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Erbsenzähler und Oberlehrer? Bankenaufsicht als Berufsperspektive.

Auch die zweite Veranstaltung im Rahmen der „studio: A“-Reihe war ein voller Erfolg: Gut 30 Studierende waren an einem Gespräch mit Prof. Dr. Annabelle Kehl und Thomas Springmann über die Bankenaufsicht als Berufsperspektive interessiert. Die beiden Alumni der Universität Siegen arbeiten beide für die Deutsche Bundesbank, jedoch in unterschiedlichen Positionen.

Die beiden Gäste freuten sich sichtlich, aus diesem Anlass mal wieder an ihrer alten Universität zu sein. Durch den „Alumni-Bezug“ gelang auch bei dieser Veranstaltung heraus zu stellen, wie das, im Studium an der Universität Siegen Gelernte in der späteren Karriere umgesetzt werden kann.

In Kooperation mit der Alumni-Gruppe des Lehrstuhls für Finanz- und Bankmanagement, Prof. Dr. Arnd Wiedemann, wurden die Referenten in Siegen von Dr. Susanne Padberg als Leiterin des Alumniverbundes der Universität und von Fabian Leonhardt, wissenschaftlicher Mitarbeiter des Lehrstuhls begrüßt, der diese Talk-Runde moderierte.

Als Einstieg in die Talk-Runde stellten die beiden Alumni zunächst sich und ihren Beruf vor. Prof. Dr. Kehl eröffnete ihre Vorstellung mit einer Anekdote: Sie sei zwar studierte Mathematikerin, an der Schule sei Mathematik aber aufgrund einer Kopfrechenschwäche nicht ihr bestes Fach gewesen. An der Universität liegt dann glücklicherweise weniger beim Rechnen mit Zahlen sondern beim Rechnen mit Buchstaben , so Kehl. Sie studierte Mathematik in Kombination mit Wirtschaftswissenschaften, konnte sich früh im Nebenfach auf Finanz- und Bankmanagement spezialisieren und schrieb ihre Bachelor-Arbeit zum einem Thema aus dem Bereich der Marktpreisrisikomessung. Das Thema interessierte sie dann so sehr, dass sie sich im Master Studium auf Risikomanagement spezialisierte und die Abschlussarbeit über die Modellierung von Eventrisiken schrieb. Durch das hohe Potenzial des Themas konnte sie ihre Dissertation zum selben Sachverhalt verfassen. Nach dem Studium fing sie 2010 bei der Bundesbank an, und zwar als Dozentin an der Hochschule der Deutschen Bundesbank in Hachenburg, Westerwaldkreis. Zusätzlich ist sie seit 2013 als Lehrbeauftragte an der renommierten WHU Otto Beisheim School of Management in Vallendar tätig. Sie lehrt Finanzmathematik sowie Stochastik , beispielsweise die Bewertung von Kredit- und Zinsderivaten.


Thomas Springmanns Lebenslauf sieht da schon ein wenig anders aus: Nach dem Abitur macht er zunächst eine Ausbildung zum Bankkaufmann bei der Sparkasse in Olpe. Erst danach absolvierte er bis 2010 ein BWL-Studium an der Universität Siegen, er wollte zu diesem Zeitpunkt eine andere Karriere einschlagen. Dies änderte sich aber während des Studiums, denn er wählte Finanz- und Bankmanagement als Schwerpunkt. In der Bundesbank durchlief er zunächst ein zweijähriges Referendariat, was ihm die Chance ermöglichte, verbeamtet zu werden. Er beschäftigt sich in seinem Job mit Risikomanagement in Verknüpfung mit dem Aufsichtsrecht und ist auch aktiv bei Prüfungen diverser Banken vor Ort. Das Spannende daran sei, dass man den konzeptionellen Teil mit dem praktischen verknüpfe. Im Büro werden Ideen entwickelt, die er dann in der Praxis beobachten könne und umgekehrt, so Springmann. Der Ablauf einer Prüfung sieht bei ihm wie folgt aus: Zunächst sichtet er Unterlagen und bereitet sich auf die zu prüfende Bank vor. Dann geht es zu der Prüfung vor Ort, dort gibt es Ansprechpartner zu den verschiedenen Themen. Seine Teamkollegen und er führen letztendlich Interviews mit den Bankangestellten und schauen sich die Prozesse vor Ort an, um sie dann beurteilen zu können. Zum Abschluss schreibt er einen kritischen Bericht. Die BaFin kann dann aus diesem Bericht die Konsequenzen ziehen. Die Aufsicht hat also durchaus Mittel und Wege, die sie einsetzen kann. Beispielsweise kann eine Geschäftsleiterbefugnis entzogen werden.

