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Thomas Schlau

Wenn Thomas Schlau mit seinem Motorrad durch Nepal düst, dann sind das oft keine privaten Spritztouren, sondern Businessbesuche. Thomas Schlau leitet eine Brauerei in Kathmandu –mit Bier benannt nach seiner Heimat Koblenz. „Das schöne an meinem Beruf ist, dass ich eigentlich mehrere Jobs habe. Ich bin in der Produktion, im Büro, im Launging und auch Mitarbeiterführung und Programmschulung gehören dazu.“, beschreibt er uns in einem Skype-Interview. Er bezeichnet sich selbst als Saison-Arbeiter und lebt von März bis November in Nepal. Der Weg zu seinem derzeitigen Beruf war nicht ganz ungewöhnlich und die Arbeit in Nepal ist es auch nicht. Seine bisherige Erfahrung hat ihm gezeigt, dass es wichtig sei „auch mal den Ton anzugeben“, was er auch durch sein Studium an der Universität Siegen gelernt hat. Von 2002 bis 2007 studierte er Deutsches und Europäisches Wirtschaftsrecht und hat vor allem vom Marketinganteil des Studiums profitieren können.


Ein Coblenzer in Kathmandu – eine schlaue Idee

Vom Hobby-Brauer zum professionellen Geschäft

  Die Verbindung zu Nepal entstand während des Studiums in Siegen. Über einen Kommilitonen hat Thomas Schlau den Nepalesen Anil Sthapit kennengelernt, der über die Zeit zu seinem besten Freund wurde. Für Anil war klar, dass er irgendwann zurück nach Nepal möchte. Sein größter Wunsch war es, irgendwas aus Deutschland mit in seine  Heimat zu nehmen. Und was gibt es „deutscheres“ als das Bier? Der erste Gedanke an eine Bierbrauerei in Nepal entstand 2008. Zu diesem Zeitpunkt hatte Thomas Schlau zwar Nepal bereits bereist, aber nie daran gedacht, selbst dort später einmal Bier zu brauen. Im Februar 2009 ist Thomas Schlau dann zum ersten Mal bewusst nach Nepal geflogen, um das Projekt in Angriff zu nehmen. Damals haben er und Anil angefangen Bier auf dem Gasherd zu brauen. Anfangs wollten sie in Nepal kein industrielles Bier herstellen. Geld war ihnen nicht so wichtig. Schlaus Motivation war es, seinen besten Freund bei der Erfüllung seines Traumes zu unterstützen. Er war schon einige Jahre „Hobby-Brauer“. In Deutschland „lief der Kessel“ alle ein bis zwei Monate, erzählt Schlau. Die praktischenschlau_2 Erfahrungen im Bier brauen waren ihm zu Beginn eine große Stütze. Das Studium an der Uni Siegen und sein vorheriger Beruf als Finanzwirt schienen allerdings zunächst gar nichts mit dem Brauereigeschäft zu tun zu haben. Mitte des Jahres 2009 haben Thomas und Anil die ersten Proben ihres selbstgebrauten „Coblenzer Beer“ verteilt und bereits Ende des Jahres erste Geschäftspartner gefunden. Im Mai 2010 starteten sie dann die Produktion, welche seit Juni 2010 richtig gut läuft. Wenn Schlau in Deutschland ist, erledigt er offizielle Besuche in einer Malzfabrik, pflegt Kontakte, druckt Etiketten. Mittlerweile ist er technischer Leiter einer ganzen Brauerei. Sein bester Freund Anil und sein Bruder Sushil sind die Geschäftsführer von Sthapit und Schlau Pvt. Ltd. Es gilt einen großen Mitarbeiterstamm zu betreuen. Und in diesem Bereich kann Thomas Schlau auch von seinem Studium profitieren Da müsse man schon wissen wie man den Ton angibt. Und das habe er in seinem Studium im Bereich internationales Personalmanagement gelernt.

 

Das Geheimrezept ihres Erfolgs

In Nepal gab es an sich keine besonders große Bierkultur. Jetzt wird in Kathmandu sogar Oktoberfest gefeiert. Vielleicht liegt es daran, dass das Coblenzer Bier besonders lecker ist. Dabei gibt es ständig was zu verbessern. Man taste sich nur immer weiter an das perfekte Rezept an, weiß Schlau. Das Bier durchläuft einen Reifeprozess von vier Wochen. „Da man nicht immer genau weiß, was man gemacht hat, schreibt man Brauprotokolle, auf denen man die Menge an Wasser, Malz usw. festhält.“

