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Buch des Monats November 2012

Joke van Leeuwen: Als mein Vater ein Busch wurde und ich meinen Namen verlor. Aus dem Niederländischen von Hanni Ehlers. Gerstenberg 2012, ab 12 Jahren

Joke van Leeuwen ist eine ungewöhnliche Schriftstellerinnen und auch ihr neuer Kinderroman Als mein Vater ein Busch wurde und 2012_novemberich meinen Namen verlor entspricht nicht der ‚leichten Kost’ trotz der farbigen Covergestaltung und des ungewöhnlichen Titels, der bereits vor der Lektüre jede Menge Interpretationen erlaubt und nach der Lektüre weiterhin zum Nachdenken anregt.

Im Mittelpunkt steht die namenlose Erzählerin Tonda, die aufgrund eines Krieges ihre Heimat verlassen muss und in die Heimat ihrer Mutter flieht. Zurück bleiben ihre Großmutter sowie der Vater, der vor dem Krieg ein Feinbäcker war, im Krieg kämpfen muss und eben zu einem Busch, nämlich einer Tarnung, wurde. In Episoden schildert sie ihre Flucht, ohne jedoch Land und Krieg genauer zu benennen. Im fremden Land angekommen, weiß Tonda nicht mehr die Adresse ihrer Mutter, landet im Heim und muss die neue Sprache erlernen, die ihr fremd ist und auch fremd bleibt.

Krieg, Verlust der Heimat und der Muttersprache sind komplexe Themen, die jedoch nicht ungewöhnlich in der Kinderliteratur sind. Doch Joke van Leeuwen nähert sich dem Themenfeld auf eine Art und Weise, die zumindest nach der ersten Lektüre irritiert. Der Leser bzw. die Leserin kann nicht erahnen, welcher Krieg es ist und auch, an welchem Ort die Handlung schließlich stattfindet. Auch die Illustrationen oder die Sprache in der Exilheimat liefern keine Hinweise. Und gerade das macht aber auch den Roman aus, bietet er doch die Möglichkeit, allgemein über Krieg und Verlust von Heimat sowie Sprache nachzudenken. Die Figur Tonda ahnt weder, warum es zum Krieg kam, noch, wer gegen wen kämpft. Sie weiß nur, dass Krieg Schmerzen, Angst und Verluste beinhaltet. Erzählt wird konsequent aus ihrer Sicht und es sind ihre Gefühle und Schmerzen, die man erfährt.

Besonders gelungen ist, wie sich Joke van Leeuwen auch dem Thema Sprachwechsel nähert. In dem neuen Land kennt Tonda zwar die Buchstaben, kann Sätze lesen, aber versteht nicht den Sinn. Menschen helfen ihr nur bedingt und erst im Heim bekommt sie Sprachunterricht, der ihr den Zugang zum neuen Leben ermöglicht. In kleinen Schritten erzählt sie, wie sie sich der Sprache nähert, wie sie zunächst einzelne Gegenstände lernt, dann ganze Sätze und sich schließlich alleine auf die Suche nach ihrer Mutter macht. Das Annähern an die neue Sprache erfolgt über Illustrationen und der Leser/die Leserin kann die Schritte einzeln verfolgen.

Als mein Vater ein Busch wurde und ich meinen Namen verlor ist ein schwieriges, irritierendes und zugleich poetisches Kinderbuch, das einfach das Potential von Kinderliteratur unterstreicht.