Forschung
Forschungsinteressen
Positionalität religionspädagogisch und des Religionsunterrichts (bes. auch systematisch-theologisch und die Lehrperson betreffend)
Trans- und Posthumanismus, Digitalisierung und Technologisierung (auch religionspädagogisch und -didaktisch)
Theologische Kulturhermeneutik und religiöse Mediensozialisation (Narrativ-ästhetische, populärkulturelle Zugänge in der Religionsdidaktik, bes. graphic narratives)
Multimodale Ansätze in der Theologie und Religionspädagogik
Theologie und Religiosität im Kontext metaphorischer Sprache und Ontologie
Relationale Ontologie
Embodied realism und Kognitive Semantik
Aktuelle Projekte
Positionalität und Personsein im Kontext metaphorischer und relational-ontologischer Wirklichkeitsvorstellungen und ihrer religionspädagogischen Konsequenzen
Kognitiv linguistisch betrachtet ist das mentale Konzept Position metaphorisch strukturiert (Lakoff; Johnson, 1999; Fauconnier; Turner, 2002). Dies bedeutet, dass wir unsere einverleibten und konzeptualisierten Erfahrungen und unser Wissen über Räumlichkeiten benutzen, um das abstraktere Konzept Position zu verstehen und zu versprachlichen. Das Deutsche Referenzkorpus (DeReKo-2019-I) zeigt, dass die Präposition in mit 193.870 Tokens hochgradig kookkurrent zu dem Lemma Position ist, welches damit die primäre konzeptuelle Verbindung beider Worte aufdeckt. Das Konzept hinter dem Lemma in geht von einer Räumlichkeit aus, der nach ihrer metaphorischen Erweiterung eine existentielle Bedeutung oder sogar existentielle Wahrheit zukommt. Die Präposition verweist daher nicht auf eine vom Individuum ausgehende ortsgebundene Räumlichkeit, sondern auf einen Wirklichkeitszustand, der über eine entsprechende Leiblichkeit definiert wird. Besonders die konzeptuell metaphorische Strukturierung des Konzepts POSITION entsprechend des Konzepts IN lässt auf die existenzielle Wahrnehmung von Positionen als einen leiblichen Zustand schließen: die äußere Position wird zu einer Inneren – zu meiner Position.
Nach dieser Begriffsdefinition sind es zwei Aspekte, die das Konzept der Position und daran anschließend der Positionalität aufzeigen: Der eine eher theologisch, der andere religionspädagogisch ausgerichtet, finden beide in der Person der Religionslehrerin und des Religionslehrers ihre konkrete Form.
Zum einen stellt sich systematisch-theologisch die Frage nach dem Personsein. Wenn eine Lehrperson innerhalb des Kontextes ihrer eigenen Religiosität eine Position einnimmt, behauptet oder sich in einer Position befindet, sind dies Aussagen, die auf den eigenen existentiellen Zustand verweisen: die Lehrperson hat ihr metaphorisches Sein (Jüngel, 1974; Fabricius, 2018) relational-ontologisch (Fabricius, 2018; Bührer/Meyer zu Hörste-Bührer, 2018) in dieser Position oder auch sie hat bzw. hält diese religiöse Position, so wie man einen Ball in der Hand hält, wie ein Objekt, welches man besitzt. Als Objekt, kann diese Position auch weitergegeben und angeboten werden, andere können diese Position bekommen. Religiosität wird so persönlich, erhält damit eine Persönlichkeit, die systematisch-theologisch mit dem Konzept des Personseins verbunden werden kann. Eine Position wird zu meiner Person: „Our spirituality must be understood in light of the fact that we are embodied beings, embedded in our environment, whose identities are both material and discursive“ (Kidd, 2018). Dadurch dass das Konzept der Position auf existentiellen Konzepten und Wahrnehmungen beruht, die in ontologischen Beziehungen und Übertragungen (im Sinne der ursprünglichen Bedeutung von metaphora) verhaftet sind, verweist Position auf das tatsächliche Persönlichsein, das Personsein.
Der andere Weg führt in die religionspädagogische Richtung. Was macht dies mit der Lehrperson bezüglich ihres Umfelds, in dem sie sich als Religionslehrer*in befindet? Relationen, die ich als Lehrkraft mit meinem Personsein, mit meiner Position tangiere, mit denen ich in Verbindung bin wie Schüler, geplante Unterrichtsinhalte sowie Lehr-/Lernprozesse, der Klassenraum. Das Personsein der Religionslehrer umfasst neben der religiösen Bindung (unterteilt in persönliche Inspiration und Überzeugungen sowie der jeweiligen Kirchenzugehörigkeit – meist ev.-kath.) nicht-religiöse Relationen wie die persönliche Bindung, die kulturelle und die erziehungswissenschaftliche Bindung, wobei im schulischen Kontext den erziehungswissenschaftlichen Relationen sowie aus kirchlicher Perspektive den religiösen Relationen eine gewisse Verbindlichkeit zukommt. Diese sozialen wie ontologischen Beziehungsmuster stehen in einem resonanten Spannungsverhältnis, in dem Übertragungen stattfinden.