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„Ich glaube, ich komme vom Lied her“

Norbert Hummelt las bei Poetry@Rubens aus „Sonnengesang“ und aus topaktuellen Gedichten

Vor nahezu exakt einem Jahr wollte der Lyriker Norbert Hummelt nach Siegen kommen und im Rahmen von Poetry@Rubens aus seinem Gedichtband „Sonnengesang“ lesen. Nun wurde der Plan nach einer langen Corona-Pause Realität. Prof. Dr. Dieter Schönecker und Prof. Dr. Jörg Döring begrüßten den Gast aus Berlin im Apollo-Theater. Intendant Magnus Reitschuster erinnerte in seiner Begrüßung: „Wir müssen das Kulturleben wieder aufbauen“. Aktuell erlebten die Veranstaltungen einen Zuschauerzuspruch von etwa 40 bis 50 Prozent des Vor-Corona-Niveaus.

Norbert Hummelt nahm die Poetry-Gäste mit auf eine lyrische Reise, bei der Licht und Sonne, vor allem aber Erlebtes, Erinnerung und Rückgriffe auf Vorlagen der Romantik und der Klassischen Moderne im Mittelpunkt standen. Neun Gedichtbände hat der in Neuss geborene Autor bislang veröffentlicht. Zudem arbeitet er als Übersetzer, hat beispielsweise T. S. Eliots Gedichtzyklen „Das öde Land“ und „Vier Quartette“ neu ins Deutsche übersetzt.

Erinnerung, manchmal der Anklang an Vergänglichkeit und Trauer, dann wieder an Tierwelt und Natur durchweben seine Gedichte. Die Kindheit und Jugend im katholischen Elternhaus sind prägend. Eine Schlittenfahrt auf „Pulverschnee“ mit dem Vater bergab, sausend, dem Zaun entgegen - die kindliche Angst, der Nervenkitzel und der Geschwindigkeitsrausch fahren mit im Gedicht „Unendliche Fahrt“. Die Erinnerung des 16-Jährigen an den letzten Urlaub mit dem Vater und den Tagesausflug nach Meißen finden im Gedicht „Serpentinen“ Widerhall – „mir träumte, Du wolltest nach Eisenach fahren, wolltest noch einmal Meißen sehen“. Passend zur Jahreszeit las Hummelt sein Gedicht „Totentanz“: „Allerheiligen. Wann, wenn nicht heute, kann man getrost zu seinen Toten gehen?“

Auch Gedichte aus seinem im Entstehen begriffenen neuen Band trug der Lyriker vor. Corona wie auch das verheerende Hochwasser an der Ahr gaben die aktuellen Themen vor. „Schulbeginn“ – „ganz aus der Übung nach 20 Wochen, vergaß ich glatt ihr Tee zu kochen“. „Der braune Gott“ – Nepumuk schaut auf die Wasser. Die Idylle aus Fluss und Wein ist zerbrochen, von Heizöl auf der Ahr war nie die Rede.

Das Gespräch mit Norbert Hummelt moderierte Prof. Schönecker: „Sie haben einen klaren Sound. Passiert das so?“ Der Sound, so der Vortragende, sei zwischen dem zweiten und dritten Gedichtband entstanden: „Das ist sicher etwas, das man erhofft. Ich habe mit der Zeit daran gearbeitet, das zu synthetisieren.“ Er habe sich nach einer Weile getraut, an Vorbilder aus der Romantik anzuknüpfen und etwas von sich selbst zu erzählen. „Ich schreibe über Dinge, die mir nahe sind.“ Aus der bevorzugten Lektüre älterer Texte erwuchs der Wunsch, „die Dinge zusammen zu bringen“. Einfach will Hummelt nicht schreiben, aber verständlich: „Ich möchte schon, dass meine Gedichte kein akademisches Studium voraussetzen.“ Immerhin komme auch er aus einer nicht-akademischen Familie. Nachhaltig sollen seine Werke sein, zum wiederholten Lesen und Erschließen einladen. Dabei scheut er auch den Reim nicht. Hummelt: „Man muss eine Schwelle überwinden.“ Und weiter: „Ich habe gemerkt, dass ich das nicht unterdrücken sollte. Das ist etwas in mir. Ich glaube, ich komme vom Lied her.“ Die Eltern sangen auf Wanderungen Volkslieder. Hummelt: „Meine Aufgabe ist, besonders die Dinge anzusehen, die im Verschwinden begriffen sind.“

Schönecker verband den Hinweis auf den Band „Wie ein Buch entsteht“ mit der Frage, warum Hummelt keine Romane schreibe. Dieser antwortete mit Humor: „Romanautoren werden selten gefragt, warum sie keine Gedichte schreiben“. Die Langform, so Hummelt, sei für ihn kein Gebot gewesen. Jetzt schreibe er ein erzählendes Sachbuch: „Das wartet jeden Morgen auf mich und ich kann immer wieder rangehen.“ Der Arbeitsprozess bei Gedichten sei kürzer als das Warten auf das Gedicht. Hummelt: „Die Freude, an etwas Längerem zu arbeiten, habe ich nun kennen gelernt.“