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Ensun

Die beiden Brüder Christopher und Benjamin Hill sind die Gründer der Online-Plattform Ensun, einer Suchmaschine, die seit März 2020 mehreren hunderten Unternehmen dabei hilft, diverse Technologien und Lieferanten zu finden. Das aktuell aus 17 Mitarbeitern bestehende Team ist im Siegener Technologiezentrum „The Summit“ zuhause.

Wie würdest du euer Unternehmen kurz beschreiben? Was macht ihr bei Ensun?

Wir betreiben hier eine B2B Suchmaschine, die sich sehr stark auf die Identifizierung von technologieorientierten Lieferanten fokussiert. Man kann sich das so vorstellen wie die klassischen Marktplatzmodelle von früher wie: Wer liefert was. Es geht im Endeffekt immer darum, für ein gewisses Thema einen passenden Technologieanbieter oder Lieferanten zu finden. Das ganze haben wir dann in eine Suchmaschine übersetzt.

Wie kam es zu der Gründung von Ensun? Wusstest du, dass du in dem Bereich tätig sein willst?

Wir haben Ensun ehrlicherweise aus dem tiefsten Nichts gegründet. Wir hatten irgendwo eine Flausel im Kopf, eine Idee und damals hieß die Idee noch ein bisschen anders. Da haben wir alles unter dem Begriff Technologiescouting laufen lassen, also quasi diesen Identifizierungsprozess von Technologie weltweit zu automatisieren. Wir haben immer wieder mal überlegt, was man gründen kann, dann ist uns dieser Prozess ins Auge gefallen, dass die meisten Leute heutzutage noch bei Google nach Firmen recherchieren, vor allen Dingen wenn es um technologische Themen geht. Jede Firma redet aktuell von Digitalisierung und Nachhaltigkeit und steht vor diesem Problem. Dafür am Ende Partnerunternehmen oder Firmen zu finden, die einem relevante Technologien liefern können, passiert meistens über Google und diesen Prozess wollten wir automatisieren und deutlich effizienter gestalten. Mein Bruder und ich hatten immer das Ziel uns selbstständig zu machen. Dementsprechend haben wir proaktiv gesucht, um eine Idee zu finden und so ist die Firma dann entstanden.

Was ist das Besondere an Ensun?

Das Allerwichtigste und Besondere ist, dass wir ein cooles Team haben und sehr viele junge Leute hier zusammenarbeiten, die fast alle von der Uni Siegen kommen. Wir haben aktuell einen Altersdurchschnitt von 26, das ist wirklich sehr jung. Jeder hat hier Spaß und es sind auch viele privat befreundet. Ansonsten rein vom Produkt her betrachtet ist es so, dass wir gestandene Marketingmechanismen vom Marktplatzmodell nehmen. Das gibt es zum Beispiel im B2B-Bereich wie bei: Wer liefert was, Industriestock oder auch Trivago, die unfassbare Marketingchampions sind und parallel machen wir unsere Suche komplett automatisiert, das bedeutet wir setzen textbasierte Algorithmen und Webcrawler ein, um Daten aus dem Internet zu erfassen. Diese Webcrawler, die wir einsetzen, sind wie autonome Roboter, die durch das Internet laufen und Webseiten auslesen können, um dann einen digitalen Fußabdruck von einer Firma herzustellen. Die sammeln alle Informationen, die es zu einer Firma öffentlich gibt und können auf Basis dessen ein eigenes Unternehmensprofil erstellen. Das machen wir in millionenfacher Menge. Wir haben von über 20 Mio. Firmen die Daten aus dem Internet rausgezogen und diese in einen Marktplatz modelliert.

Wie sieht ein ganz normaler Arbeitstag als CEO von Ensun aus?

Bei mir sieht es meistens so aus, dass ich morgens in Marketingthemen unterwegs bin und schaue, wie wir bei Google oder anderen Kanälen, wie zum Beispiel LinkedIn performen. Dann geht es meistens sehr stark ins Operative. Ich mache alle Vertriebstermine hier und bin sehr nah am Kunden dran. Ich habe im Durchschnitt vier bis fünf Vertriebstermine am Tag, wo ich mit Firmen darüber spreche, wie sie unsere Lösung implementieren können, um den Prozess der Lieferantensuche zu automatisieren. Gegen Abend befasse ich mich dann mit internen Themen. Da sitzt man dann eher zusammen und bespricht die nächsten Maßnahmen. Bei uns ist zum Beispiel Marketing und Produktentwicklung sehr stark miteinander verwoben. Da habe ich viel Abstimmung mit meinem Bruder. Zwischendurch koordinieren wir auch die Teams. Mit jedem Team gibt es einmal die Woche einen Jour-fix, wo die Aufgaben aus der letzten Woche besprochen und die nächsten festgesetzt werden. Dazu gehört natürlich auch, dass wir strategische Themen besprechen, wo es dann um langfristige Ziele oder Investorenkommunikation geht. Mein Bruder ist mehr in internen Themen unterwegs und koordiniert vielmehr und orchestriert was zwischen KI- und Softwareentwicklung passiert, auch das Marketing und schaut, dass da alle Entwicklungsschritte parallel passieren. Er analysiert, wie wir unser Produkt weiter optimieren können. Ich sage zum Beispiel, was unsere Kunden brauchen und mein Bruder setzt das dann im Produkt um. Er kümmert sich komplett um alle Finanzaspekte in der Firma. Benjamin ist also auch der Schatzmeister hier.

