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Dr.-Ing. Julian Winkler

Forscher und Problemlöser

Julian Winkler ist als Forscher im United Technologies Research Center (UTRC), einem großen amerikanischen Forschungszentrum, tätig. Dort arbeitet er an Projekten rund um das Thema Akustik, insbesondere in dem Bereich strömungsinduzierter Schallentstehung und dessen Reduktion. Die Schallentstehung an den Tragflügeln von Ventilatoren beschäftige ihn schon während seiner Promotion an der Universität Siegen. „Das Prinzip ist auf die Flugzeugtriebwerke übertragbar“, erklärt er im Interview und macht damit deutlich inwiefern sein Doktorvater Univ.-Prof. Dr.-Ing. Carolus, zu dessen Verabschiedung er in Siegen zu Besuch war, einen entscheidenden Grundstein für seine heutige Tätigkeit legte. Von 2000 bis 2005 hat Julian Winkler an der Universität Siegen Wirtschaftsingenieurwesen studiert. Im Anschluss war er von 2005 bis 2010 als wissenschaftlicher Mitarbeiter bei Univ.-Prof. Dr.-Ing. Carolus beschäftigt und ist seitdem der Forschung treu geblieben.

Im Flugzeug auf dem Weg von Connecticut nach Siegen holt er sein Smartphone heraus und misst mit einer speziellen App die Vibrationen und Geräusche in der Kabine. Ja, Julian Winkler verhält sich damit etwas anders als die anderen Passagiere. Kein Wunder, denn er hat ja auch ein ganz anderes Verhältnis zu der Maschine, in der er da gerade sitzt. Fast 90% der Flugzeugbauteile stammen von dem Unternehmen, für das er arbeitet. Er selbst beschäftigt sich als Wissenschaftler in dem unternehmenseigenen Forschungszentrum mit der Schallentstehung am Flugzeugtriebwerk und innerhalb dessen Ummantelung. Daher rührt auch sein Interesse an dem in der Flugzeugkabine entstehenden Lärm und den spürbaren Vibrationen. Immerhin kann er nun live miterleben, wie die eigene Forschung im Alltag seine Wirkung entfaltet und Umsetzung findet. Gerade dieser Bezug zur Praxis und zur Realität sagt er, gefalle ihm an der angewandten Forschung so besonders.

Das United Technologies Research Center

Das United Technologies Research Center (UTRC) ist das Forschungszentrum des Unternehmens United Technologies Corporation (UTC). Der Konzern ist einer der größten Hersteller von Technologieprodukten in den USA. Das Unternehmen setzt sich aus verschiedenen Teilfirmen mit unterschiedlichen Geschäftsbereichen zusammen. Dazu gehören Firmen aus dem Bereich Luftfahrt wie Collins Aerospace und Pratt & Whitney sowie Firmen aus dem Bereich Commercial Buildings Solutions, die Aufzüge, Rolltreppen, Klimaanlagen, Heizungen, Brandschutz und Sicherheitstechnik herstellen. Hier sind die Firmen Otis und Carrier zu nennen. Dieser Geschäftsbereich soll allerdings von der Firma abgespalten werden, sodass aus dem Mischkonzern bald ein reiner Luftfahrtkonzern wird. Ebenfalls zum UTC gehört das erwähnte Forschungszentrum UTCR mit Hauptsitz in East Hartford, Connecticut. Dass die Firma exklusiv ein eigenes Forschungszentrum unterhält, sei ein Relikt, sagt Julian Winkler. „Es ist ein immens wichtiger Innovationshub, doch leider gibt es solche Einrichtungen immer seltener in dem heutigen industriellen Umfeld.“ Im UTRC ist Julian Winkler in der angewandten Forschung tätig, wo er eben alles erforscht, was die verschiedenen Geschäftsbereiche gerade brauchen. So wird seine Forschung also zum einen direkt von den Geschäftsbereichen finanziert. Zum anderen kommt die Finanzierung, vor allem bei längerfristiger Grundlagenforschung, von der Hauptzentrale des UTC und von externen Geldgebern, die mit der Firma zusammenarbeiten, wie zum Beispiel NASA und anderen U.S. Behörden und Einrichtungen. Neben der Hauptzentrale in East Hartford und einem Büro in Kalifornien, gibt es auch UTRC Niederlassungen in Cork, Irland und Rom, Italien. Die Teams vor Ort sind so bspw. in EU-Projekte wie Clean Sky eingebunden.

Angewandte Forschung - die perfekte Mischung aus Wissenschaft und Praxisbezug

Ähnlich wie in Universitäten ist das UTRC in verschiedene Fakultäten/Departments unterteilt. In den Fakultäten gibt es dann verschiedene Arbeitsgruppen. Julian Winkler ist am Department Thermo- und Fluidwissenschaften beschäftigt und arbeitet dort in der Akustikgruppe. Wie der Name es schon verrät, arbeitet er dort in der Regel an Akustikprojekten. Das heißt, er untersucht die Schallentstehung in turbulenten Strömungen und wie man zum Beispiel den Schall an Triebwerken berechnen und reduzieren kann. Da aber die Firmen der UTC verschiedene Spezialgebiete haben und eine große Bandbreite an Produkten herstellen, muss man auch flexibel auf die Anforderungen reagieren. „Es ist nicht immer ein akustisches Projekt oder Problem, das gerade von hoher Dringlichkeit ist“, sagt er. Daher muss man in der angewandten Forschung auch relativ breit aufgestellt sein und interdisziplinär arbeiten können. Die Projektleiter suchen sich aus den verschiedenen Arbeitsgruppen immer die passenden Leute, deren Talente und Fähigkeiten gerade gebraucht werden. Es wird also projekt-spezifisch immer ein neues Team aus Kollegen zusammengestellt, was auf Dauer für sehr viele Abwechslung und persönlich für stets neue Herausforderungen sorgt. So hat Julian Winkler neben seinem Spezialgebiet auch schon im Bereich Wärmetauscher und Zahnradpumpen gearbeitet und auch in wechselnden Rollen selbst als Projektleiter mit eigenen zusammen gestellten Teams gearbeitet.

