Fragen nach Gleichheit und Freiheit
Geflüchtete Studierende sprachen im Rahmen der Welcome Week über das Grundgesetz
Alle Menschen sind gleich. Aber gibt es nicht doch welche die „gleicher“ sind? Politiker? Reiche? Mächtige? Und wenn jeder das Recht auf freie Entfaltung hat, wo liegen dann die Grenzen? Das waren einige der Fragen, die Geflüchtete bei einer Veranstaltung zum Grundgesetz im Rahmen der „Welcome Week for Refugees“ an der Uni Siegen stellten. Hier trafen sich junge Flüchtlinge, die in diesem Sommersemester ihr Vorstudium aufnehmen, um nach bestandenem Sprachkurs ihr Fachstudium in Siegen beginnen zu können. Zum Kennenlernen, zur Orientierung und als Hilfestellung bot STARTING die Welcome Week an. STARTING steht für Student Admission, Registration and Training in German Language und ist eine Abteilung der Zentralen Studienberatung der Uni Siegen. Betreut wurden die Teilnehmer von den Vorstudienberatern Christian Gerhus und Majdi Bido. „Etwa 60 Geflüchtete beginnen in diesem Semester mit ihrem Sprachkurs“, erklärt Gerhus. „Die meisten von ihnen sind schon ein Jahr oder länger in Deutschland, aber es ist noch einmal ein ganz besondere Herausforderung sich auf dem Campus zurecht zu finden“, erklärt Majdi Bido.
Neben vielen Infos zur Uni stand an einem Tag das Thema „Grundgesetz“ im Mittelpunkt. Angeregt durch die Aktion „Eine Uni – ein Buch“ besorgten Gerhus und Bido für alle Geflüchtete das Grundgesetz auch auf Englisch und Arabisch und diskutierten über die wichtigsten Artikel. Unterstützt wurden sie dabei von Wolfgang Stücher, vom Verein für soziale Arbeit und Kultur Südwestfalen e.V. „Der größte Teil der Flüchtlinge, die jetzt an der Uni Siegen studieren möchten, ist bereits anerkannt und hat auch schon einen Integrationskurs absolviert, bei dem das Grundgesetz natürlich Thema ist“, erklärt Gerhus. Trotzdem sei das Interesse an der Uni-Diskussionsrunde sehr groß gewesen. Vor allem die Frage nach der Gleichheit habe die Geflüchteten beschäftigt. „Weil die meisten andere Erfahrungen aus ihren Heimatländern mitbringen, und weil sie sich schwer vorstellen können, dass für Menschen, die mächtiger oder reicher sind, in Deutschland keine Ausnahmen gelten“, so Bido. Wichtig sei ebenfalls gewesen, deutlich zu machen, dass Freiheit nicht bedeutet, alles machen zu dürfen, was man möchte. „Dass es neben den geschriebenen auch ungeschriebene Gesetze gibt, die wichtig für das Zusammenleben sind, ergänzt Gerhus. Die Frage nach dem Rauchen, sei dafür ein gutes Beispiel gewesen. Es wurde diskutiert, nachgefragt und nachgehakt. „Wir wollten ja nicht nur etwas vortragen und haben uns deshalb gefreut, dass so gute Gespräch entstanden sind“, sagt Bido.
An der Welcome Week haben 40 Geflüchtete, darunter acht Frauen, hauptsächlich aus Syrien, aber auch Iran, Irak und Afghanistan teilgenommen. Insgesamt studieren derzeit rund 120 Geflüchtete an der Uni Siegen oder nehmen an einem Vorstudium teil.