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4. Canon Muratori
4. Canon Muratori
... quibus tamen interfuit, et ita posuit. Tertium evangelii librum secundum
Lucam. Lucas iste medicus, post ascensum Christi cum eum Paulus quasi litteris
studiosum secum adsumpsisset, nomine suo ex opinione conscripsit, dominum tamen
nec ipse vidit in carne, et ideo prout assequi potuit ita et a nativitate
Iohannis icipit dicere. Quartum evangeliorum Iohannis ex discipulis.
cohortantibus condiscipulis et episcopis suis dixit „Conieiunate mihi hodie
triduo, et quid cuique fuerit revelatum, alterutrum nobis enarremus“. eadem
nocte revelatum Andreae ex apostolis, ut recognoscentibus cunctis Iohannes suo
nomine cuncta describeret. et ideo, licet varia singulis evangeliorum libris
principia doceantur, nihil tamen differt credentium fidei, cum uno ac principali
spiritu declarata sint in omnibus omnia: de nativitate, de passione, de
resurrectione, de conversatione cum discipulis suis ac de gemino eius adventu,
primo in humilitate despectus, quod fuit, secundo in potestate regali praeclaro,
quod futurum est. quid ergo mirum, si Iohannes tam constanter singula etiam in
epistulis suis profert dicens in semetipsum „Quae vidimus oculis nostris et
auribus audivimus et manus nostrae palpaverunt, haec scripsimus vobis“. sic
enim non solum visorem se et auditorem, sed et scriptorem omnium mirabilium
domini per ordinem profitetur. Acta autem omnium apostolorum sub uno libro
scripta sunt. Lucas „optimo Theophilo“ comprendit, quae sub praesentia eius
singula gerebantur, sicuti et semota passione Petri evidenter declarat, sed et
profectione Pauli ab urbe ad Spaniam profiscentis. Epistulae autem Pauli, quae a
quo loco vel qua ex causa directae sint, volentibus intellegere ipsae declarant:
primum omnium Corinthiis schismae haereses interdicens, deinceps Galatis
circumcisionem, Romanis autem ordinem scripturarum sed et principium earum esse
Christum intimans prolixius scripsit. de quibus singulis necesse est a nobis
disputari, cum ipse beatus apostolus Paulus sequens prodecessoris sui Iohannis
ordinem non nisi nominatim septem ecclesiis scribat ordine tali: ad Corinthios
prima, ad Ephesios secunda, ad Philippenses tertia, ad Colossenes quarta, ad
Galatas quinta, ad Thessalonicenes sexta, ad Romanos septima. verum Corinthiis
et Thessalonicensibus licet pro correptione iteretur, una tamen per omnem orbem
terrae ecclesia diffusa esse dinoscitur. et Iohannes enim in apocalypsi licet
septem ecclesias scribat, tamen omnibus dicit. Verum ad Philemonem unani et ad
Titum unam et ad Timotheum duas pro affectu et dilectione, in honorem tamen
ecclesiae catholicae in ordinationem ecclesiasticae disciplinae sanctificatae
sunt. Fertur etiam ad Laodicenses, alia ad Alexandrinos, Pauli nomine finctae ad
haeresem Marcionis et alia plura, quae in catholicam ecclesiam recipi non
potest: fel enim cum melle misceri non congruit. Epistula sane Iudae et
superscripti Iohannis duae in catholica habentur et Sapientia ab amicis
Salomonis in honorem ipsius scripta. Apocalypsis etiam Iohannis et Petri tantum
recipimus, quam quidam ex nostris legi in ecclesia nolunt. Pastorem vero
nuperrime temporibus nostris in urbe Roma Hermas conscripsit sedente cathedra
urbis Romae ecclesiae Pio episcopo fratre eius. et ideo legi cum quidem oportet
se publicare vero in ecclesia populo neque inter prophetas completum numero
neque inter apostolos in finem temporum potest. Arsinoi autem seu Valentini vel
Miltiadis nihil in totum recipemus qui etiam novum psalmorum librum Marcioni
conscripserunt una cum Basilide Asianum Cataphrygum constitutorem.