Die erste große Produktion haben sie vorab größtenteils in Deutschland organisiert: 20 Tonnen Malz in Deutschland gekauft, Container von Hamburg nach Kalkutta verschifft und den LKW Transport in die Wege geleitet. Erst dann sind sie selbst rüber geflogen. Für die große Produktion benutzen sie auch Maschinen aus Deutschland. Diese seien zwar ziemlich alt, aber man wisse, dass die Qualität ziemlich gut sei und die Rohre auf Hygiene überprüft wurden. „Das Komische ist erstmal, wenn du auf 700 kg Malz braust, wenn du es als Hobby-Brauer mit 5 kg gewohnt bist“, erinnert sich Schlau. Mittlerweile hat die Sthapit und Schlau Pvt. Ltd. Zwei Großhändler unter Vertrag, einen im Osten und einen in Kathmandu. Die United Brauerei hatte ihnen die Möglichkeiten für die Großproduktion gestellt, welche in Hetauda (150 km südlich von Kathmandu) abläuft. Vielleicht ist auch der Grund dafür, dass sich das Biergeschäft immer weiter ausbreitet, der Zusammenschluss der deutschen Arbeitsmoral und der nepalesischen Gelassenheit.

„Ich habe gute Erfahrungen gemacht. An unserem Projekt sieht man, dass man ein Geschäft in kurzer Zeit aufziehen kann, ganz ohne die deutsche Kleinkariertheit. Das Manko ist allerdings, dass es manchmal an der deutschen Mentalität, gerade was Genauigkeit oder Arbeitsmoral angeht, fehlt“, analysiert Schlau. Er habe die Erfahrung gemacht, dass Pünktlichkeit kaum existiere. „Ein Tag heißt meist eine Woche. Daran kann man sich nur sehr schwer gewöhnen.“ Allerdings haben seine Partner Anil und Sushil beider schon mehrere Jahre in anderen Kulturen und Ländern gelebt und somit schon über den Tellerrand hinausgeschaut. Daher klappe die Zusammenarbeit auch so gut. Bei Thomas und Anil gingen sechs Jahre Freundschaft dem gemeinsamen Geschäft voraus, was die Sache so sicher machte. Denn „allein hast du in Asien verloren“, meint Schlau. Ihr Marketing-Manager hat ebenfalls schon seine Beziehungen und Strukturen im Land und kann vieles organisatorisch in die Hand nehmen. Mittlerweile hat die Brauerei ein großes Distributionsnetz im ganzen Land zwischen Bars, Supermärkten und Hotels. Da braucht man jemanden, der sich vor Ort auskennt. Schlau selbst ist viel mit seinem Motorrad unterwegs, kennt das Land mittlerweile auch sehr gut und ist mindestens ein Mal im Monat zur Qualitätskontrolle in Hetauda.

Den großen Schritt wagen

Zwar fühlt sich Thomas Schlau in Deutschland nach wie vor ein bisschen mehr zu Hause zumal er nach großer Skepsis seiner Familie und seiner Freunde nun auch von allen Seiten unterstützt wird. Sogar der Bürgermeister der Stadt Koblenz zu schätzen weiß, dass Schlau Bier in Nepal produziert, welches seine Stadt repräsentiert. Trotzdem verspürt er schon nach zwei Monaten in der Heimat den Drang zurück nach Nepal. Obwohl man dort nicht oft auf Deutsche treffe, die dort lebten und arbeiteten. Eventuell mal bei der Botschaft oder der UN, manche wagemutige arbeiteten vielleicht auch in einem Restaurant. Touristen treffe man da schon häufiger; als Tracking-Touristen im Dschungel oder als Paraglider.

Den großen Schritt ins Ausland zu wagen, erfordere aber viel Mut. „Man überlegt sich die Dinge nicht drei Mal, sondern 28 Mal.“ In Nepal gebe es keine gute Infrastruktur, die Wege dauern länger, es gibt keine größeren Geschäfte als zentrale Anlaufstellen. Das sind alles Dinge, mit denen man sich im Vorfeld auseinander setzen müsse. Es macht Thomas Schlau aber Spaß unterwegs zu sein und er schätzt seine Arbeit sehr. Daher wird er auch von seinen Mitarbeitern geschätzt. Sie können immer zu ihm kommen, auch mit privaten Problemen. Er teile sich seinen Arbeitsalltag mit ihnen, versuche Probleme aus ihrer Sicht zu sehen, denn „nur zufriedenen Mitarbeiter sind gute Mitarbeiter“.

Nachahmern rät er: „Lange im Voraus planen… oder besser gesagt alle möglichen Situationen gut durchdenken. Denn planen kann man eigentlich nicht viel. Es kommt immer alles anders. Man braucht Mut und Rückendeckung“, so wie er sie durch seine Familie und seine nepalesischen Freunde bekam.

 

Dieser Artikel wurde verfasst von Eva-Maria Musholt und basiert auf einem Telefoninterview.

 
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