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    19. Ratgeber für junge Frauen (Stobaios 4.28.10)

    19. Ratgeber für junge Frauen (Stobaios 4.28.10)

    Die harmonische Frau kann man sich nicht anders denken als voller Klugheit und Besonnenheit; denn ausgesprochen verständig muss sie sein, um Vollkommenheit zu erlangen. Nur dann wird sie gerecht, tapfer [wörtl.: männlich] und einsichtig sein, sich mit ihrer Bescheidenheit schmücken und leeres Denken und Reden verabscheuen. Diese Eigenschaften haben die schönste Wirkung auf die Frau selbst, ihren Mann, ihre Kinder und ihr Haus, oft aber für eine ganze Stadt - es kann ja sein, dass sie über Städte oder Völker herrscht, wie wir es bei einer Königin sehen.

    Wenn sie also ihr Temperament und ihre Leidenschaft beherrscht, ist sie rein und harmonisch: mit sich und der Welt im Einklang. Dann wird sie von unerlaubten Neigungen nicht einmal in Versuchung geführt, sondern wendet ihre Liebe auf den Mann, die Kinder und das ganze Haus. Frauen, die sich in fremde Betten sehnen, werden ja immer zu Feindinnen von allen im Hause, Frauen wie Sklaven; solch eine Frau sinnt auf Lug und Trug dem Ehemann gegenüber, sie erzählt ihm Unwahrheiten über jedermann, um den Anschein zu erwecken, niemand hege größere Freundschaft für ihn als sie; sie will die Herrschaft über das Haus behalten, ohne einen Finger zu rühren. Dadurch verkommt alles, was ihr und ihrem Mann gehört. Mehr will ich darüber nicht sagen.

    Was aber den Körper angeht, so soll die harmonische Frau ihn in natürlichem Maße mit Kleidung und Nahrung versehen; sie soll sich baden, die Haare frisieren und Gold und Edelsteine tragen, soweit dies dem Schmuck dient. Frauen, die nur das Beste und Teuereste essen und trinken, die Kleidung und Schmuck tragen, wie er unter Frauen gang und gäbe ist, sind nämlich schon zum Fehltritt bereit: sie sind zu jeder Schlechtigkeit fähig und werden immer das Falsche tun, nicht nur, wo es um die eheliche Treue geht. Eine Frau braucht also nur Hunger und Durst zu stillen, und wenn sie zu den unteren Schichten gehört, reicht ein Mantel aus Schaf- oder Ziegenfell, um sie gegen die Kälte zu schützen. Die Vorliebe für exotisches, teures Essen und berühmte Spezialitäten ist kein geringer Fehler, und wenn eine Frau allzu ausgefallene Kleider trägt, aus Stoffen, die etwa mit Purpur oder anderer teurer Farbe gefärbt sind, zeugt das von großer Torheit. Der Körper will ja nur nicht frieren und, der Schicklichkeit halber, nicht unbedeckt sein, etwas anderes braucht er nicht. Doch die Menschen in ihrer Dummheit meinen, nach dem Leeren und Überflüssigen streben zu müssen. Darum wird die kluge Frau sich keinen Schmuck von Gold oder indischem Stein umlegen (oder woher er auch kommen mag); sie wird sich die Haare nicht zu kunstvoll flechten und ihrer Salbe keine arabischen Düfte beimischen. Ebenso wenig wird sie sich das Gesicht weiß oder rot schminken, die Augenbrauen und Wimpern schwarz färben oder das ergraute Haar in Farbbädern auffrischen. Sie geht nicht einmal zu oft zum Baden; denn eine Frau, die das Bad besucht, sucht auch Zuschauer für ihre Freizügigkeit. Doch die Schönheit, die nicht daher kommt, sondern aus der geistigen Reife, sagt Frauen guter Herkunft zu. Aber man soll nicht glauben, es sei notwendig, aus einer vornehmen Familie, wohlhabenden Kreisen oder einer berühmten Stadt zu stammen; auch der Ruhm und die Liebe berühmter und hochgeborener Männer sind nicht vonnöten. Wenn eine Frau dies besitzt, wird sie sich darüber nicht grämen; wenn nicht, hat sie keinen Anlass, neidisch zu sein; denn auch ohne diese Vorzüge kann nichts sie hindern, vernunftmäßig zu leben. Aber auch wenn ihr dergleichen zufällt, ihre Seele soll nicht nach Größe und Bewunderung streben, sondern fern davon ihren Weg gehen; denn dieser Glanz schadet mehr, als er nützt: er lockt ins Verderben. Denn bei den Großen finden sich Neid, Intrigen und Verleumdung, so dass eine Frau in dieser Umgebung kaum zu einem unerschütterlichen Ruhen in sich selbst gelangen könnte.