Quelle: H. Lietzmann (Hrsg.), Das Muratorische Fragment und die
monarchianischen Prologe zu den Evangelien (= Kleine Texte für theologische und
philologische Vorlesungen und Übungen 1) Bonn 21921, 5-11
... wobei er aber zugegen war, das hat er auch so hingestellt. Das dritte Evangelienbuch nach Lukas. Dieser Arzt Lukas hat, da nach der Auferstehung Christi ihn Paulus als einen schriftkundigen Mann mit sich genommen hatte, es in seinem Namen nach dem, was er gehört hatte, verfaßt. Den Herrn aber hat doch auch er nicht im Fleische gesehen, daher beginnt er so, wie er es erreichen konnte, auch von der Geburt des Johannes an zu erzählen. Das vierte der Evangelien (ist das) des Jüngers Johannes. Als ihn seine Mitjünger und Bischöfe aufforderten, sagte er: "Fastet mit mir von heute ab drei Tage, und was einem jeden offenbart werden wird, das wollen wir mit uns einander erzählen". In derselben Nacht wurde dem Apostel Andreas offenbart, daß Johannes in seinem Namen alles niederschreiben und alle es revidieren sollten. Und deshalb, wenn auch in den einzelnen Evangelienbüchern verschiedene Anfänge (oder Prinzipien) gelehrt werden, so macht das doch für den Glauben der Gläubigen nichts aus, da durch den einen und anfänglichen (oder herrschenden) Geist in allen alles erklärt ist: über die Geburt, über das Leiden, über die Auferstehung, über den Verkehr mit seinen Jüngern und über seine doppelte Ankunft, die erste in Niedrigkeit der Verachtung, was bereits geschehen ist, die zweite herrlich in königlicher Macht, was noch geschehen wird. Was Wunder also, wenn Johannes das Einzelne so genau sogar in seinen Briefen vorbringt, wo er von sich selbst sagt: "Was wir gesehen haben mit unseren Augen und mit unseren Ohren gehört haben und unsere Hände betastet haben, das haben wir euch geschrieben" (1 Joh 1,1.3.4). Dadurch nämlich bekennt er sich nicht nur als Augen- und Ohrenzeuge, sondern auch als Schriftsteller aller Wunder des Herrn der Reihenfolge (des Wortlautes) nach.
Die Geschichten aller Apostel aber sind in einem einzigen Buche geschrieben. Lukas faßt für seinen "besten Theophilus" (Apg 1,3) zusammen, was im einzelnen in seiner Gegenwart geschah, wie er das ja auch durch das Fortlassen des Leidens Petri unzweifelhaft klarmacht, ebenso durch (das Weglassen) der Reise des Paulus, der von Rom nach Spanien reiste.
Die Briefe des Paulus aber erklären den Wißbegierigen selbst, welche es (d. h. von Paulus) sind, von welchem Ort und aus welchem Anlaß sie geschrieben sind. Zuerst von allen hat er an die Korinther, um ihnen die Häresie der Parteiung, dann an die Galater, um ihnen die Beschneidung zu verbieten, an die Römer aber, um ihnen darzulegen, daß Christus die Regel der Schriften und auch das Prinzip derselben sei, ausführlicher geschrieben. Und über diese müssen wir einzeln handeln, weil der selige Apostel Paulus selbst nach der Regel seines Vorgängers Johannes nur an sieben Gemeinden mit Namensnennung schrieb in folgender Ordnung: an die Korinther der erste, an die Epheser der zweite, an die Philipper der dritte, an die Kolosser der vierte, an die Galater der fünfte, an die Thessalonicher der sechste, an die Römer der siebente. Auch wenn er an die Korinther und Thessalonicher, um sie zurechtzuweisen, zweimal schreibt, so ist doch deutlich erkennbar, daß eine einzige Gemeinde über den ganzen Erdkreis verstreut ist. Denn auch Johannes in der Offenbarung schreibt zwar an sieben Gemeinden, aber redet doch zu allen. Aber an Philemon einen und an Titus einen und an Timotheus zwei (hat er) aus Zuneigung und Liebe (geschrieben), aber zu Ehren der katholischen Kirche sind sie zur Ordnung der Kirchenzucht für heilig erklärt worden.
Es läuft auch ein Brief an die Laodicener und ein anderer an die Alexandriner um, auf des Paulus Namen gefälscht für die Sekte des Marcion, und anderes mehr, was nicht in die katholische Kirche aufgenommen werden kann: denn Galle mit Honig zu mischen geht nicht an.
Ein Brief des Judas ferner und zwei des erwähnten Johannes werden in der katholischen Kirche (im Kanon) gehalten und die Weisheit, die von den Freunden Salomos ihm zu Ehren geschrieben ist.
Auch von Offenbarungen nehmen wir nur die des Johannes und Petrus an, welche letztere manche von den unsrigen nicht in der Kirche verlesen wissen wollen. Den Hirten aber hat ganz vor kurzem zu unseren Zeiten in der Stadt Rom Hermas verfaßt, als auf dem Throne der Kirche der Stadt Rom der Bischof Pius, sein Bruder, saß. Und deshalb soll er zwar gelesen werden, aber öffentlich in der Kirche dem Volke verlesen werden kann er weder unter den Propheten, deren Zahl abgeschlossen ist, noch unter den Aposteln am Ende der Zeiten.
Von Arsinous aber oder Valentin und Miltiades nehmen wir überhaupt nichts an, die ja auch ein neues Psalmenbuch für Marcion verfaßt haben zusammen mit dem Kleinasiaten Basilides, dem Stifter der Kataphryger.
Quelle: Lietzmann, Hans: Wie wurden die Bücher des Neuen Testaments heilige Schrift? Fünf Vorträge. Tübingen 1907, 54-57