Immun-o-mat spürt Antikörper auf
ATTO-TEC bringt Weltneuheit auf den Markt / Ausgründung aus Uni sitzt im GIT-Komplex
Presseresonanz vom: 31.10.2002
Erschienen in: Siegener Zeitung
kk Siegen. In der Hochschule wird geforscht und gelehrt.
Viele Ergebnisse halten Einzug ins alltägliche Leben, bringen
den Menschen Nutzen. Forschungsresultate zu vermarkten, mit
ihnen ein eigenes Unternehmen zu gründen, ist dabei nicht immer
einfach. Das hat auch Dr. Christoph Zander erfahren. Der heute
43-Jährige wagte im Jahr 1999 den Schritt aus der Universität
Siegen in die Selbstständigkeit. Mittlerweile zählt sein
Unternehmen ATTO-TEC 16 Mitarbeiter. Zwei Faktoren waren für
den Erfolg ausschlaggebend: Zukunftsweisende Produkte auf dem
Gebiet der Biotechnik sowie die tatkräftige Unterstützung durch
die Forschungstransferstelle der Uni Siegen. Anzutreffen ist
die Firma seit Anfang Oktober im neuen Gebäude der Gesellschaft
für Innovation und Transfer, kurz GIT genannt. Dr. Zander und
sein Team, zu dem auch Dr. Jörg Reichwein gehört, sind die
ersten Mieter, die im futuristisch anmutenden GIT-Gebäude die
Anker warfen.
Der Firmengründer studierte in Siegen Physik, war alsdann auch
in Heidelberg und Göttingen tätig. Seine Habilitationsschrift
verfasste Zander auf dem Haardter Berg. Schon damals hatte er
seinen Hang zur physikalischen Chemie entdeckt. Der
Habilitation sollte der Schritt in die Selbstständigkeit
folgen. Zander im Rückblick: »Man steht erst einmal vor einem
Wust von Fragen. Vor allem, wenn man von der Hochschule kommt.«
Die Mitarbeiter der Forschungstransferstelle waren bemüht, den
Wust zu lichten. Fördermittel wurden gemeinsam eingeworben,
Räume gesucht und gefunden. Der Weg zur Industrie- und
Handelskammer sowie zu RENEX (Regionales Netzwerk
Existenzgründer) wurde dem Neuling gewiesen. Auch
Messeauftritte wurden organisiert, berichtet Dipl.-Ing. Andreas
Werthebach als Vertreter der Forschungstransferstelle.
Die Mühe hat sich gelohnt. Heute steht die ATTO-TEC GmbH, die
Biologen, Chemiker und Physiker beschäftigt, im wahrsten Sinne
des Wortes auf zwei Beinen. Das eine Bein heißt »chemicals«.
Will heißen: fluoreszierende Farbstoffe für Biologie und die
diagnostische Medizin werden hergestellt. Zander: »Dieses
Startprodukt ist mittlerweile gut etabliert.«
Das zweite Standbein ist brandneu, wurde erst auf der
»Analytika« in München vorgestellt - ein Gerät namens
»Immun-o-mat«. Nomen ist dabei Omen. Es handelt sich nämlich um
eine integrierte Plattform für die automatisierte Durchführung
von Immuntests auf der Basis von Protein-Chips. Proben werden
dabei nach Antikörpern oder Antigenen durchleuchtet. Werden
solche gefunden, werden diese qualitativ wie auch quantitativ
bestimmt. Ein großer Vorteil des Verfahrens: Mithilfe des
Protein-Chips können in einem Schritt und mit wenig Aufwand
zahlreiche verschiedene Analysen in einer Probe parallel
durchgeführt werden.
Zum Einsatz kommen könnte der transportable Immun-o-mat mit
überschaubaren Maßen beispielsweise beim raschen Nachweis von
Antibiotika in der Milch. Die Untersuchungen könnten problemlos
vor Ort beim Bauern durchgeführt werden. Auch zum schnellen und
unkomplizierten Nachweis von Schimmelpilzen in der Nahrung
(beispielsweise im Getreide) ist das Gerät geeignet. Nicht
zuletzt als Allergiechip in der Humanmedizin wäre der
Immun-o-mat denkbar.
Die chemischen Abläufe im Gerät sind kompliziert, die
Handhabung indes ist simpel. Knackpunkt ist eben der
Protein-Chip. Als Basis fungiert ein herkömmlicher Objektträger
der Größe 76x26 mm. Der aktive, mit Proteinlösung getränkte
Spot indes umfasst gerade einmal eine Fläche von 10x10 mm und
entspricht dem Sichtfeld der CCD-Kamera. Die Probe wird über
den Chip geleitet. Alsdann übernimmt der Computer die
Auswertung.
Zwei Jahre Entwicklungszeit stecken im Immun-o-mat. Nunmehr ist
das Tischgerät auf dem Markt. Kosten: 34000 e pro Stück.
Zander: »Wir glauben, damit eine Nische gefunden zu haben.«
Präsent ist ATTO-TEC mit dieser Weltneuheit vom 18. bis 29.
November im Düsseldorfer Landtag. Die Hochschulen in NRW sowie
das Ministerium für Schule, Wissenschaft und Forschung haben
eingeladen. Das Thema der Forschungsschau lautet »Die 3.
Mission - Forschung und Transfer im Parlament«