Gab es zu Beginn Probleme/ Herausforderungen bei der Gründung?

Probleme gibt es immer. Ich glaube, was sehr schwierig ist, ist überhaupt erstmal das Finanzielle zu klären. Das ist meistens der größte Baustein bei jedem der gründen will. Wir hatten das Glück, dass wir eine Pre-Seed-Finanzierung erhalten haben. Das bedeutet, dass wir externes Kapital mit in die Firma bekommen haben. Und dann musst du relativ schnell ein Proof of Concept bringen. Das größte Problem ist dann, den Product-Market-Fit zu finden. Du hast eine Idee im Kopf, diese ist aber mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit erstmal ganz weit weg von dem, was der Markt eigentlich braucht und da musst du dann wirklich sehr schnell sein, um dich zu adaptieren. Das heißt, du musst früh mit Leuten sprechen, die deine potenziellen Wunschkunden sind, das Feedback von denen annehmen und das Produkt weiterentwickeln – und das in einer Zeit, in der du nicht leer läufst, damit du dir das leisten kannst. Das ist glaube ich die größte Schwierigkeit, da die Balance zu halten. Das ist aber bei den meisten Startups so, dass der Cashflow sinkt. Du hast immer weniger Geld oder deine Zeit wird kürzer und du musst auf der einen Seite versuchen Umsätze zu machen, du musst dein Produkt weiterentwickeln, du musst skalieren, du musst ein Team aufbauen. Das sind Aspekte, die musst du irgendwie jonglieren können, so dass das funktioniert.

Was hat besonders gut geklappt?

Grundsätzlich war das so, dass wir schon ein ziemlich gutes Netzwerk hatten. Das war schon unfassbar vorteilhaft. Was auch wirklich gut funktioniert hat ist, dass wir sehr schnell gelernt haben. Wir haben schnell mit Kunden geredet und auch geschafft, erste Kunden zu gewinnen. Dementsprechend hatten wir auch relativ früh Umsätze und waren in der Lage, schnell das Produkt in die richtige Richtung zu lenken. Außerdem hatten wir den Vorteil, dass wir hier im Team wirklich schnell Leute gewonnen haben, die uns echt vorangebracht haben. Das ist wirklich ein Schlüsselaspekt, dass du am Ende Leute findest, die dich voranbringen und die genauso motiviert an dieser Sache arbeiten wie du selbst.

Gab es auch mal Momente der Frustration, mangelnder Motivation & fehlender Disziplin? Wie hast du diese Momente erfolgreich überwunden?

Auf jeden Fall. Wir waren unwissend als Gründer. Wir haben beide noch nie Vollzeit gearbeitet und waren dann direkt selbstständig. Ausgerechnet drei Wochen nach der Gründung hatten wir den Corona-Lockdown. Alle Firmen waren im Schockzustand. Wir sowieso, weil wir überhaupt nicht wussten, was los ist. Da was Neues zu vertreiben, war relativ schwierig, weil die Firmen eigene Probleme hatten, die sie lösen wollten. Das war die erste Beule. Über die Zeit gab es das immer wieder mal. Man kann schon sagen, dass es wie eine Achterbahnfahrt ist: Du hast Momente, da denkst du dir: „Jetzt habe ich's geschafft“ und dann gibt es Momente da denkst du: „Jetzt ist alles vorbei.“ Bei uns ist das ein Aspekt gewesen Richtung Product-Market-Fit und Geschäftsmodell. Wie verdiene ich am Ende wirklich effizient Geld damit? Da darfst du nicht den Kopf in den Sand stecken und musst irgendwie weitermachen. Ich lese dann oft Biografien von erfolgreichen Unternehmern, die einen guten Lebenslauf haben oder die ich spannend als Persönlichkeit finde zum Beispiel von den Nike-Gründern oder mal aus einer ganz anderen Ecke, Jürgen Klopp. Er ist mein absolutes Idol beim Fußball. Ansonsten was ich sehr viel mache, ist den OMR Podcast zu hören. Das ist ein Podcast über Marketing. Der interviewt unter anderem die größten Gründer in Deutschland. Von denen ist es auch immer spannend zu hören, dass sie teilweise dasselbe durchlebt und es einschneidende Momente gab, die sie dann erfolgreich überwunden haben.

War die Gründung einer Firma zusammen mit deinem Bruder schon immer geplant? Gibt es Vorteile/ Nachteile mit einem Familienmitglied zu gründen?

