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Effekte leiblichen Lernens im Religionsunterricht (ELLRU)

Ein empirisch-religionspädagogisches Projekt zur Wirksamkeit von Curricula leiblichen Lernens im Vergleich zu Curricula mit dem Schwerpunkt auf der imaginativen Auseinandersetzung.

Projetkteam:

Prof. Dr. Ulrich Riegel (Universität Siegen), Prof. Dr. Michael Fricke (Universität Regensburg), Elisabeth Buck (Universität Bamberg)

Problemkontext:

Schulunterricht arbeitet traditionellerweise mit einem hohen kognitiven Anteil. Lernen wird durch Ideen angestoßen und bewegt sich auf der Ebene von Ideen. Nun wird seit einiger Zeit in der Grundschule das ganzheitliche Wahrnehmen und Lernen betont, bei dem Bewegung und Leiblichkeit eine wichtige Rolle spielen (vgl. den Lehrplan für die Grundschule in Bayern 2000).

Im Religionsunterricht gibt es den Ansatz des "leiblich-bewegten Lernens" seit den 1990er Jahren in unterschiedlicher Ausprägung. Als Konsens lässt sich festhalten: Religion ist mehr als Ideen und Gedanken, manifestiert sich in Räumen, Formen, Bewegungen und Gesten, und lässt sich erkunden, anschauen und erfahren. Auf dieser religionspädagogischen Linie liegt z.B. der sog. "Bewegte Religionsunterricht" (BRU) von Elisabeth Buck. Der BRU arbeitet mit einem Erkenntnisbegriff, nach dem Erkenntnis mehr ist, als in Sprache gefasst werden kann. Mit diesem weiten Erkenntnisbegriff versucht er der Dynamik des christlichen Glaubens gerecht zu werden, die sich in der Inkarnation Gottes und der Lebenswende von den Menschen, denen Gott begegnet, ereignet. Dazu arbeitet der BRU mit Methoden des Bewegungsspiels, des musikalischen und rhythmischen Ausdrucks, der sinnlichen Gestaltung der Unterrichtshefte, immer in Verbindung mit reflektierenden Gesprächen.

Offen ist, inwieweit leiblich orientiertes Lernen seinen selbst gesteckten Zielen gerecht wird. Gegenwärtig gibt es noch keine empirisch fundierten Kenntnisse, ob dieses Lernparadigma im Religionsunterricht zu neuen Kenntnissen und Kompetenzen befähigt und wie es sich in seinen Effekten von kognitiv-imaginativen Lernwegen unterscheidet. Hier setzt das beantragte Projekt an. Es fragt nach den Kenntnissen, Fertigkeiten und Motivationen der Schüler, die ein Curriculum durchlaufen haben, das sich am leiblich-bewegten Ansatz orientiert. Diese werden verglichen mit den Kenntnissen, Fertigkeiten und Motivationen von Schülern, die zum selben Thema ein Curriculum durchlaufen haben, das einem kognitiv-imaginativen Ansatz verpflichtet ist.

Forschungsfragen der Pilotstudie:

1)  Welche Lerneffekte erzielt ein Curriculum, das sich am Paradigma des leiblichen Lernens orientiert, im Religionsunterricht?

1a) Welche Lerneffekte ergeben sich entlang der kognitiven Dimension, d.h. der Kenntnis deklarativer Inhalte, der Empathiefähigkeit (sic!) und der Fähigkeit zum Perspektivenwechsel?
1b)  Welche Lerneffekte ergeben sich entlang der affektiven Dimension, d.h. der Wertzuschreibung an die unterrichteten Inhalte und der Identifikation mit ihnen?
1c)  Welche Lerneffekte ergeben sich entlang der produktiven Dimension, d.h. des kreativen Umgangs mit den Inhalten, deren inhaltliche Weiterentwicklung, sowie der Fähigkeit, die Inhalte auf die Gegenwart zu beziehen?

2)  Wie unterscheiden sich die Lerneffekte des leiblichen Curriculums von den Lerneffekten, die ein Curriculum erzielt, das sich imaginativ mit den Themen auseinandersetzt?

3)  Welche Rolle spielt die Religiosität der Schülerinnen und Schüler für besagte Lerneffekte?

3a)  Welche Rolle spielt die Religiosität der Schülerinnen und Schüler für die Lerneffekte im leiblichen Curriculum?
3b)  Welche Rolle spielt die Religiosität der Schülerinnen und Schüler für die Lerneffekte im imaginativen Curriculum?
3c)  Unterscheidet sich die Rolle der Religiosität der Schülerinnen und Schüler hinsichtlich der Effektivität zwischen dem leiblichen und dem imaginativen Curriculum?

4)  Welche Nachhaltigkeit zeigen die leibliche Curricula und die imaginativen Curricula? Unterscheiden sich beide in ihrer Nachhaltigkeit?

Methode der Pilotstudie:

Das Projekt basiert auf der quantitativ-empirischen Methode des quasi-experimentellen Designs. Mit Hilfe eines Pre- und mehrerer Post-Tests, die die Schüler der untersuchten Klassen ausfüllen, werden die Effekte eines Curriculums, das sich am Ansatz leiblichen Lernens orientiert, analysiert.

