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Dr. Christian B. Jung

Zurück zu den Wurzeln und ab in die Selbstständigkeit – vom angestellten SAP-Berater zum eigenen Chef

Auf dem Weg zu seinem Traumberuf als selbstständiger SAP-Berater lernte Dr. Christian B. Jung eine breite Palette aus Tätigkeiten kennen. So jobbte er in den Ferien als Anstreicher, Dachdecker, Chauffeur oder Tiefbauer und lernte durch Praktika viele unterschiedliche Unternehmen kennen. Nach seiner Ausbildung zum Energieanlagenelektroniker war er sicher, dass er studieren wollte und nahm 1990 sein Studium in „Technischer Informatik“ an der Uni Siegen auf.

Studium – zweite, aber beste Wahl

Alles begann im kleinen Ort Rahrbach nahe Olpe, wo Christian Jung aufwuchs und zur Schule ging. Zu dieser Zeit reizte ihn der Gedanke an ein Studium noch nicht und er begann eine Ausbildung zum Energieanlagenelektroniker. „Diese Zeit hat mir viel Spaß gemacht und mich sehr bereichert, aber mir wurde auch bewusst, dass es nicht das war, was ich auf Dauer machen wollte. Mein Ziel war, in die selbstständige Arbeit zu gelangen und so entschied ich mich für ein Studium“, erklärt Jung seine Entscheidung. Also machte er einen großen Schritt, holte sein Abitur nach und schrieb sich für den FH-Studiengang „Technische Informatik“ an der Uni Siegen ein, die ihn mit ihrem guten Ruf überzeugt hatte. Seine Erwartungen wurden erfüllt. „Die gesunde Mischung aus Informatik, Mathematik und Physik sagte mir sehr zu und das Studium stärkte mein Interesse an integrativer Arbeit enorm.“

Praktika als wichtigster Erfahrungspool

Der gebürtige Sauerländer nutzte die Semesterferien für Praktika und erlangte dadurch Einblicke in sehr unterschiedliche Unternehmen. Von der IT-Technik bis zum Umweltschutz war alles dabei und die Erfahrungen, die er dort sammeln konnte, schätzt Christian Jung noch heute. „Die Praktika waren für mich damals wie heute von höchster Wichtigkeit“, betont er. „Praktika empfehle ich jedem Schüler, Auszubildenden und Studenten! Es prägt, erdet, macht unternehmerische Zusammenhänge transparent! Wichtiger Tipp für alle, die sich für diesen Berufszweig interessieren: Machen! Praktika! Sprachen! Soft Skills!“ Es waren unter anderem gerade diese praktischen, breitgefächerten Erfahrungen, die ihm die Jobsuche nach dem Studium maßgeblich erleichterten und so fand er den Einstieg in die Beratung bereits zwei Monate nach Studienende als interner Berater für die Logistikmodule Materialwirtschaft und Lagerverwaltung bei „CompuNet“ in Kerpen.
Einige Zeit später spürte ein Headhunter Dr. Christian Jung auf und vermittelte ihn als SAP-Berater an die Firma „Bearingpoint“ (damals KPMG) in den USA. Ein neuer Lebensabschnitt begann und der Alumnus entwickelte eine ausgeprägte Faszination für die unterschiedlichen Kulturen, Sprachen und Unternehmensphilosophien. Dennoch zog es ihn wieder zurück nach Deutschland und so gründete er noch während seiner Zeit in Amerika die Firma „it[colos]“. Als Selbstständiger mit Visitenkarte, Homepage und Handelsregistereintrag kehrte er in sein Heimatland zurück und besuchte dort unmittelbar seinen ersten Kunden.
Mit der Firmengründung in Kirchhundem kehrte Christian Jung zwar rein geografisch zu seinen Wurzeln im Sauerland zurück, doch an einem einzigen Ort verharrt er für längere Zeit nur selten. Neben Deutsch spricht er Englisch fließend und beherrscht auch Spanisch gut. Für ihn bergen die Zusammenarbeit mit internationalen Firmen und die damit verbundene Mehrsprachigkeit einen ganz besonderen Reiz, sodass er des Öfteren im Flugzeug sitzt und in Hotels übernachtet, um Kunden in In- und Ausland zu beraten. „Natürlich könnten internationale Projekte auch abgelehnt werden“, erklärt Jung. „Da der Anteil der international orientierten Projekte weltweit steigt, wäre das eine schlechte Wahl. Mich reizen die Berührungspunkte mit morgen- oder abendländischen Flair. Ich finde es unglaublich spannend.“

SAP - Was bedeutet das überhaupt?

