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Perspektive Literatur: Autorin, Lektorin und Verlags-Pressereferentin ermöglichen Einblicke in die Buchbranche

Dass Literatur an der Universität Siegen einen wichtigen Stellenwert hat, zeigte am 26.11 das Interesse vieler Studierenden. Rund 120 Literaturinteressierte kamen zum studio:A – dem Career Talk mit Alumni. Denn beim Talk an diesem Tag ging es um die (Berufs-) „Perspektive Literatur: Das Buch, vom Autor bis zum Verleger“.

Patricia Keßler, Melanie Lahmer und Janina Lücke haben zwei Dinge gemeinsam: Sie haben an der Uni Siegen – wenn auch unterschiedliche Studiengänge zu unterschiedlichen Zeiten – studiert und sie leben für Literatur. Aber auch der Moderator Johannes Herbst, Chefredakteur der studentischen Initiative LiteraListen und selbst Autor einiger Kurzgeschichten, hat sich bereits im Studium an der Uni Siegen der Literatur verschrieben. So kam es nicht von ungefähr, dass er die Runde souverän moderierte und auch die Studierenden mit seinen Fragen abholte.

„Literatur bestimmt mein Leben“, so Pressereferentin Keßler. Sie arbeitet seit nunmehr 14 Jahren für den Droemer Knaur Verlag in München und ist Ansprechpartnerin für alles rund ums Taschenbuch und Hardcover. Die Autorin Melanie Lahmer konnte mit dem Schwerpunktthema „Geocaching“ bei den Lesern punkten und durch Lesungen sowie Internetaktivitäten ihren Kriminalroman „Knochenfinder“ zu einem Erfolg werden lassen. Die Diplom Sozialpädagogin erhielt 2012 den Amazon Autorenpreis für ihren im Bastei Lübbe erschienen Debütroman. Der Debütroman wiederum musste vor der Veröffentlichung natürlich von einer Lektorin gegengelesen und optimiert werden. Diesen Job könnte die ehemalige Literatur, Kultur, Medien Studentin Janina Lücke erledigen, die mittlerweile als freiberufliche Lektorin unter anderem für den Nicolai Verlag in Berlin arbeitet. Die Konstellation der Talk Gäste zeigte bereits zu Anfang des Gespräches, wie vielschichtig die Buchbranche ist und das ein guter Text nicht von alleine zum Bestseller wird. Ein gutes Marketing und ein gutes Textlektorat sind ein Muss.

Nach dem Studium wurden die drei Alumnae ins kalte Wasser geworfen. Patricia Keßler studierte Anglistik und Romanistik mit Schwerpunkt Literatur an der Universität Siegen. Und auch in ihrer Freizeit widmete sie die meiste Zeit dem Lesen. „Die Luftblase Universität zerplatzte dann sehr schnell nach dem Magister und mir wurde klar, dass das Arbeiten in einem Verlag anders ist, als ich mir das ausgemalt hatte.“, so Keßler. Anders als Janina Lücke konnte sie während des damaligen Magister-Studiums noch keine Sprachpraxis Kurse belegt, die den Studierenden unter anderem Rhetorik oder journalistisches, kreatives oder professionelles Schreiben nahelegen. „Diese Schreibkurse haben mir später viel gebracht, so war ich schon eher auf meinen Beruf vorbereitet und das erworbene Wissen hat mir den Einstieg enorm erleichtert“, sagt die Lektorin. Von der „Fachfremdheit“ profitieren kann Melanie Lahmer: Durch ihre Arbeit als Sozialpädagogin hatte sie viel mit Menschen zu tun, die sie inspirierten und die nötige Menschenkenntnis ermöglichten, um als Autorin spannende, vielschichtige Charaktere zu entwerfen. „Die Theorie fehlte mir natürlich, aber das habe ich mir selbst angeeignet. Ich lerne heute noch und versuche immer, Romane, die ich lese zu analysieren und zu entschlüsseln. Meistens gelingt mir das auch“, sagt Lahmer lachend.

