Bedeutender Tag für Region und Universität
Siegen. (Loh) Ein bedeutender Tag für die Universität - ein starker Tag aber auch für die Region: Vor 150 Jahren wurde die Siegener Wiesenbauschule gegründet, die den Namen der Stadt in Deutschland und Europa bekannt machte.
Presseresonanz vom: 30.06.2003
Erschienen in: Westfälische Rundschau
Jedenfalls konnte Dr. Rudolf Heinrich, pensionierter
Fachreferent der Universitätsbibliothek, den zahlreichen
Zuhörern, die von nah und fern zum Alumni-Tag gekommen waren,
im Rahmen des Festaktes diese Vorstellung vermitteln. Die
Wiesenbauschule, in der Bauernsöhnen die Geheimnisse der Be-
und Entwässerung von Weideland vermittelt werden sollten, ist
eine der Säulen der heutigen Universität: Die Fachbereiche 9
(Architektur/Städtebau) und 10 (Bauingenieurwesen) sehen
nämlich in der Wiesenbauschule ihren Ursprung.
Allerdings muss man ihre verschiedenen Umwidmungen kennen,
bevor diese Genealogie einsichtig wird: Zum Wiesen- und
Wasserbau kamen der Wegebau und der Straßenbau und erst nach
1945 der Tief- und Hochbau. 1953 wurde sie Ingenieurschule für
Bauwesen.
1962 bekam sie das Attribut "Staatlich" im Namen, bevor sie
1971 Fachhochschule Siegen-Gummersbach hieß und 1972 in der
Gesamthochschule aufging. Die Dekane der heutigen Fachbereiche
9 und 10 würdigten in ihren Grußworten ihre Tradition mit Blick
auf die zukünftigen Herausforderungen.
Es hatte sich angeboten, das festliche Ereignis mit dem
diesjährigen "Alumni-Tag" zusammen zu legen, wie die Rektorin
in ihrer Begrüßung betonte. "Alumni-Tag": Die Universität lädt
Ehemalige ein, um Tradition zu begründen, aber auch, um
Rückmeldungen aus dem beruflichen und persönlichen
Erfahrungsfeld ihrer Absolventen zu bekommen und diese für die
Modernisierung ihrer Lehre zu nutzen.
Das betonten mit unterschiedlichen Akzentuierungen Ulf Stötzel
als Bürgermeister, Dr. Henning Schleifenbaum als Vorsitzender
der Gesellschaft der Freunde und Förderer, Joachim Herbst als
Präsident des Industrie- und Handelsclubs und Prof. Dr. Hermann
Freter als Vertreter der elf Siegener Alumni-Vereinigungen.
Der Festakt - bereichert durch Musik für Trompete und Orgel
(André Becker und Thomas Grütz) - schloss mit einem Vortrag,
der dem fachlichen Schwerpunkt dieser Veranstaltung Rechnung
trug. Prof. em. Dr.-Ing. E. h. Karl-Heinz Laermann,
Bundeswissenschaftsminister a. D., sprach über "Aufgaben und
Ethik des Ingenieurs in der Gesellschaft." Das Motto seiner
Ausführungen hatte er von Karl Popper entlehnt: "Wir können die
Zukunft nicht vorher sehen, aber wir müssen sie möglich
machen." Sein Grundgedanke: "Ingenieure können die positiven
und negativen Folgewirkungen technischer Neuerungen absehen.
Sie müssen den Mut haben, darüber in allgemein verständlicher
Sprache sachlich aufzuklären."
Sein Imperativ (nach Hans Jonas):
"Handle so, dass die Wirkungen deiner Handlungen verträglich
sind mit der Permanenz echten menschlichen Lebens auf der
Erde."