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Geschichten erzählen ist ein hohes Gut. Javier Kafie stellt seinen Film "Cuatro Puntos Cardinales" vor

Javier Kafie stammt aus El Salvador. Er gehört zu den drei Millionen Mittelamerikanern, die das Land verlassen um im Ausland zu leben. Zumindest während seines Studiums. Heute ist er Dokumentarfilmer und stellte an der Universität Siegen seinen Dokumentarfilm „Cuatro Puntos Cardinales“ (deutsch: Vier Himmelsrichtungen) vor.

Zunächst studierte er in den USA, bald zog es ihn aber nach Deutschland – er begann an der Universität Siegen das Bachelorstudium „Literatur, Kultur, Medien“. Das Studium legte den Grundstein für seine spätere Karriere als Dokumentarfilmer. Hier lernte er, wie man Geschichten richtig erzählt. „Das ganze technische Know-How lernte ich dann in meinem Masterstudium, aber das Wichtige, den Aufbau der Geschichte, die ich in meinen Filmen erzählen kann, das lernte ich in Siegen und dieses Gut ist wichtiger als jedes technische Know How“. Schon während seines Studiums war er interessiert am Medium Film: „Mein Praktikum bei campusTV hat mir viel Freude bereitet. Ich bin dort zum ersten Mal mit dem Medium Film und Fernsehen in Kontakt gekommen und das hat mir gefallen.“

Nachdem er 2008 sein Bachelorstudium in Siegen abgeschlossen hatte, zog es ihn wieder zurück in seine Heimat. Dort musste er jedoch schnell erkennen, dass er mit seinem Studienfach erst noch eine geeignete Nische finden müsse. „Die Menschen in El Salvador lesen kaum, ich wollte aber Geschichten erzählen zu meinem Hauptberuf machen. Der Journalismus in El Salvadore lies mir keine Zeit zum Leben, also entschied ich mich für den Film.“ so Kafie.
Auf einer Kunstausstellung lernte er andere Dokumentarfilmer kennen, die eine Dokumentation über einen Künstler vorbereitet hatten, und plötzlich wusste Kafie genau, was er wollte. Vergessen war die Perspektivlosigkeit, denn eine Dokumentation erzählt auch eine Geschichte - eine wahre.

Er beschloss eine Doku über sein Heimatland zu drehen: Es entstand die Idee zu „Cuatro Punto Cardinales“. Die lange Zeit im Ausland und das Bild, das die Menschen von Mittelamerika im Kopf haben, führten zu diesem Entschluss. „Ich wollte einen Film machen, der nicht nur Gewalt und Drogen thematisiert. Die Menschen denken immer sofort an diese zwei Schlagwörter, weil die Medien Mittelamerika so inszenieren. Dabei gibt es so viel Positives und Schönes, was den Menschen vorenthalten bleibt.“ Bis zum fertigen Produkt war es jedoch ein steiniger Weg. Für sein Eigenprojekt musste ein Konzept angefertigt werden, mit dem er dann Institutionen anschreiben konnte. Der Alumnus brauchte die Gelder, da Filme in El Salvador wenig Förderung erhalten. Ein weiterer Schritt war Gelder über crowdfunding zu erzielen. Dann haben Kafie und sein Team allein mit Kickstarter.com rund US$10.000 eingenommen, die zur Realisierung des Filmes beigetragen haben.

Als Geschichtenerzähler muss Kafie immer wieder Entscheidungen treffen. Die Geschichte der Dokumentation ist unberechenbar. „Bei einer Dokumentation kann alles passieren. Du hast kein vorgeschriebenes Drehbuch, sondern die Protagonisten stehen im Vordergrund. Man muss auf jeden Fall eine klare Idee über die Erzählung, aber ihre Geschichte formt die Dokumentation.“, erzählt der Regisseur. Wichtig ist ihm, dass die Essenz des Filmes so effizient wie möglich vermittelt wird.
Aber auch als Produzent müssen Entscheidungen getroffen werden. Er muss mit der Rohfassung des Filmes von einem Filmfestival zum anderen ziehen, damit der Film bekannt wird. Obwohl ihm Kollegen dazu raten, den Film über 65 Minuten laufen zu lassen, damit er als Spielfilm gezählt wird, entscheidet sich Kafie dagegen: „Ich möchte den Zuschauern lieber 55 Minuten gute und informative Unterhaltung bieten, als 65 Minuten, die sich in die Länge ziehen, die keinen Inhalt haben.“ Wichtig war ihm jedoch eine professionelle Postproduktion – die Tonausarbeitung macht ihn heute noch nicht glücklich, denn der Regisseur und Produzent von „Cuatro Puntos Cardinales“ ist ein Perfektionist, der immer nach dem Optimum strebt.

Im Mai 2014, nach vier Jahren, hat die Dokumentation ihren letzten Schliff erhalten und seitdem präsentiert Kafie den Film auf Festivals. Es wurde bereits in El Salvador, Guatemala, Portugal und in der Dominikanischen Republik vorgeführt. Derzeit hat er Zusagen für Filmfestivals in Bilbao, New York, Los Angeles und Mexiko Stadt. Aber auch in Siegen präsentierte er seinen Film: Am 14.April war er nach sieben Jahren zum ersten Mal wieder in Siegen, traf sich mit seinem Erstprüfer der Bachelorarbeit Professor Dr. Christian von Tschilschke, der die Filmvorführung an der Universität organisierte. Die beiden verbindet ein freundschaftliches Verhältnis. Kafie bedankt sich bei seinem Mentor für die Unterstützung bei seinem Film, denn auch nach all den Jahren stehen die beiden noch in regelmäßigem Kontakt.

„Cuatro Puntos Cardinales“, erzählt die Geschichte von vier Menschen aus El Salvador, die im Norden, Osten, Süden und Westen leben. Vom ehemaligen Guerilla Kämpfer, der mit seinen Söhnen Musik macht, um zu verhindern, dass sich die Geschichte wiederholt, einer Kaffeefarmerin, einer Mutter, die sich um ihr Kind kümmern muss, den Haushalt macht und noch arbeiten geht sowie einem jungen Surfer, der an seinem Lieblingsort ein Hotel eröffnet hat. So unterschiedlich die Leute auch sind, sie vereint die Liebe zu ihrem Land. Das zu zeigen, ist Javier Kafie wichtig. „El Salvador ist ein vielfältiges Land, das so viel Schönes an sich hat und nicht nur durch Gewalt und Drogen dominiert wird.“ Die Studierenden applaudieren und zeigen Kafie, dass es sich gelohnt hat, diese Geschichte zu zeigen, die die Menschen berührt und zum Nachdenken anregt.

Kathrin Wagner, Redaktion Alumni-Team

 
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