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Diplomverleihung im Fachbereich Architektur und Städtebau/Etliche Preise vergeben
Presseresonanz vom: 10.02.2005
Erschienen in: Siegener Zeitung
kk Siegen. Die Verleihung der Diplomarbeiten im Fachbereich
Architektur und Städtebau ist jedes Mal wieder eine
faszinierende Schau der Bandbreite planerischen und
gestalterischen Einfallsreichtums. So auch gestern Nachmittag.
Und wie bereits üblich, galt es erneut, herausragende
Diplomanden und ihre Arbeiten auszuzeichnen.
Den Preis des Bundes Deutscher Architekten (BDA)
Siegen-Olpe-Wittgenstein erhielt in diesem Wintersemester Karin
Ratz. Die gebürtige Chilenin nahm sich einer Themenstellung aus
ihrer angestammten Heimat an. 200 Jahre Unabhängigkeit werden
dort gefeiert. Die Bürger sind aufgerufen, Entwicklungsprojekte
zu erarbeiten. Karin Ratz konzipierte ein Kulturzentrum in
ihrer Heimatstadt Temuco, 700 Kilometer südlich von Santiago.
Standort des Kulturzentrums mit ellipsenförmigem Hörsaal,
Restaurant, Computerraum, Ausstellungsfläche und Shop ist die
»Isla Cautin«. Die Insel fungiert auch als »grüne Lunge« der
Stadt und bildet den Abschluss der die Stadt durchquerenden
Achse. Es galt daher, Kulturzentrum und Infrastruktur mit der
Natur in Einklang zu bringen. Klare Geometrien dominieren den
Entwurf. In der Laudatio heißt es: »Mit minimalistischen
Mitteln werden subtile Innen- und Außenräume gebildet. Die
reduzierten Architekturelemente und die konsequente klare
Gliederung sind Garanten für ein zeitloses repräsentatives
Gebäude, was völlig ohne formale Eskapaden auskommt.«
Zwei Preise verleiht die Gesellschaft der Förderer der
Fachbereiche Architektur und Bauingenieurwesen der Universität
Siegen. Den 1. Preis erhielt Inga Rautenberg für ihre
Diplomarbeit zum Thema »Kulturloch Köln«. Mit ihrem Entwurf
greift die Diplomandin ein schon länger diskutiertes Thema auf.
Vier Museen sollen auf einer Fläche entstehen, darunter eines
für Völkerkunde. Mit diesem Fach befasste sich Inga Rautenberg
intensiver. Ihre Erkenntnis, dass Kulturen in der Regel um so
älter sind, desto tiefer sie in der Erde liegen, dass es aber
auch Überlagerungen und Vermischungen gibt, wollte sie
architektonisch aufarbeiten. In der Laudatio heißt es dazu:
»Die Baukörper wachsen aus der Tiefe, greifen ineinander,
bedingen einander, verzahnen sich und finden zusammen. Ein
Sinnbild unserer Kultur. Wünschenswert für diesen Ort.«
Christian Bechtler wurde mit dem 2. Preis bedacht. Er
konzipierte ein »Low-budget-Kulturhaus« in seiner Heimatstadt
Karlsruhe. Karlsruhe würde gerne europäische Kulturhauptstadt
2010 werden. Die Fläche für das Kulturhaus ist vorhanden.
Bechtler will sein Konzept, das nach seiner Einschätzung neben
dem schlicht eleganten Äußeren vor allem durch seine günstige
Bauweise und die schnelle Bauzeit besticht, daheim einreichen.
Die transparenten Fassaden bestehen aus Glas und Fiberglas.
Gehalten werden sie von einer Stahlkonstruktion ohne Stützen.
Den Kern bildet ein Funktionsbereich aus sichtbarem Beton. In
der Laudatio heißt es: »Der Entwurf selbst stellt eine sensible
und gut proportionierte Platzbebauung in der Karlsruher
Innenstadt dar, ohne den Platz zu teilen. Die Funktionen, die
Konstruktionen, die Form sowie die gestalterischen Mittel sind
auf das Wesentliche reduziert und nicht auf die auffallende
Geste angelegt. Zugleich findet man spannende innenräumliche
Sequenzen, Wegeführungen, Blickachsen, fließende Räume voller
Licht und Sonne, ein maximal offenes Haus.«
Anerkennungspreise gingen an Christiane Hüging, Matthias
Wohlfahrt und Isabell Poorten. Die Preise der Alumni Bauwesen
Siegen, Absolventenvereinigung der Fachbereiche 9 und 10,
erhielten Mathias Wohlfahrt für besondere Leistungen,
beispielsweise sein Engagement im Fachschaftsrat, sowie Marc
Launer für seinen Einsatz beim Bau des Holz-Kubus.
Einen leichten Schatten auf die Diplomverleihung warfen am
Rande heftig geführte Diskussionen über Benotung und
inhaltliche Stimmigkeit einer Diplomarbeit.