NRW-Ministerin Hannelore Kraft zu Gast bei der Regionalkonferenz »Universität Siegen«
kk Siegen. Ein strahlend blauer Himmel über Siegen, strahlende Gesichter bei den Honoratioren aus der Region und eine gut aufgelegte, wenn auch bestimmte Wissenschaftsministerin Hannelore Kraft die Zeichen für die Regionalkonferenz »Universität Siegen« standen gestern im Alten Lÿz gut. »Wir wollen eine gute und leistungsfähige Universi
Presseresonanz vom: 27.04.2004
Erschienen in: Siegener Zeitung
Dem ministeriellen Bekenntnis zum Standort Siegen folgte
jedoch kein Freifahrtschein für die Einrichtung am südlichen
Zipfel Westfalens. Hannelore Kraft: »Universitäten sollen keine
Baumärkte sein, in dem alles angeboten wird, sondern eher
Fachgeschäfte mit bester Qualität.« Sinn und Zweck des
Hochschulkonzeptes 2010 sei es eben, Stärken zu stärken und
Schwächen abzubauen. Die besten Hochschulen seien oft
diejenigen mit einem überschaubaren, klaren Profil.
Auf Diskussionen über ungleiche Startbedingungen der
Gesamthochschulen und besonders der in der Krönchenstadt wollte
sich die Politikerin nicht einlassen. »Siegen hat weniger ein
Stellenproblem als ein Stellenstrukturproblem«, so ihr Credo.
Im Klartext heißt das: Es gibt nach Auffassung der Ministerin
zu viele Professoren und zu wenig Mittelbau.
Stellenumwandlungen könnten Abhilfe schaffen. In einem war sie
sich sicher: »Ich habe keine Stellen mehr zu verteilen.« Nur
durch hochschulinterne Verschiebungen könne Neues geschaffen,
könnten Schwerpunkte ausgebaut werden. Hannelore Kraft zum
Ziel: »Wir brauchen in Nordrhein-Westfalen nicht nur Breite,
sondern auch klar erkennbare Spitzen. Die müssen wir schaffen.«
Die Sichtweise des Stellenstrukturproblems wollte Uni-Rektorin
Prof. Dr. Theodora Hantos nicht unwidersprochen im Raum stehen
lassen. Siegen sei selbst unter den vormaligen
Gesamthochschulen die sachlich und personell besonders schlecht
ausgestattete. Um den personellen Durchschnitt aller
Hochschulen im Land zu erreichen, rechnete sie vor, fehlten
stattliche 301 Stellen.
Fehlende Stellen hin, Finanznot des Landes her die
Universitäten müssen und sollen vermehrt auf eigenen Beinen
stehen und Drittmittel einwerben. Einer Universität, die derart
in der Region verankert sei, müsse das eigentlich leichter
fallen, meinte Hannelore Kraft. Und in Richtung Wirtschaft:
»Der Mittelstand ist oft der Meinung, Leistungen seien von den
Hochschulen kostenlos abrufbar.« Dabei sei das »keine
einseitige Geschichte«.
Lob und Tadel lagen gestern nah beieinander. So wähnte die
Ministerin die Universität Siegen mit ihrem Konzept 2010 auf
einem richtigen Weg. Hannelore Kraft: »Ich sehe nicht, dass wir
da weit auseinander liegen.« Und weiter: »Die Verantwortlichen
haben erkannt, worauf es ankommt.« Erst einmal sollen alle
Konzepte in NRW miteinander verglichen werden. Dann stehen im
Sommer Gespräche über Zielvereinbarungen an. Zwei Jahre haben
die Hochschulen in der Folge Zeit, ihre Konzepte und Ziele auf
den Prüfstand zu stellen. 2006 will das Ministerium nochmals
einen intensiven Blick auf die Resultate werfen und auch
Entscheidungen treffen.
Ein kritischer Blick wird in zwei Jahren wohl auch der
Forschung an der Universität Siegen gelten. Auf diesem Feld hat
die Ministerin ein eindeutiges Manko ausgemacht. Nur ein
Forscherkolleg und eine Forschergruppe, das sei zu wenig. Auch
sei die Hochschule bundesweit für Studierende noch nicht so
attraktiv wie sie sein könnte.
Die Vertreter aus Hochschule, Politik, Wirtschaft und
Gesellschaft demonstrierten dem Gast aus Düsseldorf
Geschlossenheit und unterstrichen unisono die Bedeutung der
Hochschule in der Region. Kuratoriumsvorsitzender Frank
Beckehoff, gleichzeitig Landrat im Kreis Olpe, brachte schon
bei der Begrüßung auf den Punkt: »Wir begrüßen die Bereitschaft
der Universität, sich dem Wettbewerb zu stellen. Wir wollen die
Universität dabei in engem Schulterschluss begleiten und
unterstützen.« Er gab aber auch zu bedenken: »Ein fairer
Wettbewerb erfordert faire Rahmenbedingungen.«
Ein kleines Bonbon hatte Hannelore Kraft noch mit nach Siegen
gebracht. Zwar erhält die hiesige Uni gemäß den neuen
Leistungskriterien in diesem Jahr über 700000 e weniger Geld
aus der Landeskasse, das Votum der Studierenden soll sich aber
auch in barer Münze niederschlagen. Demnach dürfte am
Herrengarten und somit in den Fachbereichen nochmals die Kasse
klingeln.