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„Ich bin die Wortfischerin und die Geschichtenerzählerin.“

Cornelia Funke las und sprach bei YoungPoetry über sich und ihre Fantasie-Welt

Wer möchte in seiner Fantasie nicht gerne mal auf den Flügeln eines Drachen durch die Lüfte reiten? Die Autorin und Illustratorin Cornelia Funke macht dies möglich. Sie lädt auf Traumreisen ein – durch die Lüfte, auf die Berge, in die Tiefen des Meeres oder auch ins Wohnmobil des Weihnachtsmanns. Zu Gast war die berühmte Verfasserin von „Tintenherz“, „Herr der Diebe“ und „Reckless“ bei YoungPoetry, dem Literaturformat des Hauses der Wissenschaft für junge Leute, das von der Christa-und-Dieter-Lange-Stiftung finanziert wird.

Cornelia Funke war via ZOOM aus dem italienischen Volterra zugeschaltet. Schulklassen zwischen Arnsberg, Siegen und Wissen hatten sich angemeldet, ebenso Studierende. Moderiert wurde die Veranstaltung am Dienstagvormittag von Dr. Jana Mikota.

Kaum hatte Cornelia Funke der stattlichen Teilnehmerschar einen Abschnitt ihres neuen Buches „Drachenreiter – der Fluch der Aurelia“ vorgelesen, da trafen die ersten Fragen via Chat ein. Mit Temperament und Eloquenz fand die 63-jährige Star-Autorin die Antworten und fesselte semantisch ihr Publikum, untermalt von Bell-Einlagen der auf die Anlieferung des Weihnachtsbaums wartenden Hündin Tabtab. „Die Geschichten müssen spannend sein“, so Funke. Beliebtheits-Rankings seien gegenüber diesem Anspruch zweitrangig. Themen findet sie überall. „Ich schaue mir die Welt an und fahre meine Antennen aus. Es ist eher schwierig, aus der Fülle die Geschichte auszusuchen.“ Wen wundert es da, dass Cornelia Funke bereits über 70 Bücher für ganz unterschiedliche Altersgruppen geschrieben hat, die zum Teil in bis zu 40 Sprachen übersetzt wurden.

Ihre Bücher nehmen ihren Anfang in einem Notizenbuch. Dort finden sich Zeichnungen aus ihrer Feder, Infos zu speziellen Themen, Fotos, Gedankenskizzen, Sprechblasen und mehr. „Ich zeichne immer öfter erst einmal eine Figur, bevor ich über sie schreibe.“ Ihr Zeichenstift kommt zu Wort. Zeichnen und schreiben zu können, empfindet sie heute als großen Vorteil. Das war nicht immer so: „Ich fand meine Zeichnungen lange Zeit nicht gut genug. Dann habe ich gedacht, ,Was bist Du für ein Dummkopf‘.“

„Drachenreiter – Der Fluch der Aurelia“ ist ein Liebesgesang an Malibu. 15 Jahre lang lebte Cornelia Funke mit ihrer Familie in Kalifornien: „Der Pazifik hat das Buch diktiert. Er ist das schönste und wildeste Geschöpf auf der Erde“. Immer noch vermisst die Autorin, die vor wenigen Wochen in die Toskana gezogen ist, das Geräusch des Meeres und der Wellen: „Wenn man einmal die wilden Geschöpfe der Welt entdeckt hat, kann man sie überall finden.“ Die Zuhörerinnen und Zuhörer tauchten mit Cornelia in die Tiefe des Pazifiks ein, bis dahin, wo es weder Tag noch Nacht gibt, wo die Finsternis so dunkel ist wie die Tinte eines Oktopus’. Erhellt wird diese Dunkelheit durch phosphoreszierende Lebewesen – „Feuergeschöpfe“, „Licht, von den Geschöpfen selbst geschaffen“.

Die Beziehung zur Trilogie „Drachenreiter“ ist für die Autorin speziell: „Den Figuren ist es egal, ob ich über sie schreibe. Sie kommen nicht zu mir, sondern ich zu ihnen.“ Der „Drachenreiter“ war erst als Stück für die Augsburger Puppenkiste gedacht. Funke: „Dann drängelten die Kinder, die einen zweiten Teil haben wollten.“ Die Lust auf diese Idee wuchs – und nun ist der dritte Teil erschienen. Zuerst in englischer Sprache, auf Bitte eines amerikanischen Verlegers, nun auch in Deutsch. „Ich habe in der neuen Welt viel gelernt, das ich auch in der alten gebrauchen kann“, blickt Cornelia Funke auf ihre amerikanische Lebenszeit zurück. Und: „Ich würde jedem raten, einmal im Leben in einem anderen Land zu leben. Das macht den Kopf frei und den Horizont weit.“

Mit diesem weiten Horizont sieht sie sich auf Augenhöhe mit ihren Leserinnen und Lesern: „Ich möchte nicht Lehrerin spielen, sondern gemeinsam mit Menschen losgehen und die Welt entdecken.“ Funke: „Ich bin die Wortfischerin und die Geschichtenerzählerin.“ Fantastische Geschichten seien dabei der Wirklichkeit häufig näher als realistische. Fantasie bedeute, sich vorstellen zu können, „dass Dir Schuppen und Flügel wachsen“. Abenteuerlustig ist die Autorin offenbar seit Kindesbeinen: „Ich wollte zuerst Astronautin werden und habe dann gedacht, dass das langweilig sein könnte.“ Also wurde sie Illustratorin. In einem nächsten Schritt bebilderte sie nicht mehr Geschichten anderer Autorinnen und Autoren, sondern ihre eigenen.

In ihren Büchern findet sich stets Selbsterlebtes und Selbstgesehenes: „Ich webe meine Geschichten und mache Euch daraus fliegende Teppiche“. Und weiter: „Ich glaube, wir sind alle Gestaltwandler. In jeder Figur ist auch ein bisschen von mir.“ Im Fuchs in „Reckless“ fühle sie sich Zuhause: „Vielleicht ist der Grund das wilde Fell, das mit der Welt Einssein“ in einer Zeit, in der sich die Menschen von der Welt weit entfernt hätten.

Ein Dezemberabend in Hamburg, der Blick durchs Wohnungsfenster, ein erleuchteter Bauwagen: „Ich dachte, der Weihnachtsmann ist vom Himmel gefallen.“ So entstand die Geschichte „Als der Weihnachtsmann vom Himmel fiel“, mitten im Gewitter, im Wohnwagen von Niklas Jüleborg und seinem Traum von Mandeln und Marzipan.

Weitere Bücher sind in Arbeit. „Das grüne Königreich“ erscheint voraussichtlich 2023, der 4. Band der Tintenwelt „Die Farbe der Rache“ schreitet voran. Für Cornelia Funke ist jede Geschichte ein Labyrinth: „Die Geschichten haben ihr Eigenleben. Das ist das Aufregende. Ich muss den Geschichten mit Leidenschaft und Zeit auf die Spur kommen.“ Ihre Bücher erscheinen in vielen Sprachen und jeweils mit einem anders gestalteten Einband. Teils müssen die Namen der Akteure übersetzt und auch geändert werden, um die Geschichte nicht zu verfälschen. Für die Namensgebung ihrer Protagonisten nutzt Cornelia Funke Namensbücher aus aller Welt: „Ich warte auf die Gänsehaut beim Klang eines Namens.“