„SAP ist eine Firma mit Sitz im baden-württembergischen Walldorf, die weltweit tätig ist und ganz unterschiedliche Branchen mit einer Standardlösung, also einer Software, bedient die sich auf den jeweiligen Kunden parametrieren lässt. Danach ist der Kunde dann vom Controlling über die Produktion bis hin zur Lagerverwaltung vollständig betriebsfähig“, erklärt Christian Jung. Mit seiner Firma it[colos] habe er sich auf die Lagerverwaltung spezialisiert, wo es darum gehe, alle Warenflüsse und Prozesse vor und nach Wareneingang bis zum Warenausgang und darüber hinaus abzubilden, zu optimieren und zu verwalten. Dabei steht im Mittelpunkt, die Waren nach bestimmten Kriterien und Strategien zu lagern, zu scannen, zu sortieren und schließlich an die Kunden zu senden und zu fakturieren. „Dadurch, dass die Software standardisiert ist, kann ich jeden Kunden beraten, der diese Software im Einsatz hat. Bei der Beratung geht es darum, die Wünsche des Kunden zu erfahren und innerhalb der nächsten 6 - 24 Monate das Ziel zu erreichen. Dabei kann es unter anderem um eine komplett neue Umstellung auf SAP gehen oder auch um das Ausmerzen kleinerer Fehler. Für die Beratung fahre oder fliege ich zum Kunden, um die Situation vor Ort einzuschätzen und zu besprechen. Häufig übernachtet man da unterwegs und kehrt nur am Wochenende in die Heimat zurück.“

Das Reisen und seine Abenteuer – eine kleine Anekdote

Auf seinen vielen Reisen hat der Alumnus bisher so einiges erlebt. Durch den Kontakt mit Menschen aus ganz verschiedenen Kulturen und die zahlreichen Ortswechsel entstehen immer wieder die interessantesten Erlebnisse und Geschichten. Eine dieser Anekdoten beginnt für Christian Jung im Flieger von Portland, OR Richtung Süden. Wie immer sitzt er am Gang mit seinem Laptop auf dem Schoß. Eine ältere Dame sitzt neben ihm. Der Flieger landet und es beginnt damit, dass AVIS seine Reservierung für den Mietwagen nicht finden kann. Alles noch kein Problem. Schnell ist eine neue Reservierung gemacht und der Wagen gebucht, doch der Pförtner schaut ihn verdutzt an, als er nach dem schnellsten Weg nach Orange County, California fragt. „Orange County liegt etwa sechs Stunden südlich von hier entfernt.“
„Aber wo bin ich denn hier?“, fragt Jung erstaunt und erhält prompt die Antwort: „Sie sind in Oakland in der Nähe von San Francisco.“ Der Pförtner öffnet das Tor, Christian Jung tritt auf‘s Gas, fährt einmal um den Parkplatz herum und hält an einer Ampel. Da gibt es plötzlich einen Schlag, ein Auto hat seinen Mietwagen leicht erwischt. Keiner der beiden Fahrer reagiert, was den Hintermann verdutzt aber entspannt aussehen lässt. Bei Grün rast Jung weiter, stellt das Auto ab, wirft dem überraschten Pförtner den Schlüssel zu und fragt an der Auskunft nach seinem Flug. Obwohl die Frau ihm bedauernd mitteilt, dieser sei schon weg, rennt er zu Gate 4 und wird tatsächlich mit viel Bitten und Flehen in den Flieger gelassen. Erschöpft und verschwitzt erzählt er der älteren Frau von seiner Spritztour, die herzlich lacht. Sie lacht ebenso wie seine Kollegen, denen er nach seinem Meeting, das er tatsächlich pünktlich erreichte, von dem Abenteuer erzählt. Einige Wochen später bekommt er die Mietwagenabrechnung. Die Dame an der telefonischen Hotline wundert sich, entschuldigt sich mehrfach und storniert den Betrag selbstverständlich, da der Computer anscheinend bei der Ermittlung der gefahrenen exakt einen Meile einen Fehler gemacht haben muss. „Was lernen wir daraus? Wisse, wo du bist, beachte deine Umwelt, Computer machen keine Fehler. Der Engländer sagt picnic: problem in chair not in computer“, sagt Jung lachend dazu.

„Work-Life-Balance“ oder doch lieber „Life-Work-Balance“?

Um einen Ausgleich zu seinem anspruchsvollen Beruf zu finden, verbringt er seine Freizeit mit seiner Partnerin und seinen Freunden. Außerdem atmet er nach einem anstrengenden Arbeitstag gerne in der freien Natur durch und ist entweder mit dem Mountainbike oder zu Fuß unterwegs. „Ich nenne die Work-Life-Balance, die ja heutzutage in aller Munde ist, als Coach lieber Life-Work-Balance“, erzählt Jung, der sich zum Beispiel als Mentor im Mentoringprogramm des Alumniverbund der Siegener Uni engagiert. „Work-Life-Balance hört sich so an, als sollte die Arbeit Priorität haben. Ich denke aber, dass immer das Leben an erster Stelle stehen sollte.“

Das Porträt basiert auf einem Interview mit Dr. Christian B. Jung und wurde von Franziska Elsner, Alumni-Team der Universität Siegen, verfasst.

 
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