Markus Mörchen
Alumnus Markus Mörchen ist leitender Redakteur der Nachrichtensendung „logo“!. Das Prinzip der Sendung ist einfach: „logo“! möchte Kindern und Jugendlichen auf verständliche Weise komplexe Zusammenhänge aus Politik und Gesellschaft näher bringen. Ein seltenes Konzept in Zeiten der Informationsgesellschaft, denn allzu schnell verlieren auch Erwachsene den Durchblick im weltweiten Nachrichtendschungel.
Na „logo“!
Als das ZDF vor zwanzig Jahren zum ersten Mal mit „logo“! auf Sendung ging, war Markus Mörchen schon zu alt, um zur Zielgruppe der Sendung zu gehören. Doch sicher hat auch er einmal an der Sendung vorbeigeschaltet und ist vielleicht auch hängen geblieben, weil es so interessant war. Damals wäre es ihm wohl kaum in den Sinn gekommen, dass er einmal die Sendung verantwortlich sein würde. Und auch zu Beginn seines Studiums an der Universität Siegen hatte er noch ganz andere Pläne im Kopf. Zunächst studierte er Elektrotechnik, weil er glaubte, ´es würde irgendwie zu ihm passen´. Schnell merkte er jedoch, dass die Welt der Formeln und Zahlen nicht die seine ist. Schließlich verließ er gleich zu Beginn des zweiten Semesters eine Mathe-Vorlesung und ließ sich umschreiben. Über seine Fächerwahl (Germanistik, Angewandte Sprachwissenschaften und Wirtschaftswissenschaften) sagt Markus Mörchen heute, dass es in seinem Beruf gar nicht so wichtig sei, was man studiert, sondern viel mehr, wie man studiert. Recherchieren und der Umgang mit komplexen Texten und Zusammenhängen seien die beste Schule für zukünftige Journalisten.
„Im Interview mit Nelson Mandela“
Markus Mörchen hat sich zu Beginn seines Studiums mit
Erfolg als freier Mitarbeiter bei der Siegener Zeitung
beworben. In der gleichen Woche noch besuchte er ein
Konzert in der Siegerlandhalle, um im Kulturteil darüber zu
berichten. Parallel zu seinem Studium versuchte er, dann
immer ´an den Medien dran zu bleiben´ und machte während
seiner Semesterferien verschiedene Praktika bei Zeitung,
Radio und Fernsehen. Während eines Praktikums, das er für
das ZDF in Johannesburg absolvierte, hatte er die einmalige
Chance, Nelson Mandela zu interviewen. Ein prägendes
Erlebnis, dass seine Entscheidung, Journalist zu werden,
gefestigt hat. „Ganz nah dran zu sein am
zeitgeschichtlichen Geschehen“, das sind die Momente, die
ihn in seiner Arbeit vorantreiben.
Der ehemalige Siegener Student arbeitet heute nicht mehr
nur journalistisch. In seiner leitenden Funktion erledigt
er viele koordinatorische Tätigkeiten, wie die
Personalführung und die strategische Leitung der Redaktion.
Gestaltend und journalistisch zu arbeiten, ist jedoch noch
immer das, was ihm die größte Freude bereitet. Aus
langfristiger Perspektive die Themen und die Ausrichtung
einer Sendung zu planen, stellt eine große Herausforderung
dar.
Bereits zwei Jahre vor dem Beginn der Olympischen Spiele in
Beijing beantragte Redaktionsleiter Markus Mörchen ein
Visum für einen Journalisten der „logo“! Redaktion in
China. Als dieser sich auf den Weg machte, war der Ausbruch
der Proteste in Tibet gerade zwei Tage her. Schon kurze
Zeit später wurde vielen Journalisten die Einreise in das
autoritär regierte Land versagt. Dieser Umstand führte
schließlich auch dazu, dass der „logo“! Reporter Kim Adler
im ZDF „heute journal“ von den Zuständen, die das
derzeitige Olympiafieber überschatten, berichten konnte.
Ein großer Erfolg für das „logo“!-Team. „Wenn man für eine
Kindersendung recherchiert, hat man es in China sehr
leicht. Dort kann man sich nicht vorstellen, dass in einer
Kindernachrichtensendung aktuelle politische Sachverhalte
erläutert werden. Daher hatte das „logo“!-Team Zugang zu
vielen Orten, die Journalisten sonst nicht zugänglich
sind“.
Sein Interesse für Kindermedien verfestigte sich während
des Studiums durch die Mitarbeit an einem Teilprojekt des
Sonderforschungsbereichs 450 rund um Bildschirmmedien an
der Universität Siegen. Durch eine Projektarbeit an einem
Arbeitsheft, das die Medienkompetenz von Kindern fördert,
knüpfte Markus Mörchen schließlich die ersten Kontakte zur
„logo“!-Redaktion. Nachdem er viele Seminare besucht hatte,
die Kindermedien behandelten, verfasste er schließlich auch
seine Magisterarbeit über dieses Thema.
Die Nachrichtenwelt befindet sich derzeit in einem Wandel.
Durch den Kontext der Globalisierung werden Sachverhalte
zunehmend vielschichtiger. Markus Mörchen glaubt, dass man
als Journalist auch eine Verantwortung hat, über
Hintergründe zu berichten. Es reiche schon lange nicht
mehr, Nachrichten nur stichpunktartig aus Agenturmeldungen
zu übernehmen. Informationen sollten so aufbereitet werden,
dass der Zuschauer sie auch versteht und das gelte nicht
nur für Kindermedien.
Studierenden und Absolventen, aber auch jenen die in
Erwägung ziehen sich beruflich neu zu orientieren, rät
Markus Mörchen: „Wenn man einen Beruf anstrebt, ist es
überhaupt nicht wichtig, wie hoch die Chancen stehen einen
Job zu finden. In wenigen Jahren, sieht die Situation meist
wieder völlig anders aus. Viel wichtiger ist es hingegen,
sein Ziel im Auge zu halten und darauf hinzuarbeiten. Als
engagierter Mentor gibt er diesen Ratschlag auch
Studierenden, die er im Career Mentoring Programm des
Alumniverbundes „Siegen im Tandem“ betreut.