Wichtig sei es, dass mit dem „Erbsenzählerimage“ aufgeräumt werde, so der Moderator, selbst gelernter „Banker“. Zunächst wurde aber die Zusammenarbeit zwischen der Deutschen Bundesbank und der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht, kurz: BaFin, erläutert. Die BaFin ist mehr für „hoheitliche“ Tätigkeiten zuständig. Beispielsweise kann die BaFin Banken schließen lassen. Die Deutsche Bundesbank hingegen hat die operative und laufende Aufsicht. Grundsätzliche, insbesondere rechtliche Aspekte werden immer mit der BaFin besprochen, deshalb beschäftigt diese auch deutlich mehr Juristen als die Deutsche Bundesbank. Prof. Dr. Annabelle Kehl betonte, dass die Hochschule der Deutschen Bundesbank aber für beide Behörden ausbildet, und unterstrich damit, dass durch die breitgefächerte Ausbildung Absolventen viele unterschiedliche Einsatzbereiche haben.

Neben dem „Erbsenzählerimage“ müssen sich Angestellte der Bankenaufsicht auch häufig anhören, dass sie wie Oberlehrer seien und in keinem dynamischen Umfeld arbeiten, so eine der nächsten provokanten Thesen des Moderators. Seit der Finanzkrise habe sich das Bild jedoch geändert. Springmann kann diese Auffassung nur unterstützen, denn er empfinde sein Umfeld als sehr dynamisch.

Das Risikomanagement der Banken müsse angemessen sein, wer beurteilt jedoch was angemessen sei? Diese Beurteilung spräche die Bankenaufsicht aus. Doch ohne harte Kriterien könne dies nicht funktionieren. Dass dadurch ein Oberlehrerimage entstünde, kann er nicht nachvollziehen.

Die Studierenden sollten sich nicht davon abschrecken lassen, dass in Hachenburg die Mitarbeiter der Deutschen Bundesbank nach den Vorstellungen des Arbeitgebers ausgebildet werden. Ganz im Gegenteil: Externe sind laut Prof. Dr. Kehl in der Bundesbank erwünscht, und zwar besonders für den höheren Dienst. Bei der Bundesbank habe man ein vielseitiges Einsatzgebiet. Man könne dort auch mit einer juristischen Ausrichtung anfangen. Nahezu jeder Studiengang ermögliche eine Karriere bei der Deutschen Bundesbank.

Die Deutsche Bundesbank unterstütze zu dem die „Work-Life-Balance“, die Arbeitszeiten seien grundsätzlich flexibel, Kernarbeitszeiten sind von 9:00-15:00 Uhr. An der Hochschule sieht es da schon anders aus, dort beginnt der Tag bereits um 07:30 Uhr. Trotz der angestrebten „Work-Life-Balance“ betonen beide Gäste, dass die Arbeit immer an erster Stelle käme. Die Arbeitszeiten im öffentlichen Dienst seien ein großer Vorteil gegenüber den Arbeitszeiten bei Privatbanken. Die Arbeitszeiten dort seien nicht vergleichbar, so Springmann.

Prof. Dr. Kehl schätzt vor allem den großen Erfahrungsschatz, den man als Aufsichtsinstanz gewinnt. Außerdem gäbe es die Möglichkeit des Teilzeitarbeitens, was etwa dann an Bedeutung gewönne, wenn beispielsweise eine Familie gegründet würde. Neben diesen positiven Attributen schätzt sie den großen internen Stellenmarkt und die Chance auf Verbeamtung, die einen enormen Sicherheitsfaktor darstelle. Abschließend erklärte sie den Studierenden, dass man bei internationalen Gremien mitarbeiten könne und aktiv an Gesetzen mitschreibe. Die Banken hingegen müssten das umsetzen , was ihnen durch die Aufsicht vorgegeben würde. Auch Springmann empfindet die aktive Mitarbeit als positiv, außerdem schätzt er die Internationalität, die der Beruf mit sich bringt.

