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Kunst-Konsumenten brauchen Bildung

Prof. Dr. Walther Müller Jentsch sprach zum Thema „Die Bedeutung der Kunst in der Gesellschaft“

„Kunst in der Gesellschaft“ lautet das Oberthema der öffentlichen Vortragsreihe Forum Siegen im Wintersemester 2022/23. Jun.-Prof. Alexander Wohnig, verantwortlich für dieses Format, begrüßte am 20. Oktober die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in der Aula des Lÿz an der St.-Johann-Straße in Siegen. Er erläuterte, dass in diesem Semester der Containerbegriff „Kunst“ im Mittelpunkt stehe: „Wir wollen dazu in der Breite Fragen stellen“.

Zum „gewohnt breiten Einstieg mit soziologischer Sichtweise“ war Prof. Dr. Walther Müller-Jentsch (Ruhr-Universität Bochum) eingeladen. Er ist u.a. Verfasser des Buches „Die Bedeutung der Kunst in der Gesellschaft“ (2011). Müller-Jentsch fokussierte in seinen Ausführungen die als elitär geltende Sichtweise des Philosophen Theodor W. Adorno, bei dem er an der Goethe-Universität in Frankfurt studierte. Adorno formulierte: „Die Kunst ist ein Geschenk an die Gesellschaft. Ihre gesellschaftliche Funktion ist ihre Funktionslosigkeit.“ Die Kunst sei aus der Sicht Adornos autonom. An die Künstler seien keine Ansprüche zu stellen, wohl aber habe die Gesellschaft die Verpflichtung, Freiräume zur künstlerischen Gestaltung zu bieten.

Kunst, so der Referent, gelte seit der Romantik als „das Andere, das Schöne, Gute“. Friedrich Schiller habe in der Kunst eine „Gegenwelt“ gesehen, ein Glücksversprechen im Sinne von Sinnlichkeit und Vernunft. Für Adorno ist die Kunst nicht dem Realitätsprinzip unterworfen und stellt einen Protest gegen die verhärtete Gesellschaft dar. Allerdings stellt Adorno hohe Ansprüche an die Rezipienten. Kunst fordere die Anstrengung im Sehen, Hören, Wahren und erfordere eine entsprechende Bildung. Adorno war Verfechter einer „Hochkultur für alle“ im Gegensatz zur Massenkultur oder Kulturindustrie, die besonders auf untere Schichten abziele und die authentische künstlerische Erfahrung nicht zulässt.

Auch der französische Soziologe Pierre Bourdieu ging davon aus, dass jedes Kunstwerk Bedeutung unterschiedler Niveaus beinhalte und die Konsumenten eines bestimmten Bildungsniveaus bedürften. Je nach sozialer Schicht bilden sich unterschiedliche Geschmäcker aus – das sogenannte kulturelle Kapital ist ungleich verteilt.

Müller-Jentsch warf zudem einen Blick auf Künstlerinnen und Künstler. Mit Beginn des 19. Jahrhunderts vollzog sich der Wandel weg von der bis dahin vorherrschenden repräsentativen höfischen Kunst mit vorgegebenem Geschmacks-Kanon hin zu einem bürgerlichen Kunstbegriff und einer Subjektivierung. Kunst und Künstler wurden durch die Autonomwerdung der Kunst in gewisser Weise ortlos und gerieten nicht selten in finanziell prekäre Situationen. Kunst wurde zur Ware.

Seit 1983 gibt es in Deutschland die Künstlersozialkasse. 2021 verdienten etwa Maler und Malerinnen sowie Bildhauer und Bildhauerinnen durchschnittlich im Jahr zwischen 14.000 (Frauen) und 20.000 (Männer) Euro. Zusätzliche Einkommen waren und sind notwendig. Diese könnten aus den Dotationen von Kunst- und Literaturpreisen kommen. Diese, so Müller-Jentsch, würden aber in der Regel nicht an junge Künstlerinnen und Künstler vergeben, sondern an vielfach ausgezeichnete etablierte Kunstschaffende. Die deutsche Gegenwartsgesellschaft biete eine „einzigartige Kulturlandschaft“. Ungefährdet sei diese jedoch nicht. Denn: Vor allem der Kunst-Bereich lade in Krisenzeiten zu Sparmaßnahmen ein.