Geplant war es nicht, aber es war sehr naheliegend. Wir haben relativ gegensätzliche Expertisen. Ich komme von der Vetriebsseite und mein Bruder ist eher technischer. Wir haben uns schon seit der Kindheit immer gut verstanden, daher war uns eigentlich schon immer klar, dass wir da relativ gut zusammenkommen würden. Natürlich haben wir auch so ein bisschen Urvertrauen. Wenn du jetzt mit jemandem gründest, der dir nicht so nahe steht, dann hast du glaube ich niemals so ein Vertrauensverhältnis, wie zu deinem Bruder. Im Alltag kommen wir uns eigentlich auch relativ wenig in die Quere. Wir arbeiten zwar schon sehr nah zusammen, trotzdem hat jeder so seine Bereiche, die er verantwortet und das ist schon ziemlich gut.
Man trägt die Firma natürlich immer mit sich, auch im Privatleben. Wenn wir uns abends zusammen mit der Familie treffen und eine Pizza essen, dann ist die Firma auch oft ein Bestandteil vom Gespräch, auch wenn wir zusammen in den Skiurlaub fahren, wird auf der Piste darüber geredet, was man in der Firma so machen kann. Da ist es dann eher schwierig, Zeit für private Themen zu finden.

Gab es von außen Unterstützungsangebote, die ihr wahrgenommen habt?

Ganz zum Start hat uns der Siegerlandfond von der Sparkasse, ein Venture-Capital Geber, mit Sitz im Gründerwerk an der Uni Siegen unterstützt und zum anderen Werkdigital, ein Software Unternehmen aus Olpe. Das waren die beiden Starter, die mit uns damals losgelegt haben. Mittlerweile sind wir schon bei vier Finanzierungsrunden angekommen.

Was gefällt dir am meisten am Gründer- Dasein?

Frei zu sein. Was mir aber am meisten Spaß macht ist, dass deine Ideen am Ende in einem Produkt wieder zu sehen sind. Ich mag es, wenn ich mich mit etwas ganz intensiv beschäftige, das dann am Ende auch Realität wird und dass ich absolute Entscheidungsfreiheit habe. Du kannst selbst entscheiden, wie du dir vorstellst, wie Leute miteinander arbeiten, wie Prozesse aussehen, wie ich mir meinen Arbeitsalltag vorstelle. Was aber auch zum Beispiel die Werte sind, die wir hier als Firma vertreten wollen.

Gab es Seminare/ Kurse an der Uni Siegen, die dir ganz besonders im Gedächtnis geblieben sind und die dir in deiner jetzigen Tätigkeit als CEO von Ensun von großem Nutze sind?

Ja, auf jeden Fall alles rund ums Thema Entrepreneurship. Das hat mir schon sehr viel weitergeholfen. Es gab schon viele Kurse, die mir so ein Basiswissen gegeben haben. Zum Beispiel mein Marketingmodul. Eine SWOT-Analyse, benutze ich immer mal wieder, um mir wirklich noch mal klar zu machen: Was sind Stärken, Schwächen, Chancen, Risiken. Bei meinem Bruder ist das, glaube ich, recht ähnlich. Alles, was mit Softwarearchitektur zu tun hat, das sind schon Dinge, die er hier mittlerweile auch in der Praxis einsetzt. Ich weiß noch, dass ich irgendein Modul hatte, in dem man zum Beispiel einen Businessplan schreiben musste, dass verleiht dir zumindest mal ein Basiswissen. Ich glaube aber, das Wichtigste, was uns zumindest die Uni gelehrt hat, ist sich selbstständig Dinge beizubringen. Am Ende ist es wirklich so, dass du lernst, wie du Dinge erlernen kannst und das ist eigentlich das, was uns am meisten geholfen hat.

Was habt ihr euch für ein Ziel gesetzt?

Wir haben eine Vision: Wir haben gesagt, wenn irgendwann mal fast jede zweite Kunden-Liferantenbeziehung über unser Tool Ensun laufen würde, dann wären wir happy.

Wenn du Motivationscoach wärst, welche Tipps würdest du jungen Gründern mit auf den Weg geben?

Das Wichtigste ist, wirklich mutig zu sein und mit den Leuten darüber zu reden, sich nicht zu verschließen, nicht aus dem ein Geheimnis zu machen, was du tun willst, sondern wirklich sehr offen auf Partner, Experten und Kunden zuzugehen. Außerdem sollte man am Ende ein Team von Leuten zusammenzustellen, die untereinander funktionieren und die Bock darauf haben. Das sind so die beiden Goldenen Regeln, die ich nennen würde. Was ich jedem Gründer auch empfehlen würde ist, zu versuchen diesen Markt zu verstehen und jeden potenziellen Wettbewerber bis ins Detail zu analysieren. Wie geht er daran? Warum macht er das? Als wir damit angefangen haben uns Wettbewerber sehr genau anzugucken, um zu verstehen wie deren Herangehensweise ist, konnten uns viele Arbeitsschritte erleichtert werden, weil wir dann viele Dinge adaptiert haben.

Hier zur Homepage des Start-ups.

Dieses Porträt basiert auf einem Interview mit Christopher Hill im April 2024 und wurde von Duygu Cicek verfasst.

 
 
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