    Den Göttern schuldet sie Verehrung, um zuversichtlich auf Glück hoffen zu können; sie soll dabei Sitte und Gesetz folgen, wie sie von den Vorfahren überliefert sind. Nächst den Göttern, fordere ich, soll sie die Eltern achten und ehren; denn diese sind in allem Göttern gleich und handeln zugunsten ihrer Enkel. Ihrem Ehemann gegenüber muss sie ebenfalls ihr Leben gesittet und erfreulich gestalten: sie darf nichts für sich allein im Sinn haben, sondern soll die Ehe hüten und schützen; denn darauf beruht alles. Was auch den Mann trifft, sie muss alles mittragen, ob er nun Unglück hat oder Fehler macht aus Unwissenheit, Krankheit oder Trunksucht oder wenn er mit anderen Frauen verkehrt; denn Männern wird ein solcher Fehltritt zugestanden, den Frauen jedoch niemals, es steht auch Strafe darauf. Pflicht der Frau ist es also, der Sitte zu folgen und nicht eifersüchtig zu sein. Auch seinen Zorn, seine Knauserei, seine Unzufriedenheit mit dem Schicksal, seine Eifersucht und seine Beleidigungen muss sie ertragen, und was ihm sonst von Natur aus eigen ist. So wird die Frau alles so ordnen, wie es ihm lieb ist, wenn sie klug ist. Eine Frau, die ihrem Mann eine Freundin ist und alle seine Angelegenheiten auf angenehme Weise verwaltet, lebt in Harmonie, sie liebt das Haus und erwirbt ihm Wohlwollen bei den Außenstehenden. Liebt sie jedoch nicht, so ist es auch nicht ihr Wunsch, ihr Haus, ihre Kinder, die Sklaven und das Vermögen in bester Ordnung zu sehen, sondern sie wünscht ihnen alles Verderben, als wäre sie eine Feindin; der Mann wäre schon tot, wenn es nach ihrem Gebet ginge, damit sie zu anderen Männern ziehen könnte, und wer ihrem Mann gefällt, den hasst sie. Harmonisch aber nenne ich sie dann, wenn sie nicht nur ihren Mann nützen, sondern auch den Kindern, Verwandten und dem ganzen Haus, zu dem auch Besitz, Freunde, Mitbürger und Gäste gehören; deren Haus wird sie in Schlichtheit führen, wird plaudern und zuhören auf angenehme Art und dem zustimmen, was mit ihrem gemeinsamen Lebensstil übereinstimmt; den Verwandten und Freunden, die ihr Mann ehrt, steht sie zur Seite; was ihm angenehm ist, gefällt auch ihr und was ihn erbittert, erachtet auch sie für schlecht, wenn sie nicht ganz und gar unharmonisch ist.
    Quelle: Pomeroy, Sarah B.: Frauenleben im klassischen Altertum. Aus dem Englischen übersetzt von Norbert F. Mattheis. Stuttgart 1985, S. 203-206. (Quelle übersetzt von Karin Metzler).

    Als Dank für die kostenlose Überlassung der "Abdruck"-Gemehmigung hier ein Hyperlink zur Homepage des Teubner-Verlages: http://www.teubner.de/.

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