Tradition und Moderne Arm in Arm
Festakt zu 150 Jahren Bauwesen an der Uni / Auch Alumni-Tag: schon jetzt unverzichtbar
Presseresonanz vom: 01.07.2003
Erschienen in: Siegener Zeitung
Rö Weidenau. Festliche Orgelklänge zum Auftakt in der Tat
eine angemessene Form für ein Jubiläum, das schon jetzt als ein
Großereignis der Siegener Universität gewertet werden kann. Von
diesem Jubiläum, zusammengelegt mit dem zweiten großen
Alumni-Tag der Uni (Treffen der ehemaligen Studierenden), lässt
sich ohne weiteres sagen, dass es beste Siegerländer
Landwirtschaftstradition mit zukunftsfähiger Wissenschaft und
neuen Perspektiven für den Wirtschaftsraum Siegen-Wittgenstein
und dessen angrenzende Kreise würdig verbindet.
Die Rede ist vom 150-jährigen Bestehen der Wiesenbauschule, die
mit den Grundstein für die heutige Hochschule bildete. Zu den
zahlreichen Gratulanten am Samstagvormittag im Audimax gehörten
neben Hartmut Ernst, dem Urenkel des langjährigen Direktors der
Wiesenbauschule, Prof. Dr. Louis (Ludwig) Ernst, und dem
Gründungsrektor der Gesamthochschule Siegen Prof. Dr. Artur
Woll sowie dem Bundeswissenschaftsminister a.D. Karl-Heinz
Laermann auch Siegens Bürgermeister Ulf Stötzel sowie stellv.
Landrat Jürgen Althaus.
Noch in den 60er Jahren des vorigen Jahrhunderts hörte man in
den Siegerländer Dörfern mit Stolz die Alten sagen: »Der und
der war Wiesenbaumeister« sprich: der hatte es für heimische
Verhältnisse weit gebracht. In der Tat hatten sie es weit
gebracht, die zertifizierten Wiesenbaumeister von der
Wiesenbauschule.
Mit ihrer Kunst der Rieselrinnen-Errichtung waren sie bis weit
in die 20er Jahre des vorigen Jahrhunderts vor allem in Preußen
willkommene Experten der intensiven Grünlandbewirtschaftung,
bevor die moderne Chemie flächendeckend eingesetzt wurde. »Die
Siegensche Kunstwiese«, ein Nebenprodukt der heimischen
Eisengewinnung, war bis dahin die einzige Methode,
Höchsterträge aus den Wiesen für einen immer größer werdenden
Viehbestand herauszuholen.
Die Wiesenbauschule ist neben ihrer langen Tradition aber auch
in anderer Weise Vorbild für die heutige Hochschule: mit ihrer
seit 1889 bestehenden Absolventen-Vereinigung, heute
Ingenieurvereinigung der Fachbereiche 9 und 10,
Architektur/Städtebau und Bauingenieurwesen der Universität
Siegen (als direkte Abkömmlinge der Wiesenbauschule). Damit ist
sie die älteste Vorläuferin sämtlicher heutiger Siegener
Alumni-Vereinigungen. Absolventen- bzw. Alumnivereinigungen
seien heutzutage, so einhellig alle Festredner, unverzichtbare
Elemente im Zusammenspiel von Universität und Wirtschaft,
insbesondere auch der heimischen Wirtschaft. Über den
persönlichen Kontakt von Ehemaligen zur Universität und
zueinander könnten nicht nur neu zu besetzende Arbeitsplätze
für die aktuellen Studienabgänger ermittelt werden. Es werde
auch ein Erfahrungsaustausch ermöglicht, der Anregungen zu
zukunftsweisenden Forschungsprojekten und Wirtschaftsideen
geben könne. Mit dem Alumniverbund unter Federführung von Dr.
Susanne Padberg soll ein umfassendes Netzwerk nach den
Vorbildern USA, England und Frankreich aufgebaut werden. Der
ehemalige Wissenschaftsminister Prof. Heinz Laermann wies in
seinem Festvortrag auf die Aufgaben und Ethik des Ingenieurs in
der Gesellschaft hin. Er hielt es für eine Pflicht aller
Lehrenden in diesen Bereichen, den Studierenden zu vermitteln,
dass das, was technisch möglich sei, nicht immer das
Erstrebenswerteste sei, wenn dadurch z.B. unnötig Landschaft
verbraucht werde oder andere Negativfolgen auftreten
könnten.