Dass das Leben als Autorin aber nicht immer ein Zuckerschlecken ist und man sich dessen bewusst sein muss, betont die dreifache Mutter mit Nachdruck. Es sei zwar der schönste Beruf der Welt, der aber auch sehr hart sein kann. „Neele Neuhaus oder Sebastian Fitzek sind mit ihren Erfolgen da schon die Ausnahmen. Die meisten Autoren halten sich mit regelmäßigen kleineren Veröffentlichungen über Wasser und arbeiten nebenbei noch in ihrem Brotberuf. Aber Kleinvieh macht auch Mist“, sagt sie und grinst.

Genau so sieht die (bittere) Realität aus. Wer als Autor nur ein erfolgreiches Buch veröffentlicht, und mit dem zweiten Buch keinen Erfolg hat, ist innerhalb weniger Monate vergessen. Außerdem darf die enorme Zeitspanne nicht außer Acht lassen. So schickte Lahmer bereits im Dezember 2013 ihr aktuelles Manuskript an den Bastei Lübbe Verlag und erst im Dezember diesen Jahres erscheint das eBook, Anfang 2015 folgt dann das Taschenbuch. Ein Monatsgehalt gibt es für Autoren nicht. Die Tantiemen kommen zwei Mal im Jahr, „das ist dann immer wie ein Überraschungsei“, sagt Melanie Lahmer. „Man darf sich aber nicht entmutigen lassen und muss immer am Ball bleiben.“ Finanziell unsicher sieht es heutzutage auch als LektorIn aus. „Ich habe mich jetzt im September 2014 selbstständig gemacht, weil ich gemerkt habe, dass die Verlage immer seltener Festanstellungen für Lektoren anbieten. Vielmehr werden die Lektoren von außen geholt“, erklärt Janina Lücke ihre Entscheidung als freie Lektorin zu arbeiten. Aber auch die persönliche Freiheit, die sich ihr so bietet, weiß sie zu schätzen, denn so kann sie sich selbst in verschiedenen Bereichen ausprobieren und ist nicht an ein Genre gebunden. Sicherheit sieht anders aus, aber man merkte den Talk-Gästen an, dass sie alle sehr zufrieden sind mit ihrem Job in der Literaturszene.

Die Studierenden hielten nicht lange mit eigenen Fragen zurück, auf die von den Talk-Gästen individuell und ausführlich eingegangen wurde. Sie nahmen sich Zeit für die Fragen, die allesamt die Diskussion antrieben. Eine besonders wichtiger Aspekt war dabei der Einstieg in die Branche. Wie setze ich einen Fuß in die Tür oder brauche ich da nicht eh schon Vitamin B? Klar, verneinen können die Gäste die Frage nach Vitamin B nicht. Denn auch in der Literaturbranche ist die Vernetzung das A und O. Mit den richtigen Kontakten ist natürlich auch der Einstieg leichter. „Neben Kontakten ist uns aber auch wichtig, dass da jemand sitzt, der Interesse an Literatur hat und kommunikativ ist. Gebrochene Lebensläufe interessieren mich da oft am häufigsten“, so Pressereferentin Keßler. Neben der Empfehlung bereits an der Uni Praxisangebote für das Sammeln von Erfahrungen mit eigenen Literaturprojekten in Anspruch zu nehmen – wie bei den LiteraListen – sind Praktika in der Buchbranche aber unverzichtbar und der Grundstein für eine gute Vernetzung.

Die Vernetzung wurde an diesem Abend großgeschrieben. Viele Studierende blieben nach der Talkrunde, um im persönlichen Gespräch mit Patricia Keßler, Melanie Lahmer und Janina Lücke noch letzte Fragen zu klären und den Abend so in einer geselligen Runde ausklingen zu lassen.


Kathrin Wagner, Redaktion Alumni-Team

 
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