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Sachbücher so spannend wie ein Krimi

Maja Nielsen zu Gast bei YoungPoetry@Rubens: Die Autorin will „Fenster in die Welt öffnen“

Ein digitales Seminar am frühen Morgen – und rund 80 Studierende des Seminars „Einführung in die Sprachwissenschaft/Sprachdidaktik“ von Dr. Jana Mikota waren dabei. Die Einladung richtete sich auch an Schülerinnen und Schüler heimischer Schulen aus dem Homeschooling heraus. Zugeschaltet aus Rosbach vor der Höhe war die Sach-, Kinder- und Jugendbuchautorin Maja Nielsen. 27 Bücher hat diese mittlerweile geschrieben. „Wie kommt man darauf, Sachbuchautorin zu werden?“ stellte sie in den digitalen Raum und gab die Antwort gleich mit: „Ich versuche den Beweis anzutreten, dass der Beruf sehr spannend ist“.

Sachbücher schreibt Maja Nielsen im Halbjahres-Takt zwischen den beiden großen Buchmessen im Frühjahr und Herbst. Dazwischen liegen jährlich mindestens 150 Veranstaltungen quer durch Europa, zwischen Dänemark und Italien. Wer Lust hat, sich auf ein Abenteuer einzulassen, ist bei Maja Nielsen genau richtig!

Den Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Lesung verriet sie ihre Herangehensweise ans Sachbuchschreiben. „Von meiner Ausbildung her kann ich nicht Expertin für jedes Thema sein. Ich treffe mich deshalb mit Expertinnen und Experten, die das Thema emotional vermitteln können.“ Fürs Fußballbuch ist das der Profispieler Matthias Ginter, für den Freiheitskampf der Indianer Henry Red Cloud, Nachfahre des berühmten Lakota-Häuptlings Red Cloud. Der besuchte sie in Rosbach: „Das war eine Riesennummer. Alle im Dorf wollten dabei sein.“

Auch Sachbücher, so die Überzeugung der Autorin, „müssen spannend sein wie ein Krimi“. Dazu brauche es Experten, „die mit Herzblut dabei sind“. „Ich schmeiße mich da persönlich rein“, bringt Nielsen ihre Arbeitsweise anschaulich auf den Punkt. Alexander Gerst und der erste Deutsche im Weltraum, Sigmund Jähn, standen ihr für Ihr Astronauten und Weltraum-Buch zur Seite. Ein längst verstorbener Schreiber, Gaius Plinius, fungierte als Pate für das Buch über Vulkane. Er hatte den Ausbruch des Vesuv und den Untergang Pompeiis im Jahr 79 nach Christi Geburt geschildert. Mehr Hintergrundwissen steuerten Wissenschaftler der Vulkanerforschungsstation in Neapel bei. Maja Nielsen: „Ich brauche Vulkanologen, die nicht zu wissenschaftlich sind, und denen die Lava bis an die Schuhe spritzt.“ Also Wissenschaftler, „die sich ins Abenteuer begeben, um etwas zu erforschen“. Der Grundaufbau der Sachbücher ist recht einheitlich: Der Fließtext soll so packend und emotional sein als möglich. Deshalb werden Sachinfoboxen, Bild- und Kartenmaterial, Zitate außerhalb des Textes verortet.

Wie ein Buchinhalt genau entsteht, verdeutlichte Maja Nielsen in ihrer Lesung zum Thema „Mount Everest – Spurensuche in eisiger Höhe“. Sie unterstrich, dass Lesungen in Zeiten von Corona herausfordernd sind: „Auch wir Autoren müssen uns neu erfinden. Ich habe deshalb kleine Filme geschnitten.“ Erzählt wird die Geschichte der britischen Bergsteiger George Mallory und Andrew Irvine, die am 8. Juni 1924 versuchten, den Gipfel des Mount Everest zu erklimmen und verschollen blieben.

Maja Nielsen: „Das ist wie ein Detektivgeschichte.“ Ein gefundener Eispickel mit den für Irvine symptomatischen drei Kerben gab auf Höhe von etwa 8100 Meter den Hinweis auf beide. Mitte der 1970er Jahre fand ein chinesischer Bergsteiger die Überreste eines Kollegen mit britischer Kleidung, kam dann bei einem Lawinenunglück aber selbst zu Tode. Ein deutsche Geologie-Student errechnete auf Basis eines Fotos den Bergbereich, der als Fundort infrage kam. Ein amerikanisches Team und der deutsche Geologie-Student fanden schließlich Mallory, Irvine ist weiterhin verschollen.

Hatten es beide nun auf den Gipfel geschafft? Ganz gelöst ist das Rätsel nicht. Gespräche mit Reinhold Messner, dessen großes Vorbild Mallory ist, ergaben ein skeptisches Bild – mit der damaligen Ausrüstung sei es nicht möglich gewesen, den Gipfel zu erklimmen. Die offiziellen Erstbesteiger des Jahres 1953, Sir Edmund Hillary und der Sherpa Tenzing Norgay, lassen die Antwort offener: „Wir sind die Ersten, die lebend vom Gipfel zurückgekommen sind.“

Maja Nielsen geht es in ihren Büchern darum, „Fenster in die Welt zu öffnen“. Angefangen hat sie mit einer Radioserie beim Hessischen Rundfunk, dann kam eine Hörbuchreihe, der folgten die Bücher. Nach ihrem Lieblingswerk gefragt, muss die Autorin passen: „Das gibt es nicht, weil die Menschen, denen ich begegnet bin, mir viel mitgegeben haben.“ Schreiben ist wunderbar und herausfordernd zugleich, so die Antwort auf eine weitere Frage aus dem Chat: „Ich empfinde das Schreiben manchmal als bis an die Grenze des Erträglichen gehenden Druck.“ Vor allem die Angst vor Fehlern kommt kurz vor Drucklegung auf. Im Buch über den Untergang und das Aufspüren der Titanic am Meeresgrund hat einen Zeitzeugen die Erinnerung getrogen: „Die Korrektur kam in der Neuauflage.“

Themen werden bei Maja Nielsen im Team gefunden: Ich schreibe nur für einen Verlag und arbeite nur mit einer Lektorin.“ Natürlich ist auch die Marktlage bei der Auswahl der Themen ein Gesichtspunkt.

Ermöglicht hat die Lesung im Rahmen von YoungPoetry@Rubens die heimische Christa-und-Dieter-Lange-Stiftung. Das Format ist im Haus der Wissenschaft der Universität Siegen angesiedelt und auf die Dauer von fünf Jahren angelegt.