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Peter Joseph Kirschbaum (1866-1926)
– ein früher Siegerländer Amateurfotograf
Ein Gemeinschaftsprojekt unter der Leitung von Dr. Thomas Bartolosch des Faches Geschichte der Universität Siegen und des Bergbau-Museums Herdorf-Sassenroth des Kreises Altenkirchen.
             Im Sommersemester 2005 wurde im Rahmen des Seminars             „Planung und Organisation eines historischen Projekts“             eine Ausstellung zu Leben und Werken des Siegerländer             Amateurfotografen Peter Joseph Kirschbaum vorbereitet –             ein Gemeinschaftsprojekt des Faches Geschichte der             Universität Siegen und dem Bergbaumuseum des Kreises             Altenkirchen in Herdorf-Sassenroth. Rechtzeitig zum             Ende des Semesters konnte das Projekt abgeschlossen und             die Ausstellung eröffnet werden. Die Veranstaltung             unter Leitung von Dr. Thomas A. Bartolosch, Studienrat             im Hochschuldienst am Lehrstuhl für Didaktik der             Geschichte / Neueste Geschichte von Frau Prof.’in Dr.             Susanne Popp, befasste sich zum einen mit der             Biographie des regionalen Fotopioniers der 1890er             Jahre, seinem fragmentarischen Nachlass sowie seinen             künstlerischen und dokumentarischen Absichten; zum             anderen ging es um die Konzeption und Umsetzung der             geplanten Ausstellung, d.h. um museums- bzw.             ausstellungsdidaktische Fragen. Dabei profitierte das             Projekt von der engen Zusammenarbeit mit Museumsleiter             Achim Heinz, der engagiert mit Rat und Tat zur Seite             stand. Als Studierende waren beteiligt: Siri Schmitz,             Thorsten Biener, Manuel Müller und Soufien Nafati.             
         
                      Peter Joseph Kirschbaum war der Sohn des             Betriebsleiters der Kruppschen Grube „Bindweide“ in             Steinebach/Sieg, des Obersteigers Anton Kirschbaum. Die             Grube hatte zeitweise mehr als 900 Beschäftigte und             galt als eines der bedeutendsten Bergwerke des             Siegerländer-Wieder Spateisensteinbezirkes. Sohn Peter             Joseph war gelernter Kaufmann, leitete den Kruppschen             Konsum, der der Versorgung der Bergleute diente, und             zog am Wochenende oder feiertags mit seiner             Plattenkamera über Land. Seine Fotografien lassen sich             fünf Arbeitsbereichen zuordnen: Zunächst hielt er             Denkmäler und Sehenswürdigkeiten im Bild fest, so etwa             die Klöster Marienstatt und Marienthal, die Freusburg             oder Schloß Schönstein. Weiterhin verdanken wir ihm             viele erste Ansichten von Dörfern seines             Lebensumfeldes, des sog. Gebhardshainer Landes.             Schließlich fotografierte er drittens Zeugen des             industriellen Aufschwungs im ländlichen Raum:             Fördergerüste von Gruben, Gesteinshalden, Röstöfen oder             die schmalspurige Kruppsche Elbbachtalbahn. Der Bergbau             erlebte in den 1890er Jahren einen enormen Aufschwung,             einen strukturellen Umbruch, den Kirschbaum mit             scharfem Auge beobachtete und bildlich fixierte.             Außerdem lassen sich einige seiner Aufnahmen dem             Bereich „Sensationelles“ zuordnen: Der Amateur             marschierte zu den Trümmerstätten der Großbrände in der             Kreisstadt Altenkirchen (1893) und in dem Dorf Daaden             (1895). Kirschbaum war mithin auch ein früher             Fotoreporter. Besonders reizvoll erscheinen seine             „gestellten Szenen“, die einen fünften Arbeitsbereich             darstellen. Menschen zu Bildern zu arrangieren – das             führte bei ihm mitunter zu „rührend-kitschigen“             Kompositionen. Dass dieses alles technisch möglich war,             verdankte die Zeit dem Fortschritt der Fotografie: Die             gegenüber der Nassplatte besser handzuhabende             Trockenplatte war erfunden worden; handlichere             Plattenkameras verliehen der Fotografie zusätzlich             Mobilität. Auch war die Fotografie inzwischen ein             erschwingliches Hobby geworden, zumindest für die             bürgerliche Mittelschicht. Kirschbaum nutzte bereits             Blitzlicht und Selbstauslöser. Mit seinen Aufnahmen             nahm der experimentierfreudige junge Mann erfolgreich             an internationalen Fotoausstellungen und –wettbewerben             des ausgehenden 19. Jahrhunderts teil, so in Hamburg             (1893), Amsterdam (1895) und Haarlem (1896), und errang             ein Ehrendiplom; eine Medaille und ein Diplom.             Kirschbaum war Bestandteil der zeitgenössischen             Dilettantismusbewegung, die vor allem auf Alfred             Lichtwark, den damaligen Direktor der Hamburger             Kunsthalle, zurückging. Fotografien in einem             Kunstmuseum zu zeigen, wie es Lichtwark tat, war für             die damalige Gesellschaft etwas Unerhörtes. Kirschbaums             Marienstatt-Serie war darunter, als die „Internationale             Ausstellung von Amateur-Photografien“ 1893 dort             stattfand.         
                       Öffnungszeiten, Preise und weitere Informationen zum             Museum finden Sie auf der Seite des Kreises Altenkirchen.         
     