragen per Chat stellen.

Drei Jahre lang schrieb der Autor am neuen Buch. In Frühjahr 2020 ist es fertig geworden. Im Mittelpunkt steht der 15-jährige Nino. Seine Mutter ist bereits 1989 in den Westen gegangen. Der Vater arbeitet als selbstständiger Schuhmacher und lebt gedanklich überwiegend in der einstmals wirtschaftlich guten Vergangenheit. Nino hat Probleme in der Schule, schließt sich den „Punks“ an und entdeckt sein Interesse an Mädchen. Typisch Pubertät halt – jedoch im brüchigen Umfeld.

Johannes Herwig, selbst einstmals Punk mit „Iro“, las von Leipzig aus zugeschaltet rund eine Schulstunde lang aus unterschiedlichen Abschnitten seines Buchs. Dabei sprang er zwischen den Handlungszeiten und erzeugte dadurch eine ganz eigene thematische Dynamik. Die Passagen stellte der Autor jeweils in ihren historischen und inhaltlichen Bezug. Zu Beginn geht es um Nino und „Zombie“, Ninos große Liebe. Diese hat ein schlechtes Zeugnis erhalten und keine Lust, damit nach Hause zu gehen. Nino lädt sie zu sich zum Übernachten ein. „Lass uns saufen heute“ spiegelt die Stimmung wider.

Weiter geht es mit dem Bericht von „Stachel“, dass im Bereich des Bahnhofs ein Straßenjunge von „Faschos“ getötet wurde. Die Auseinandersetzung zwischen „Punks“ und „Faschos“ zieht sich wie ein Faden durch die „Scherbenhelden“. Johannes Herwig: „Es gibt keine Nazis mehr, hatte es in der DDR geheißen.“ Ein Trugschluss. Essen gehen mit Vater und frisch geschnittenem „Iro“, die eigentlich verbotene Erkundung eines Abrisshauses, der Weg zum Punk-Konzert in einer Kleinstadt – die Identitätssuche – gepaart mit einer gewissen Tristesse - kennzeichnen weite Teile der „Scherbenhelden“. Jugend, Gesellschaft, Familie, Individuum mitten im Umbruch. Themen, die sich für die Schülerinnen und Schüler als spannend erwiesen.

Es war auch Johannes Herwigs erste Online-Lesung. Aber über die Entfernung hinweg wusste er sein junges Publikum zu begeistern. Das eigene Erleben und das Erzählen darüber entführten die Zuhörerinnen und Zuhörer in eine Zeit, die sie selbst nicht erlebt haben und in eine Perspektive, die im „Westen“ eher unüblich war und immer noch ist. Langeweile hatte vorm Monitor keine Chance. Wie wird man Autor? Kann man davon leben? Waren Sie selbst mal Punk? Warum gab es gerade in Leipzig so viele Proteste? Es gab viele Fragen, die der Autor mit Humor und Temperament beantwortete.

Die Lesung mit Johannes Herwig wurde vom Zentrum für Informations- und Medientechnologie der Universität Siegen aufgenommen und steht unter https://video.uni-siegen.de/media_objects/d504rk47h zum Download und Abruf bereit. Die Aufzeichnung kann gerne auch zu Unterrichtszwecken eingesetzt werden.

Auch in 2021 wird es aus Mitteln der Christa- und Dieter-Lange-Stiftung Online-Lesungen sowohl im Format YoungPoetry@Rubens als auch im Format InternationalPoetry@Rubens geben. Eventuell ermöglicht es der Verlauf der Corona-Pandemie im nächsten Jahr auch wieder zu Präsenz-Lesungen zurückzukehren. Die Online-Lesung mit Johannes Herwig wird evaluiert.