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Buch des Monats März 2014

Natasha Farrant:

Die Geschwister Gadsby.

Aus dem Englischen von Annette von der Weppen.

Hamburg: Carlsen 2014.

Ab 13 Jahren.

Die Geschwister Gadsby ist ein wunderbarer Familienroman für jugendliche und auch für nicht mehr ganz so jugendliche maerz_2014Leserinnen/Leser. Es ist zudem ein Roman, der einem lange in Erinnerung bleibt und sich gekonnt der Frage nähert, wie eine Familie mit dem Tod umgeht.

Im Mittelpunkt steht Bluebell, die nicht nur die Ich-Erzählerin dieses ungewöhnlichen Romans ist, sondern zugleich auch wichtige Ereignisse mit ihrer Kamera festhält und in Filmtagebüchern dokumentiert. Das nervt mitunter die Familie, doch wird auch schnell klar, dass die Kamera Bluebell einerseits Halt, andererseits die Möglichkeit gibt, sich und ihre Gefühle zu verbergen. Bluebell lebt in einer ungewöhnlichen Familie. Ihr Vater ist Professor für mittelalterliche Literatur, hat eine Stelle in Warwick angenommen und sieht seine Familie nur unregelmäßig. Die Mutter, die ihre hausfraulichen und mütterlichen Pflichten nicht mehr ausüben konnte, reist als erfolgreiche Geschäftsfrau durch die Welt, pendelt zwischen London, New York und China hin und her und sieht ihre Kinder nur selten. Flora, die Älteste, rebelliert mit Dreadlocks und bunter Haarfarbe, Jas und Twig kümmern sich liebevoll um ihre Rattenfamilie und Bluebell steht irgendwie verloren in diesem Chaos. In der Schule wird sie schikaniert, fühlt sich unsichtbar und erst als Zoran, der Au-Pair der Familie, sowie Joss, der Nachbarsjunge, in ihrem Leben auftauchen, scheint sich die Lage zu verbessern. Zumindest öffnet sich Bluebell und den Leserinnen/Lesern wird klar, dass sie ihre Zwillingsschwester Iris bei einem tragischen Unfall verlor und seitdem ist die Familie wie gelähmt. Die Mutter konnte wegen ihrer Trauer nicht im Haus bleiben, flieht von Kontinent zu Kontinent und auch der Vater verändert sich. Flora leidet unter der Abwesenheit der Eltern, schafft es nur bedingt, ihren Geschwistern Nähe zu vermitteln und trotzdem ahnt man, dass die Geschwister zusammenhalten, auf ihre Art und Weise trauern und sich erst, als sich die Ereignisse überschlagen, öffnen und miteinander sprechen.

Trauer, Vertrauen, Verlust und Familie sind die Themen des Romans, die sensibel und gekonnt im Roman verpackt werden. Die Ich-Erzählerin stellt uns nicht nur ihre Geschwister vor, sondern auch ihre Ängste. Keiner ahnt, welche Schikanen sie in der Schule nach dem Tod ihrer Schwester erleiden muss. Erst der neue Nachbarsjunge rettet sie und Bluebell verliebt sich, ohne dass ihre Liebe erwidert wird. Sie erzählt sprunghaft, blickt zurück und folgt so keiner linearen Erzählweise. Doch das ist gerade das, was den Roman auszeichnet. In Episoden nähert man sich dem Tod der Schwester. Aufgrund der Erzählperspektive ist es jugendlichen Leserinnen/Lesern möglich, sich in die Gedankenwelt von Bluebell hineinzuversetzen und so auch neue Sichtweisen zu erhalten. Am Ende muss man sich als Leserin/Leser mit den im Roman aufgeworfenen Fragen auseinandersetzen. Es eröffnet den Blick auf neue Sichtweisen und genau das ist es schließlich, was Literatur und zwar auch Kinder- und Jugendliteratur machen soll.

Natasha Farrant orientiert sich an Familienromanen, die in den letzten Jahren immer wieder in der Allgemeinliteratur erschienen sind und sich großer Beliebtheit erfreuten. Doch es ist vor allem ein Familienroman für Jugendliche, was sich besonders deutlich am Ende zeigt – aber das wird nicht verraten.

Insgesamt ist der Autorin ein Roman voller Empathie gelungen, dem man einfach viele Leserinnen/Leser wünscht.

Quelle: Jana Mikota (2014): Eine Rezension von Jana Mikota: Natasha Farrant: Die Geschwister Gadsby. Aus dem Englischen von Annette von der Weppen. Online unter: http://www.alliteratus.com/pdf/tb_absch_fam_gadsby.pdf (letzter Abruf: 25.05.2014)