Zusammenfassend lassen sich folgende Anforderungen an Berufseinsteiger festhalten: Gutes mathematisches Grundverständnis muss vorhanden sein. Englisch ist aufgrund der Internationalität sehr wichtig, muss aber noch nicht perfekt sein, und ein Master-Abschluss erhöht die Chancen auf dem Arbeitsmarkt enorm.

Auch die Bewerbungsgespräche der beiden Referenten verliefen unterschiedlich. Musste Prof. Dr. Kehl eine Probevorlesung halten, so musste Thomas Springmann einen mehrstufigen Einstellungstest bestehen und im Anschluss ein Assessment-Center durchlaufen. Ein Referendariat ist aber kein Muss, alternativ werden auch Stellen als Trainee oder an Direkteinsteiger vergeben. Auch bei diesen Einstiegsarten ist eine Verbeamtung möglich, Springmann schätzt jedoch am Referendariat besonders die Möglichkeit der nachhaltigen Vernetzung. Egal wie man schlussendlich bei der Deutschen Bundesbank einsteigt, es gibt für jeden die Möglichkeit, die Karriere, die er anstrebt, einzuschlagen. Das Aus- und Weiterbildungsangebot der Deutschen Bundesbank ist sehr breit gefächert und ermöglicht entweder eine Fach- oder Führungskarriere. Bankinternes Personal erhält beispielsweise Schulungen, um in speziellen Bereichen fit zu werden. Die Fluktuation innerhalb der Bank ist sehr gering, da der interne Stellenmarkt vielfältige Möglichkeiten bietet.

Auf die Nachfrage nach einem möglichen Praktikum bei der Deutschen Bundesbank und ob dieses obligatorisch für den späteren Einstieg bei der Bank sei, waren sich die beiden Gäste einig. Sie betonten, dass ein Praktikum nicht unbedingt nötig sei, um bei der Deutschen Bundesbank einzusteigen, jedoch sei es sehr gut um erste Kontakte zu knüpfen. Ein Einstellungskriterium sei es aber definitiv nicht. Beim Praktikum gäbe es auch keine festen Fristen, und da Vollzeit auch kein Muss sei, sei es gut mit dem Studium zu vereinbaren, so Springmann. Weiter riet er den Studierenden, sich initiativ zu bewerben. Wann das Praktikum am sinnvollsten sei? Prof. Dr. Kehl gab hierzu den Tipp sich am Ende des Studiums zu bewerben, denn dann bestünde die Chance nach dem Praktikum direkt seine Masterarbeit zu einem praxisnahen und aktuellen Thema in der Deutschen Bundesbank zu schreiben, was sich gut im Lebenslauf machen würde. Und wie es um die Perspektive des Verdienstes bei der Bankenaufsicht stünde? „Ein Investmentbanker in London verdient sicherlich mehr“ sagt Annabelle Kehl lachend. Die Erfahrung bestimme jedoch die Gehälter. Ein Berufseinsteiger verdient am Anfang weniger als ein Fachspezialist. Springmann wirft jedoch ein, dass bei einer Einstellung bei der Bundesbank die Verbeamtung für die Betrachtung der Gehälter eine wichtige Rolle spiele. Ein Trainee und Referendar erhalten während der Ausbildung in etwa dasselbe Gehalt. Im Anschluss bestimmt die persönliche Laufbahn das Gehalt. „Die Vernetzung ist jedoch so viel wert; das lässt sich nicht in Euros aufwiegen“, sagt er abschließend.

Festzuhalten bleibt: Für beide ist der Beruf der Bankenaufsicht eine sehr gute Karriereperspektive, da die Bankenaufsicht spannend und dynamisch ist, die Internationalität immer weiter zunimmt und man aktiv am Regelwerk mitarbeiten kann. Außerdem hat man gute persönliche Karrieremöglichkeiten und eine hohe Lernkurve.



Kathrin Wagner, Redaktion Alumni-Team

 
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