Kai Miethig

Nach dem Studium ins Ausland – Spanien und Frankreich sind da sehr beliebt. Manche Studenten wagen sich sogar bis in die USA oder nach Australien. Aber von deutschen Studenten, die im Mittleren Osten, speziell Bahrain Fuß gefasst haben, hört man eher selten. Was sollten sie da auch, da gibt’s doch nur Wüsten und Kamele – oder? Der Siegener Alumnus Kai Miethig, der 2003 sein Diplom erhielt, weiß anderes zu berichten, er arbeitet seit 2007 in dem Inselstaat als Architekt für die Firma Tilke & Partners.
Leben und Bauen im Wüstenstaat
Erste Kontakte in den Mittleren Osten knüpfte der gebürtige Siegener, als er mit einem befreundeten Architekten im Frühjahr 2005 Dubai besuchte. Dann ging alles relativ schnell, und ab August 2005 arbeitete er dort eineinhalb Jahre für die arabische Mammutgroup, die vor Ort eines der weltgrößten Fertigbetonteilwerke in der Wüste Jebel Ali errichtete. Im Februar 2007 nahm er schließlich das Angebot des deutschen weltweit agierenden Unternehmens Tilke & Partners, das unter anderem für das Design und den Bau von Rennstrecken bekannt ist, an und zog weiter nach Bahrain.
Auf dem Weg in den Mittleren Osten
Das Königreich sei eine gemütliche Umgebung und die
Menschen dort äußerst freundlich und hilfsbereit.
Kulturelle oder religiöse Konflikte gab es nicht, so
Miethig. „Bahrain ist definitiv das offenste und am
weitesten entwickelte Land dieser Region.“ Für die Hochzeit
mit seiner bahrainischen Frau konvertierte Kai Miethig zum
Islam. Er habe aber immer klar gesagt, dass er seinen
westlichen Lebensstil nicht ändern werde. Religion sei für
ihn eine Sache der Auslegung und jedem selbst überlassen
wie weit man sie auslebe Muslim heißt also nicht gleich
arabischer Glaubensfanatiker oder weltfremder Asket – dies
ist leider nur das Bild, das über europäische Medien
verbreitet wird.
Man merkt, dass sich der Deutsche auch fernab seiner Heimat
sehr wohlfühlt. Dennoch kann er die ewigen Beschwerden über
Siegen nicht verstehen. „Ich persönlich hatte nie den
Eindruck, dass Siegen eine langweilige Stadt ist, es wird
leider vieles schlechtgeredet.“ Dieses Phänomen habe er
allerdings auch schon in Bahrain beobachtet. Zu solchen
Leuten kann er nur sagen: “Es ist immer an einem selbst
gelegen, etwas zu bewegen. Wenn man die richtige Gruppe von
Leuten um sich hat, ist Langeweile nirgendwo auf der Welt
ein Problem. Denn es gibt immer etwas zu entdecken und zu
tun.“ In Dubai beispielsweise, gründete er mit seinen
Freunden eine Fußballmannschaft, die mittlerweile in der
höchsten Amateurliga spielt. Positives Denken und aktives
Handeln machen es überall auf der Welt interessant.
Fernab der Heimat und doch mit ihr verbunden
Zu seiner ehemaligen Bildungsstätte hält Kai Miethig
weiterhin Kontakt. Er initiierte eine Zusammenarbeit des
Fachbereichs Architektur mit der Department of Engineering
der University of Bahrain. „Als ich nach Bahrain kam, habe
ich gewisse Defizite erkannt und mir gedacht: Da könnten
deutsches Know-How und deutsche Technologien helfen.“ Im
September 2009 flogen einige Architekturstudenten aus
Siegen nach Bahrain, um dort an der ersten „Bahraini German
Students Exhibition“ teilzunehmen.
Inzwischen habe sich die Zusammenarbeit auf die gesamte Uni
ausgeweitet und solle in naher Zukunft den Austausch von
Studenten und Professoren ermöglichen. Der erste Schritt
sei also getan und jetzt müssen sich die Universitäten
selbst aktiv um die weitere Zusammenarbeit kümmern, denn
„von Nichts kommt Nichts.“ Ein weiterer Schritt um die
Deutsch-Bahrainischen Beziehungen zu stärken, ist der in
der Gründungsphase befindliche Bahrainisch Deutsche
Kulturverein.
Bis heute hat Kai Miethig viel erreicht, aber ein großer
Traum, so hofft er, soll bald in Erfüllung gehen: Für die
Fußballweltmeisterschaft 2022 hat sich Katar beworben –
Hierfür möchte er ein Fußballstadion bauen.
Der Artikel wurde verfasst von Isabel Kunkel auf der
Grundlage eines Interviews mit Kai Miethig.