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Gestalten und beraten – Alumni im Talk über Berufsperspektiven in Politik und Gesellschaft

Welchen Weg nach dem Studium der Sozialwissenschaften einschlagen? Habe ich auch als „Fachfremder“ eine Chance, Fuß in der Politik zu fassen oder benötige ich ein einschlägiges Studium? Diese Fragen stellen sich Studierende der Universität Siegen des Öfteren.

Diesmal zu Gast: Markus Krischer und Ulrich Künkler – in der Auftaktveranstaltung von studio:A im Wintersemester 2015/16 berichteten die beiden Alumni der Geistes- und Sozialwissenschaften aus ihren Berufserfahrungen, diskutierten mit den Studierenden über die Berufsperspektiven und standen ihren Fragen Rede und Antwort.

„Gestalten und beraten – Berufsperspektiven in Politik und Gesellschaft“ so das Thema dieses Career Talks mit Alumni in Kooperation mit MUN Siegen. Moderator Moritz Limbacher, der sich neben seines Studiums der Sozialwissenschaften im Programm Model United Nations Siegen und für JUNON engagiert, kommt nach einer Icebreaker Frage kommt sofort zum Wesentlichen: „Wie sieht denn eigentlich Ihr Arbeitsalltag aus?“ Die Gäste sind sich einig, dass man nie von einem Alltag sprechen kann. „Jeden Tag ergeben sich neue Herausforderungen, natürlich gibt es fixe Termine wie beispielsweise einen Redebeitrag eines Ministers zu verfassen oder Veranstaltungen zu planen, aber politiknahe Arbeit ist nie planbar“, so Künkler. Dieser Herausforderung geschuldet war auch, dass der zunächst angekündigte dritte Alumni-Talk-Gast, Dr. Christian Krell als Leiter der Akademie für Soziale Demokratie bei der Friedrich Ebert Stiftung kurzfristig einen Termin in Berlin wahrnehmen und seine Teilnahme an der Talk-Runde absagen musste.


Ulrich Künkler nahm 1992 sein Studium an der Universität Siegen auf. Mit seinem Studium der Geschichte realisierte er den bereits lange feststehenden Wunsch und kombinierte im damaligen Magisterstudiengang das Fach mit Politik und VWL. Er schätzt besonders die gute Bibliothek am Campus der der Adolf-Reichwein-Straße, die es ihm schon während des Studiums ermöglichte, unter optimalen Bedingungen zu recherchieren und Quellenarbeit zu leisten. Dies weiß er auch heute noch zu schätzen. „Die Uni-Bibliothek war für mich eine ganz wesentliche Entscheidung für diese Universität. Im Studium habe ich ein detektivisches Gespür entwickelt, das sehr wichtig für meinen Alltag ist. Ich weiß wie eine gute Recherche aussieht und habe im Studium gelernt mich zu organisieren.“ Auch Markus Krischer kann in seinem Job als EU Policy & Communication Advisor bei Bayer AG in Brüssel die erworbenen Kompetenzen aus seinem Studium der Sozialwissenschaften gut umsetzen: „Im Studium habe ich vor allem gelernt, wie strukturiertes Arbeiten aussieht und mein kritisches Denken wurde geschult.“, erzählt der Alumni, der 2010 sein Bachelorstudium in Siegen abschloss.

Krischer sieht seine Funktion als „Augen und Ohren des Unternehmens“: er kann neue Ideen aufnehmen und Meinungen sammeln, die Politikthemen sind in seinem Job nach außen gerichtet. Aber auch die nach Innen gerichtete Arbeit ist wichtig: So arbeitet er an einem Projekt zu Measurement, einem methodischen Ansatz zur Messung des Erfolgs von politischer Arbeit im Unternehmen. Auf ein Themenfeld eingeschränkt ist er somit nicht. Nach außen vertritt er beispielsweise die Interessen von Bayer zur Innovationspolitik, wie Akzeptanz von Technologien und Produkten, Finanzmarktregulierung oder hilft bei der Beteiligung an Transparenzinitiativen.


