Torsten Schneider
Die besten Geschäfte macht man eben doch auf dem Golfplatz – Das gilt zumindest für Alumnus Torsten Schneider, der von 1994 bis 2002 den ehemaligen Diplom-Studiengang „Medienplanung-, entwicklung und –beratung“ an der Universität Siegen studierte. Mit seinem Partner wagte er 2005 den Schritt in die Selbstständigkeit und verschrieb sich fortan dem Sport mit Hartgummiball und Eisenschläger.
Träume auf grünem Rasen
Ein trister Gebäudekomplex am Ortsrand des hessischen
Sinn, einem idyllischen, kleinen Ort im Lahn-Dill-Kreis. Im
Inneren breite Treppen, linoleumbedeckte Flure, dunkle
Türen links und rechts. Wenn nicht gerade der Aufzug
rumpelt, herrscht eine gespenstische Stille. Ingesamt nicht
unbedingt die Umgebung, in der man auf Anhieb ein
international erfolgreiches Kleinunternehmen vermutet. Und
doch: In der dritten Etage, auf der linken Seite eines
langen Flurs verbergen sich die Geschäftsräume der
„Golfmanufaktur“ des Alumnus’ Torsten Schneider. Das
Unternehmen, das er vor fünf Jahren zusammen mit seinem
Partner gegründet hat, spezialisiert sich vor allem auf die
Beschilderungen von Golfplätzen und vertreibt diese
weltweit mit Erfolg. Daneben bietet es Zubehör rund um den
Golfsport an – angefangen von Sitzgelegenheiten und
Caddyboxen bis hin zu Scorekarten und Turnierkalendern.
Dabei war es eigentlich niemals Schneiders Plan,
selbstständiger Unternehmer zu werden. „Mein Wunsch war es
immer als Angestellter sicher in einem Betrieb
unterzukommen. Auch die Golfbranche war eigentlich kein
Bereich, der mich damals besonders interessierte.“
Nach dem Zivildienst und einer Lehre zum
Einzelhandelskaufmann arbeitete Torsten Schneider zunächst
für zwei Jahre in der Einkaufs- und Marketingabteilung
eines Möbelhauses. „Mir hat die Arbeit zwar großen Spaß
gemacht, aber ich hatte eigentlich immer den Traum, zu
studieren“. Als er dann von dem Modellstudiengang
„Medienplanung, -entwicklung und -beratung“ der Universität
Siegen hörte, bewarb er sich ohne weitere Überlegungen und
erhielt im Nachrückverfahren schließlich die Zusage für den
Studienplatz: „An den Moment kann ich mich noch heute
erinnern, denn ich wusste: Mein Leben ändert sich jetzt.
Das war wahnsinnig aufregend.“
Wenn er heute an seine Studienzeit zurückdenkt, beginnen
seine Augen zu glänzen: „Es herrschte so eine euphorische
Stimmung. Wir alle waren begeistert von unserem Studium und
ich habe jede Veranstaltung genossen. Besonders die ersten
Semester haben mich sehr geprägt, denn wir konnten so viele
praktische Erfahrungen sammeln.“ Bis heute im Gedächtnis
geblieben, ist ihm die Arbeit an einem Dokumentarfilm über
ein stillgelegtes Bahnbetriebswerk in Dillenburg: „Wir
haben sehr künstlerisch gearbeitet und ich habe viele
essayistische Momente einbauen können“, erinnert sich
Torsten Schneider.
Mit Kreativität in die Selbstständigkeit
Die Kreativität, die man im Studium von ihm forderte,
benötigt er auch heute noch: Die Abschlagtafeln, die dem
Spieler die Golfbahnen illustrieren und ihm Informationen
über die Bahnlänge oder den Schwierigkeitsgrad liefern,
gestaltet er selbst – viel Arbeit für den diplomierten
Medienwirt. Noch vor einigen Jahren sah die Lage ganz
anders aus: Nach dem Studium arbeitete er zunächst bei
einer Druckerei als Art Director. Als er das Unternehmen
2004 verlassen musste, rutschte er für ein Jahr in die
Arbeitslosigkeit: „Ich habe über 120 Bewerbungen
geschrieben. Das war eine harte Zeit. Aber aus dieser Krise
erwuchs dann auch meine Chance.“
Torsten Schneider entschied sich für einen anderen Weg und
gründete die „Golfmanufaktur“. Dabei musste er zu Beginn
seiner Selbstständigkeit zunächst mit einigen Vorurteile
aufräumen: Der grüne Sport ist noch immer verschrien als
elitäre und luxuriöse Freizeitbeschäftigung. Dass sich
diese Zeiten aber geändert haben stellt Torsten Schneider
bei seiner Arbeit immer wieder fest: „Die Menschen, denen
ich begegne, haben einfach nur Spaß an dem Sport und
schätzen vor allem das ganz normale Vereinsleben.“
Inzwischen vertreibt Schneiders kleines Unternehmen mit
drei festangstellten Mitarbeitern seine Erzeugnisse
international und dem jungen Unternehmer ist es anzusehen,
dass er den mutigen Schritt in die Selbstständigkeit nicht
bereut: „Die Arbeit mit den Kunden ist wirklich toll und
macht mir unheimlich viel Spaß.“ Dass er seit dem Beginn
seiner Selbstständigkeit keine Zeit mehr gefunden hat, in
den Sommerurlaub zu fahren, empfindet er daher auch nur als
kleineres Übel.
Seinen Ausgleich zum Beruf findet der gebürtige
Siegerländer im Sport. Überraschenderweise frönt er selbst
aber nicht dem Wettstreit um 18 Löcher im gepflegten,
grünen Rasen: „Ich kann mir die Leidenschaft zwar durchaus
erklären, aber genau aus diesem Grund, möchte ich auch kein
Golf spielen. Das Streben, den Ball zu beherrschen nimmt
einen so gefangen – dem möchte ich mich nicht hingeben.“
Nach der Arbeit trainiert er daher viel lieber im
Fitnessstudio: „Hier kann ich entspannen und den
Arbeitsalltag hinter mir lassen.“
Der Artikel wurde verfasst von Jacqueline Klesse auf
der Grundlage eines Interviews mit Torsten
Schneider.