Social Entrepreneurship - Neue Perspektiven für die Soziale Arbeit
Zu neuen Ufern gelangen muss nicht nur die Stadt Siegen. Alte Muster aufbrechen müssen auch die Studierenden der pädagogischen Bereiche und Sozialen Arbeit im Hinblick auf ihr späteres Berufsleben. Dazu rät Dr. Nicolas Albrecht-Bindseil, der kürzlich im career:FORUM unter dem Motto „Lust auf gute Gesellschaft“ empfangen wurde. In einem zweistündigen Vortrag referierte er über seinen Werdegang und das Projekt des „Mehr Generationen Hauses Heidelberg“.
Selbst startete der 41-jährige seine berufliche Laufbahn vor über 20 Jahren. Nach dem tragischen Fenstersturz und der anschließenden Pflegebedürftigkeit eines Kommilitonen war er von einer Vision ergriffen: einem generationsübergreifenden und „inklusiven“ Wohnmodells. Seine Idee war ein aufbereiteter Lebens- und Wohnraum, in dem Menschen verschiedenen Alters ebenso wie Menschen mit Krankheiten oder körperlichen Beeinträchtigungen miteinander leben und starke soziale Gemeinschaften errichten. Über die Jahre entwickelte sich aus der einst ehrenamtlichen Initiative oder, wie von ihm bezeichnet, aus einer „improvisierten Sozialarbeit“ ein Unternehmen. Die Firma managt heute dieses wachsende Projekt – mit Erfolg. Besonders der Dank treibe immer wieder zu neuen Höchstleistungen an, erklärt der Vordenker sozialer Modelle. Trotz vieler Hürden sei man heute bei einer Kooperation mit dem Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) angelangt. Am Ende sei man aber noch lange nicht. Der studierte Theologe und Sozialpädagoge erkennt in seinem Projekt nicht nur die Zukunft gesellschaftlicher Strukturen, sondern auch neue und interessante Arbeitsfelder für Studierende der sozialen Fachbereiche.
Als Alumnus der Uni Siegen sprach er über die Arbeitswelt und die bevorstehenden Herausforderungen eines Social Entrepreneurs: „Soziale Arbeit muss mutiger werden und darf sich dem Unternehmertum nicht verschließen“, gibt er den Zuhören zu bedenken. In Zukunft müssten sich die Studierenden dieser Disziplin fachübergreifender aufstellen und auch mit anderen Verantwortungsträgern der Gesellschaft enger zusammen arbeiten. Der promovierte Erziehungswissenschaftler rät, fachlich in die Breite zu gehen und gesellschaftliche Verantwortung zu übernehmen.
„Insbesondere vor dem Hintergrund des demographischen Wandels und des zunehmenden ökonomischen Drucks auf die Sozialversicherungen, ist das Modell des Social Entrepreneurs allerdings zukunftsweisend“. Als Vorreiter auf diesem Gebiet, appellierte Albrecht-Bindseil an die Zuhörer „es anzupacken“, starke Netzwerke zu bilden und nicht zuletzt den sozialen Gedanken auch in der privaten Wirtschaft zu verankern.