ERASMUS I-ACE
„International Assisted Communication for Education“
Europa
EU - 2016 – 2018
I-ACE war ein zweijähriges Projekt im Rahmen des ERASMUS Programms an dem die folgenden Hochschulen / Institutionen teilnahmen:
| Universität Siegen | Deutschland |
| University of York | Großbritannien |
| TEI of Crete | Griechenland |
| Instituto Politecnico do Porto | Portugal |
| Camara Municipal do Porto | Portugal |
| Univerza v Mariboru | Slowenien |
| European Association of Career Guidance | Zypern |
Ziel des Projektes war es, einen bidirektionalen Übersetzer für die landesspezifischen Gebärdensprachen der Projektpartner zu entwickeln. Dieser Übersetzer besteht aus zwei Teilen. Der eine Teil setzt geschriebenen Text in Gebärdensprache mit Hilfe einer virtuellen Figur (Avatar) um. Der andere Teil detektiert mit Hilfe zweier Handschuhe, mit Sensoren ausgestattet, Hand- und Fingerbewegungen und erkennt mit einer speziellen Kamera Körperbewegungen und setzt diese in Text um. Der Übersetzer ist ein Hilfsmittel, das die Kommunikation für gehörlose Menschen im Alltag und im Studium erleichtert.
Virtuelle Figur (Avatar) – Umsetzung Text in Gebärdensprache
Kamera und Handschuh – Umsetzung Hand- und Körperbewegungen in Text
Allein in Europa gibt es 50 verschiedene Gebärdensprachen, die anerkannt sind. Für die Gemeinschaft der Gehörlosen stellt die Gebärdensprache ihre Muttersprache dar. Sie besteht aus Handform und Handstellung, Ausführungsbereich und Bewegungsausführung, Lexikon, Syntax und Semantik. Der Ansatz bei I-ACE war, die Kommunikation von gehörlosen Menschen im Alltag und im Studium unter Berücksichtigung der von Land zu Land unterschiedlichen Gebärdensprachen zu unterstützen
In den Jahren von 2016 – 2018 trafen sich die Projektpartner immer wieder zum Austausch über die technische Weiterentwicklung des Übersetzers und die weitere Vorgehensweise.
Im Frühjahr 2018 fand im Rahmen der Projektarbeit ein Workshop an der Universität Siegen statt, bei dem sich verschiedene Experten auf dem Gebiet der Gehörlosigkeit und zahlreiche Mitglieder der gehörlosen Gemeinschaft des Kreises Siegen-Wittgenstein austauschten. Hierzu waren auch der Projektleiter Ass. Prof. Nuno Escudeiro aus Portugal und Prof. Tony Ward aus Großbritannien angereist. Mit Hilfe von zwei Gebärdensprachendolmetscherinnen erfuhren die Gehörlosen Einzelheiten zum Projekt und der Zielsetzung. In einer anschließenden Diskussionsrunde stellte sich dann heraus, dass sich die Gehörlosen mehr Unterstützung im Alltag, wie bei Arztbesuchen, ärztliche Untersuchung, Krankenhausaufenthalten, Behördengängen und auf Bahnhöfen und Flughäfen wünschen. Auffällig war auch, dass die Möglichkeiten im Bildungsbereich durch eine fehlende umfassende Kommunikation stark eingeschränkt sind und dadurch die beruflichen Aufstiegschancen verringert werden.
Im Herbst 2018 war es dann soweit. Der entwickelte Übersetzer wurde vorgestellt.
U-Bahnstation in Porto, Portugal
In einer zentralen U-Bahnstation in Porto, Portugal, wurde ein interaktiver Servicebildschirm aufgebaut, an dem sich Gehörlose in den fünf Sprachen der Projektpartner über Zugverbindungen und Preise informieren konnten.
Die gestellten Fragen wurden von einer virtuellen Figur (Avatar) in der entsprechenden Gebärdensprache beantwortet. Falls Wörter in der Datenbank fehlten, buchstabierte er sie in Fingeralphabet.
Virtueller Übersetzer (Avatar)
Hierfür mussten vorher von allen Projektpartnern ca. 500 Begriffe in ihrer Gebärdensprache in die Datenbank eingegeben werden. Dem zu Grunde lag ein zusammengestellter Katalog über 34 häufig gestellten Fragen und den entsprechenden Antworten zur Benutzung des Nahverkehrs in Porto.
In diesem Versuch bestätigte sich, dass der entwickelte Übersetzer für die Gehörlosen den Vorteil hat, dass sie weder mit gesprochener noch mit geschriebener Sprache konfrontiert werden, sondern in ihrer eigenen Gebärdensprache kommunizieren können.
Natürlich kann der Übersetzer mit ca. 500 Begriffen nur ein Anfang der technischen Entwicklung sein. Zukünftig könnte man die Datenbank mit digitalisierten Gebärden und die virtuelle Figur (Avatar) um Mimik erweitern und auch andere Anwendungsgebiete als die Unterstützung im Nahverkehr wären denkbar. Die Gemeinschaft der Gehörlosen verfolgt die Entwicklung jedenfalls mit großem Interesse und signalisiert großen Bedarf.