Ulrich Künkler arbeitet auf Landesebene in der Politik, stark verknüpft mit der Bundespolitik, und ist als Regierungsdirektor in der Hessischen Landesvertretung in Berlin mit Fragen der politischen Planung und Analyse betraut. Seine beruflichen Stationen führten ihn als Referent für Landtags- und Bundestagsabgeordnete in das politische Wiesbaden und zur Hessischen Staatskanzlei. „Gerade durch die Arbeit für Abgeordnete lernt man den praktischen politischen Prozess kennen – eine Sache, die man im Studium definitiv nicht lernt. Außerdem entwickelt man zunehmend ein strategisches Gespür, ein Gefühl für Themen, Trends und Entwicklungen“, so sein Fazit. Die Arbeit in einer Regierungszentrale sei gerade deshalb abwechslungsreich und spannend, weil Mitarbeiter zahlreicher Wissensdisziplinen in der Planung, Koordinierung und Durchführung von Projekten, Maßnahmen und Entscheidungen zusammenkommen.

Praktika sehen die beiden Gäste als essenziell, um Erfahrungen zu sammeln und Kompetenzen auszubauen. Markus Krischer begann bereits als Praktikant bei der Bayer AG und erhielt dann die Chance seine Masterarbeit im Unternehmen zu schreiben. Durch Praktika konnte er aber auch ausschließen, was für ihn überhaupt nicht in Frage kommt. „Dank der Praktika wusste ich schnell, dass die Wirtschaft mein Steckenpferd ist und ich mich für Lobbyismus interessierte.“, erzählt der Alumni, der nach seinem Bachelorstudium in Siegen 2013 seinen Master in Politikwissenschaften an der Universität zu Köln absolvierte und damit einen Weg gefunden hat, mit Beratung und Gestaltung Interesse und Kompetenzen in Wirtschaft und Politik zu verbinden. Ein weiterer wichtiger Faktor, sich bereits während des Studiums um Praxiserfahrung durch Praktika zu kümmern, ist der Aspekt des Netzwerkens, was auch weiterhin im späteren Beruf eine wichtige Rolle spielt. Persönliche Kontakte sind das A und O, ein Interesse an Menschen und Themen der Branche ist daher unverzichtbar.

Nach langjähriger Erfahrung in der aktiven Parteipolitik beschloss Ulrich Künkler diese an den Nagel zu hängen, denn nachdem er zehn Jahre lang Kreisabgeordneter war und 2005 im Wahlkreis Siegen-Wittgenstein für den Bundestag kandidierte und den Einzug in das Parlament nur sehr knapp verpasste, wollte er einen anderen Weg einschlagen, als gewählter Berufspolitiker zu sein. „Ich habe heute die Möglichkeit, im Team mit Kollegen neue Projekte anzustoßen, zu beraten und politischen Entscheidungsträgern zuzuarbeiten ohne aber unter permanenter öffentlicher Beobachtung zu stehen“, erklärt er seine Entscheidung. Heute ist er in seinem Job immer noch nah dran am politischen Geschehen und hat seinen Lebensmittelpunkt in Berlin.


Was die Studierenden besonders interessiert: Wie überzeuge ich meinen potenziellen Arbeitgeber von mir? Nach Krischers Ansicht liegt als Einstellungskriterium ein besonderer Wert darauf, Dinge vorantreiben zu wollen, das heißt es wird eine hohe Leistungsbereitschaft, Interesse an der Arbeit aber auch Kreativität erwartet. „Wir arbeiten zwar strukturiert, aber auch hier gibt es immer mal wieder etwas unbekanntes Neues, dem man dann mit Kreativität entgegentreten kann.“, so der zielstrebige Alumni. Künkler ergänzt: „Man muss in politiknahen Jobs definitiv im Team arbeiten können, wer eher ein Einzelkämpfer ist, wird es schwer haben.“ Leistung, Loyalität, zeitliche Flexibilität und Einsatzbereitschaft seien gefordert. Egal ob in der aktiven Politik oder in einem politiknahem Beruf: Um erfolgreich nach dem Studium in den Beruf zu starten, sollten die Studierenden sich während ihres Studiums schon Kompetenzen wie politische Recherche aneignen, außerdem sollten sie sich durch Praktika oder Nebenjobs im Studium bereits darüber klar werden, in welche Richtung sie gehen möchten, da die Bandbreite von Einsatzmöglichkeiten sehr groß ist. Die Zeit während des Studiums soll dazu genutzt werden, sich auszuprobieren, da sind die Alumni sich einig. Denn auch Krischer hat einmal aktiv in einem Wahlbüro gearbeitet, dabei aber schnell gemerkt, dass es nicht die Richtung war, die er für sich anstrebte. „Solche ‚Negativbeispiele’ sind aber durchaus hilfreich, denn auch zu wissen was man nicht möchte, hilft nach dem Studium bei der Berufswahl.“, sagt Krischer.


Kathrin Wagner, Redaktion Alumni-Team

 
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