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Projektbeschreibung

Folter und Körperwissen

Das Projekt untersucht die Zusammenhänge zwischen Foltertechniken und kulturspezifischem Körperwissen. Foltertechniken (als vollzogene Praktiken und als verfestigte Handlungsentwürfe) und Körperwissen (als Wissen über den Körper und als inkorporiertes Wissen) stehen in einem Wechselverhältnis, so der Ausgangspunkt des Projekts: Wissensbestände über den menschlichen Körper bilden die Basis für die Entwicklung und Anwendung von Foltertechniken; umgekehrt gehen die Erfahrungen von Folterern, Gefolterten und Dritten in die körperbezogenen Wissensbestände des Feldes ein.

Folter war und ist eine in vielen Gesellschaften institutionalisierte Form politischer Gewalt, jedoch in unterschiedlichen Ausprägungen. Um die Wechselbeziehung zwischen Foltertechniken und Körperwissen in verschiedenen kulturellen Kontexten vergleichend zu untersuchen, kombiniert das Projekt zwei methodische Strategien. Erstens wird nachvollzogen, wie sich Foltertechniken in Form und Deutung ändern, wenn sie in ihrer Verbreitung unterschiedliche kulturelle Anwendungszusammenhänge durchlaufen. Hierzu wird der Fall der im Kalten Krieg durch die CIA entwickelten und systematisierten Foltertechniken untersucht, und zwar in ihrer Genese wie in ihrer Ausbreitung als mobile und adaptionsfähige Handlungsmuster in unterschiedliche kulturelle Kontexte. Dies geschieht mit Blick auf den sogenannten War on Terror, in dem US-Instanzen Folter u.a. in Afghanistan und Guantánamo einsetzten, sowie mit Blick auf folternde Regimes in Lateinamerika in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, namentlich Argentinien und Chile. Zweitens werden Foltertechniken und das mit ihnen assoziierte Körperwissen in einem kulturell kontrastierten Kontext analysiert. Empirischer Gegenstand ist hier die Folter durch die Roten Khmer in Kambodscha. Dieser Fall eignet sich für den Vergleich besonders durch die Materiallage und durch den kulturellen Kontrast, der mit seiner Verortung in einer von der europäisch-amerikanischen unterschiedenen Kosmologie besteht.

Das Projekt soll kulturspezifische wie auch kulturübergreifende Zusammenhänge zwischen Foltertechniken und Körperwissen herausarbeiten. Damit untersucht es das Spannungsfeld zwischen der kulturabhängigen Unterschiedlichkeit konkreter Foltertechniken und des jeweils assoziierten Körperwissens einerseits und der kulturunabhängigen, konstruktionsresistenten Eigenständigkeit des verletzungsoffenen menschlichen Körpers, die der Variabilität seiner Deutung, Benutzung und Behandlung Grenzen setzt, andererseits. Das Projekt ermöglicht so Erkenntnisgewinne für Gewaltsoziologie und Körpersoziologie. Mit der konzeptuell an sozialkonstruktivistische Wissenssoziologie und soziologische Anthropologie anschließenden vergleichenden Untersuchung von Foltertechniken in ihren kulturellen Kontexten soll das Projekt zum besseren soziologischen Verständnis von Folter, und allgemeiner von extremer Gewalt, als körperlich-kultureller Praxis beitragen.

 

Drittmittelgeber: Deutsche Forschungsgemeinschaft
Projektleitung: Prof. Dr. Katharina Inhetveen
Laufzeit: 1.4.2018-31.3.2021

 

 
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