Weg mit Tarifautonomie und Bürokratie-Wust
Siegen. (mku) Vor 40 Jahren beendeten in Siegen die ersten Absolventen der Staatlichen Höheren Wirtschaftsfachschule (HWF) ihre Ausbildung zum Betriebswirt. Am Freitag blickten sie zurück und beschäftigten sich ausführlich mit der Zukunft der deutschen Volkswirtschaft.
Presseresonanz vom: 12.10.2004
Erschienen in: Westfalenpost
"Fritz Heide hat mich gefragt und natürlich bin ich
gekommen", sagte Festredner Prof. Herbert Henzler, einer der
damaligen Pioniere. Heute ist er Deutschland- und Europachef
der Unternehmensberatung McKinsey, unter anderem Vizepräsident
des Internationalen Beirats der Credit Suisse Group und
Honorarprofessor für Strategie- und Organisationsberatung an
der Münchner Universität. Henzler schilderte in seinen weiteren
Ausführungen ein Deutschland, das unter der Globalisierung der
Kapitalmärkte, der Digitalisierung und der Deregulierung leide.
Deutschland brauche dringend eine Entbürokratisierung, der
Kündigungsschutz bei Betrieben mit bis zu 20 Mitarbeitern müsse
entfallen.
In der anschließenden Diskussion machten alle Teilnehmer
deutlich, dass Deutschland nur mit umfangreichen Reformen eine
Überlebenschance im internationalen Vergleich habe.
Universitäts-Gründungsrektor Prof. Dr. Dr. h.c Artur Woll,
Prof. Dr. Hermann Freter und der Vorsitzende des
Arbeitgeberverbandes des Kreises Olpe, Felix Hensel,
unterstützten die Argumente des Festredners und forderten
verstärkt eine Deregulierung und die Lockerung des
Kündigungsschutzes.
"Die Arbeitsplatzbesitzer halten die Arbeitslosen durch
Besitzstandswahrung vom Arbeitsmarkt weg. Die Tarifautonomie
muss abgeschafft werden", waren sich zum Beispiel Felix Hensel
und Prof. Dr. Artur Woll einig. Prof. Dr. Freter beklagte die
Schwerfälligkeit nicht zuletzt der Universitäten, wenn es darum
gehe, neue Wissensgebiete einzuführen.
Auf ein ähnliches Problem hatte bereits der Prorektor für den
wissenschaftlichen Nachwuchs an der Siegener Uni, Prof. Dr.
Gerald Adlbrecht, in seinem Grußwort hingewiesen. Die
Aufbruchsgeneration der Wissenschaftler, die in diesem Jahr
feiere, hätte noch mit einem gewissen Risiko leben müssen.
"Heute ist alles abgesichert", beklagte er. "Wir müssen noch
besser werden und vor allem Risikobewusstsein und -bereitschaft
vermitteln", forderte er und nahm damit vieles der späteren
Diskussion vorweg.