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Stephan Boch – Wirtschaftsjurist der ersten Stunde hält Vortrag an seiner alten Universität und gibt Einblick in seine Tätigkeiten in einer Anwaltskanzlei

Am 13.01.2016 konnte Alumni Stephan Boch einmal die Perspektive wechseln und saß nicht selbst im gut gefüllten Plenum, sondern sprach als Gast im career:FORUM vor rund 60 interessierten Studierenden über seinen Alltag als Wirtschaftsjurist in einer mittelständischen Anwaltskanzlei und diskutierte mit den Teilnehmern über Fragen zum Berufseinstieg für Wirtschaftsjuristen.

Vor knapp dreizehn Jahren, im Sommersemester 2003, schloss er sein Studium an der Universität Siegen, als einer der ersten Diplom-Wirtschaftsjuristen des damals noch neuen Studiengangs ab. Doch sein Weg an die Universität Siegen war kein direkter: 1997 machte er sein Abitur, ging dann ein Jahr zur Bundeswehr und fing danach 1998 zunächst in Münster an, Jura zu studieren. „Ich hatte schon von klein auf mit der Juristerei Kontakt. Das mag daran liegen, dass mein Vater am Gericht in Siegen arbeitete.“ – Er merkte jedoch schnell, dass reines Jura nicht ganz seinen Vorstellungen entspricht. „Es war fast wie eine Fügung, dass es ein Jahr, nachdem ich mein Jurastudium aufgenommen hatte, hieß, in Siegen solle es nun den innovativen Studiengang ‚deutsches und europäisches Wirtschaftsrecht‘ geben.“, erzählt der Alumnus. Er habe nicht lange darüber nachdenken müssen und schrieb sich nun doch an seiner Heimatuni ein. Der erste Jahrgang des noch so neuen Studienganges startete mit 180 Studierenden, von denen acht Semester später noch fünf das Diplom erhielten. „Zu Anfang war es doch noch sehr chaotisch. Es gab ständig neue Studienordnungen, aber trotzdem habe ich sehr von diesem Studium profitiert und kann heute selbstbewusst sagen, dass ich mich nicht hinter Volljuristen verstecken muss.“ Er empfiehlt den anwesenden Studierenden ein selbstbewusstes Auftreten, da man als Wirtschaftsjurist über ein viel größeres wirtschaftswissenschaftliches Knowhow verfügt als ein Jurist. Jedoch betont er auch, dass auf Grund der breitgefächerten Aufstellung von Wirtschaftsrechtlern oft die juristische Tiefe verloren gehe.

Während seines Studiums arbeitete Stephan Boch für Prof. Dr. iur. Torsten Schöne als studentische Hilfskraft. Durch ihn fand er auch seinen Praktikumsplatz, der sein späterer Arbeitsplatz werden sollte: bei ACCEDIS Rechtsanwälte in Herborn, Hessen. Dort beschäftigt er sich heute hauptsächlich mit der Insolvenzverwaltung, in diesem Kontext ist er aber nicht nur beratend sondern auch juristisch tätig. Pro Jahr zieht er jedoch nur 10-12 Mal vor Gericht, die meiste Zeit findet seine Arbeit im Büro statt. „Als Wirtschaftsjurist muss man sich im Klaren sein, dass man nie zu 100 Prozent im Prozess tätig sein wird. Wenn man gerade das aber besonders reizvoll findet, sollte das Studienfach noch einmal überdacht werden.“, rät der Alumnus.

Seine Kanzlei sei genau die richtige Wahl für ihn gewesen. Mit vier Gesellschaftern ist sie die größte Kanzlei im Ort und beschäftigt derzeit um die 20 Mitarbeiter. Er schätzt besonders die persönliche Arbeitsatmosphäre und legt Wert auf die kollegiale Bindung. „Zum Geburtstag bringt man dann einen Kuchen mit oder am Montagmorgen wird über den letzten Tatort geredet.“, erzählt der Alumnus. Das gute Arbeitsklima trägt wohl dazu bei, dass er mittlerweile seit fast 12 Jahren dort arbeitet und jeden Tag gerne den Weg von Siegen nach Herborn antritt. Neben dem angenehmen Klima betont er aber auch, dass er schon im Pflichtpraktikum schnell eigenverantwortlich arbeiten musste und nicht nur anderen beim Arbeiten zu schauen musste. Er rät den Studierenden bei Bewerbungen nicht nur sich selbst zu präsentieren, sondern auch den Studiengang: „Das mag sich mittlerweile etwas geändert haben, aber zu meiner Zeit war die Bezeichnung Wirtschaftsrechtler, bzw. Wirtschaftsjurist den wenigsten ein Begriff, da der Studiengang noch neu und unbekannt war.“ Außerdem sollen sich die Studierenden darauf einstellen, dass in den seltensten Fällen speziell nach Wirtschaftsjuristen auf dem Arbeitsmarkt gesucht wird, sondern viel mehr Initiativbewerbungen von Vorteil sind. Er selbst war „zur richtigen Zeit, am richtigen Ort“ und begann früh Kontakte zu knüpfen.

Seine persönlichen Prioritäten haben sich vor einigen Jahren geändert, denn seit er Vater von zwei Kindern ist, legt er Wert darauf nicht mehr bis spät abends zu arbeiten. „40-45 Stunden die Woche müssen Sie natürlich investieren, aber reine Anwesenheit wird eher selten gefordert, wenn Sie in der Zeit, in der Sie anwesend sind effizient arbeiten, dann ist es kein Problem auch schon mal mittags um 15 Uhr Feierabend zu machen, weil man an seiner alten Uni einen Vortrag halten muss.“, scherzt Boch. Wer aber denkt, dass jeder Tag des Wirtschaftsjuristen durchgeplant sei, der täuscht sich. „Ich weiß zwar immer grob was mich erwartet, aber es kommt dann doch immer die eine oder andere Überraschung vor.“


Kathrin Wagner, Redaktion Alumni-Team
Fotos: Marcellus Menke, Career Service der Universität Siegen

 
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