Die Untersuchungsgruppe besteht aus 30 Lerngruppen der vierten Jahrgangsstufe an bayerischen Grundschulen mit ca. 500 Schülerinnen und Schülern, die den evangelischen oder den katholischen Religionsunterricht besuchen. Alle Klassen durchlaufen zwei Unterrichtseinheiten zu je zwölf Unterrichtsstunden. Beide Unterrichtseinheiten (Mose; Luther) liegen sowohl gemäß des leiblichen Ansatzes vor als auch im Sinn eines imaginativen Ansatzes. Um den Einfluss der Lehrkraft zu kontrollieren und Reihungseffekte weitgehend auszuschließen, wird die Hälfte der Klassen zum ersten Thema (Mose) im Stil des leiblichen Ansatzes unterrichtet, die andere Hälfte im Sinn des imaginativen Curriculums. Beim zweiten Thema (Luther) werden die Ansätze getauscht, so dass jede Klasse ein Thema im Sinn des lieblichen Ansatzes, das andere in herkömmlicher Form erlebt hat.

Für die Operationalisierung des leiblichen Ansatzes wurde der BRU ausgewählt, weil er einen in sich geschlossenen Ansatz darstellt, der sich in der Religionspädagogik zu einer festen Größe etabliert hat. (vgl. E. Buck, Bewegter Religionsunterricht 4. Aufl. Göttingen 2004; Religion in Bewegung. Sekundarstufe I, Göttingen 2005). Für die Operationalisierung des imaginativen Ansatzes wurden die herkömmlichen Methoden des Religionsunterrichts benutzt, wobei streng darauf geachtet wurde, dass keine Übungen mit leiblichen Anteilen verwendet wurden.

Die Effekte der Curricula werden in vier Fragebogenerhebungen untersucht. Sie finden statt zum Beginn des Projekts vor der Mose-Einheit (t1), beim Themenwechsel von Mose zu Luther (t2), beim Abschluss des Luther-Themas (t3) und ca. 6 Monate später am Ende des Schuljahres (t4). Der erste Fragebogen (t1) erhebt das Vorwissen der Schülerinnen und Schüler zu Mose, sowie einige Daten zu ihrer Religiosität und ihrer Zufriedenheit mit der Schule. Der zweite Fragebogen (t2) bestimmt die Lerneffekte zu Mose, die Zufriedenheit mit der Unterrichtseinheit, sowie das Vorwissen zu Luther. Der dritte Fragebogen (t3) zielt ab auf die Lerneffekte zu Luther und die Zufriedenheit mit der Unterrichtseinheit. Der vierte Frageboten schließlich (t4) misst die Nachhaltigkeit beider Curricula, indem er nach den Lerneffekten zu Mose und Luther fragt. Außerdem erhebt er nochmals die Religiosität der Schülerinnen und Schüler.

Begleitend zu beiden Curricula führen die beteiligten Lehrkräfte Unterrichtstagebücher, in denen sie kurz die alltäglichen und besonderen Ereignisse während der Religionsstunden eintragen. Mit diesen Tagebucheinträgen sollen später außergewöhnliche Einflussfaktoren auf den Unterricht kontrolliert werden können.

Vor Projektbeginn wurden die Lehrkräfte, die an der Untersuchung teilnehmen, trainiert. Das Training fand im Rahmen einer Fortbildungsveranstaltung zum BRU am Religionspädagogischen Zentrum der Ev.-Luth. Landeskirche in Bayern in Heilsbronn statt. Auf dieser Fortbildung lernten die Lehrkräfte das Konzept des BRU kennen, setzen sich mit beiden Unterrichtseinheiten auseinander und wurden über den Verlauf und die Qualitätskriterien der Untersuchung informiert. 

Publikationen:

  • Fricke M., Riegel U. (2010a), Leibliches Lernen im Religionsunterricht, in: Zeitschrift Pädagogik und Theologie, Heft 3, 257-266.
  • Riegel U., Fricke M., Macha K. (2010b), Does the body matter? Effects of body-based learning in religious education, in: Journal of Empirical Theology 23/2, 21-38.
  • Fricke M.; Riegel U. (2011a), „Als wir barfuß über den Boden Gottes laufen konnten“. Eine empirische Pilotstudie zum leiblichen Lernen im Religionsunterricht der Grundschule, Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht (208 S.)
  • Riegel U., Fricke M. (2011b), „Es war schön, wo Gott beim Dornenbusch war“. Elementare Lernwege, um mit Kindern Gotteserfahrungen nachzuspüren, in: Freudenberger-Lötz P., Riegel U. (Hg.), Baustelle Gottesbild (Jahrbuch der Kindertheologie. Sonderband), Stuttgart, 116-127.
  • Fricke M, Riegel U. (2012), Lässt sich Gott durch leibliche Lernwege "erschließen"? Eine empirische Pilotstudie zur Lehr-Lernforschung im Religionsunterricht, in: Bayerhuber H., et.al. (Hg.), Formate fachdidaktischer Forschung. Empirische Projekte - historische Analysen - theoretische Grundlegungen, Münster, 257-276.

Finanzielle und logistische Unterstützung:

Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern

 
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