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Workshop "Ordnung in der Krise? Zeit und Raum im Krisenmanagement"

Am 30.03.2011 trafen sich im Rahmen des SiKomm-Arbeitsbereichs "Zeitgeographie" Wissenschaftler und Praktiker am Institut für Medienforschung zum Workshop "Ordnung in der Krise? Zeit und Raum im Krisenmanagement".

Veranschaulicht durch Beispiele aus der Praxis des Schutzes und der Rettung von Menschen wird die Bedeutung zeitlicher und räumlicher Faktoren in der Sicherheitskommunikation diskutiert. Im Rahmen des Workshops wird zudem der am Institut entwickelte zeitgeographische Prototyp zur Video- und GPS-Erfassung von Katastropheneinsätzen und Übungen vorgestellt und mit den Fachkräften diskutiert. Die effiziente Regulierung und Ordnung von Raum und Zeit sind wesentliche Voraussetzungen für ein erfolgreiches Krisenmanagement. Lagebilder und Risikoeinschätzungen werden entlang dieser beiden Faktoren sozial konstituiert. Die diversen Praktiken und Systematiken zur Ordnung von Raum und Zeit sind zentrale, strategische Bestandteile der Krisenbewältigung: markieren, kartographieren, antreten, aufstellen, routenplanen, abrücken, Weg finden, ankommen, sortieren, Zugang verschaffen, absperren, Sicherheitsabstände einhalten, etc. sowie die Unterscheidung zwischen Einsatzabschnitten, Aufstellfläche, Bereitstellungsraum, Arbeitsfläche, Ablagebereich, Patientenversorgungsplatz usf. sind alles Operationen im Dienste einer „Ordnung des Raumes“, die auch Teil der einsatztaktischen Grundausbildung und diverser Standardeinsatzregeln (SER) behördlicher Fachdienste zur Krisenbewältigung ist.

Der Verlauf und die Bewältigung von Krisen ist jedoch nicht nur räumlich, sondern auch zeitlich strukturiert – dargestellt im Krisenmanagement bspw. durch Zeitstrahle, Protokolle und Einsatztagebücher sowie etabliert in Form zeitlicher Routinen – bspw. regelmäßigen Lagebesprechungen. Erst mit der Sicherung funktionierender Einsatzabläufe, regelmäßiger und abgestimmter Treffen sowie der Berücksichtigung der naturgegebenen zeitlichen Grenzen des menschlichen Handelns (Erschöpfung, Hunger ...) können Katastrophen effektiv bewältigt werden. Dabei zeigt sich, dass eine Bewältigung gerade dann gut funktioniert, wenn ein „angemessenes Maß“ an Flexibilität in der Organisation gefunden wird. Zu starre Organisationsstrukturen sind nicht in der Lage, mit katastrophalen, d.h. per Definition unvorhergesehenen Lagebedingungen, umzugehen. Auf der anderen Seite verfügen völlig flache, selbstorganisierende Organisationen zwar über ein hohes Maß an Mobilität, jedoch auch nur über begrenzte Fähigkeiten, Entscheidungen zu treffen und effiziente Bewältigungsstrukturen zu etablieren. Zudem ist in der Regel die Einsatzleitung oder der jeweilige Einsatzführer mit der Bestimmung von Ordnungen beauftragt. Eine übergreifende und funktionale Ordnung verwirklicht sich jedoch erst durch ihre Bestätigung im Handeln der an einer Situation beteiligten Akteure – zu denen neben den Einsatzkräften auch Betroffene und die mediale Öffentlichkeit gehören können.

Die Durchsetzung angemessener Flexibilität in der Organisation und die lageübergreifende Akzeptanz und Legitimation raumzeitlicher Ordnungen ist dabei nicht selten eine Frage erfolgreicher Kommunikation.

Diese und weitere Fragen zu räumlichen und zeitlichen Faktoren des Krisenmanagements möchten wir mit Ihnen in unserem Workshop diskutieren. Neben den angesprochenen Bereichen sind wir für weitere Fragestellungen offen und freuen uns über Ihre Ideen. Mögliche Themenkomplexe könnten bspw. sein:

  • Theoretische Betrachtungen der Bedeutung von Raum und Zeit im Handeln
  • Umgang mit Raum und Zeit in der Krisenmanagementpraxis
  • Alltags- und einsatzpraktische Aspekte der Faktoren Raum und Zeit
  • Praktiken der zeitlichen und räumlichen Ordnung (Ordnung des Raumes, Ordnung der Zeit)
  • Einsatzpraxis & Fallstudien
  • Tools und Software für raumzeitliches Krisenmanagement
  • Methoden der Visualisierung von Raum und Zeit im Krisenmanagement
  • Akzeptanzhürden bei der Etablierung von Ordnungen im Einsatz
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Diese Veranstaltung findet am Institut für Medienforschung der Universität Siegen statt, welches mit SiKomm (Sicherheitskommunikation) und InfoStrom (Lernende Informationsinfrastrukturen im Krisenmanagement) zwei vom Bundesministerium für Bildung und Forschung im Rahmen der Sicherheitsforschung geförderte Projekte etabliert hat.



Ansprechpartner: Benjamin Mangold (mangold@ifm.uni-siegen.de)