Ein Nachteil seines Arbeitsgebietes gesteht er sei es, dass die Akustik oft ein nachgelagertes Problem in der industriellen Praxis ist und nicht immer mit im Designprozess berücksichtigt wird. Die Bedeutung wird in der Regel durch Richtlinien und erlaubte gesetzliche Obergrenzen festgelegt an denen sich die Unternehmen primär orientieren. Was ihm besonders an seiner Arbeit gefällt, ist der Bezug zur Realität und zum Produkt. In der angewandten Forschung erlangt man wissenschaftliche Erkenntnisse, kann aber genauso gut beobachten wie die eigene Entwicklung in ein paar Jahren in ein Flugzeug eingebaut wird – für Julian Winkler die perfekte Mischung aus Forschung/Wissenschaft und industrieller Praxis. Was er macht ist relevant für die Wirtschaft und trotzdem, so sagt er, ist man in der Arbeit am UTRC relativ frei und unabhängig.

Der Weg dahin…und die Rolle des Auslands

Den Schwerpunkt Akustik hat Julian Winkler während seiner Promotion und im Anschluss an sein Studium des Wirtschaftsingenieurwesens gesetzt. Bei seiner Promotion am Institut für Fluid- und Thermodynamik bei Univ.-Prof Dr.-Ing. Carolus erforschte er die Schallentstehung am Tragflügel und betrieb Grundlagenforschung zu dessen Schallreduktion. Nach seiner Promotion war er als Postdoc—finanziert durch die Université de Sherbrooke, Kanada—an der Boston University in den USA beheimatet. Dass er im Anschluss daran weiterhin in der Forschung tätig sein möchte, war für Julian Winkler die ganze Zeit klar. Viele glückliche Zufälle brachten ihn dann von der Boston University an das UTRC. Zunächst ist es, wie schon erwähnt, relativ selten, dass es überhaupt noch firmeneigene Forschungszentren gibt. Julian Winkler hatte sich schon auf eine weite Reise eingestellt, doch dann fand er das UTRC, welches nur zwei Stunden Autofahrt von Boston entfernt liegt. Hinzu kommt, dass genau in diesem Forschungszentrum auch noch eine Stelle für den Bereich Akustik ausgeschrieben war. Und wie es der Zufall wollte, passte diese auch noch genau zu seinem Forschungsinteresse und -schwerpunkt. Als sich Julian Winkler dann also am UTRC beworben hat, bekam er direkt am nächsten Morgen die E-Mail, „wir wollen Sie kennenlernen“. Nach einem Telefoninterview ein paar Tage später gab es dann nicht nur ein Bewerbungsgespräch, sondern gleich einen ganzen Bewerbungstag. Vor Ort musste er Vorträge halten, nahm an Gruppeninterviews teil und wurde von verschiedenen Bewertungsteams unter die Lupe genommen. Mittlerweile arbeitet Julian Winkler schon über sieben Jahre am UTRC und bereut diese Entscheidung nicht.

Aber nicht nur inhaltliche Schwerpunkte wurden während seines Studiums gesetzt, sondern auch die verschiedenen Auslandserfahrungen während seines Studiums spielten eine prägende Rolle für seinen Werdegang. Ein Jahr lang verbrachte Julian Winkler durch einen Erasmus-Austausch an der University of Portsmouth in England. „Das war eine sehr wertvolle Erfahrung“, sagt er. Dieser Austausch habe den Grundstein für die vielen weiteren Auslandserfahrungen, wie zum Beispiel sein gefördertes Fachpraktikum in Hong Kong oder seine Diplomarbeit am Georgia Institute of Technology, gelegt. Er kann solche Auslandsaufenthalte den Studierenden nur ausdrücklich empfehlen, denn man lernt neben dem Fachlichen auch den Umgang mit den verschiedenen Kulturen und Denkweisen. Das komme ihm heute zu Gute. In seinem Job arbeitet er mit Experten aus vielen verschiedenen Ländern zusammen an komplexen Problemen. Der Umgang und Austausch mit den verschiedenen Kulturen mit ihren teils unterschiedlichen Denk- und Lösungsansätzen ist ein Gewinn für alle Beteiligten und fördert die Innovationskraft des Unternehmens ungemein.

Persönliches und Perspektiven

Julian Winkler ist im aeroakustischen Komitee des American Institute of Aeronautics and Astronautics (kurz AIAA), dem US-amerikanische Berufsverband für Luft- und Raumfahrttechnik, tätig. Dort organisiert er unter anderem die Konferenzen mit und ist dadurch in der Forschungswelt sehr gut vernetzt. Seinen Ausgleich zum Beruf findet er in seiner Familie. Zurzeit lebt er mit seiner amerikanischen Frau und den beiden gemeinsamen Kindern in Connecticut. Dennoch ist für ihn nicht ausgeschlossen mit seiner Familie vielleicht irgendwann nach Deutschland zu ziehen. Für den Moment jedoch, sagt Julian Winkler, fühlen sie sich sehr wohl in Connecticut und haben ein gutes Leben in Amerika.


Dieses Porträt basiert auf einem Interview mit Julian Winkler und wurde von Janice Gust verfasst.

 
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