22. Internationalen Filmhistorischen Kongresses
Schatten des Krieges
Innovation und Tradition im europäischen Kino 1940–1950
22. Internationaler Filmhistorischer Kongress
19.–21.11.2009 (Gästehaus der Universität Hamburg, Rothenbaumchaussee 34)
Die 1940er Jahre: Das Grundthema bleibt – der Focus ändert sich.
Cinefest 2009, das von CineGraph, Hamburg, und Bundesarchiv-Filmarchiv, Berlin, veranstaltete VI.
Internationale Festival des deutschen Film-Erbes, und der damit verbundene 22. Internationale
Filmhistorische Kongress beleuchten erneut das Jahrzehnt im Ausnahmezustand, wechseln aber die
Perspektive. 2009 steht die künstlerische Auseinandersetzung europäischer Filmmacher mit Krieg und
Nachkriegszeit im Zentrum des Interesses: Wie haben Regisseure in verschiedenen europäischen Ländern
auf das Chaos um sie herum reagiert? Mit welchen ästhetischen und erzählerischen Mitteln versuchten
sie, sich der beispiellosen humanen und kulturellen Katastrophe zu nähern? Wie sind in diesem
Zusammenhang die formalen und inhaltlichen Brüche und Kontinuitäten in der Filmproduktion dieser
Dekade vor dem Hintergrund der fortdauernden politischen und ökonomischen Extrembedingungen zu
interpretieren?
Der Internationale Filmhistorische Kongress nähert sich diesen Fragen aus unterschiedlichen
Blickwinkeln: Werkbiografische Betrachtungen zu ausgewählten Regisseuren und themenorientierte
Querschnitte durch nationale Kinematografien werden ergänzt durch Untersuchungen zur Entwicklung
einiger Genres, ästhetisch ausgerichtete Beiträge erforschen die filmkünstlerischen Strategien bei der
Darstellung zeitspezifischer Phänomene.
Wie sich deutsche und englische Filmschaffende ins Verhältnis zur Zeit setzten diskutieren Vorträge zu den
Kriegsfilmen von Powell/Pressburger und Carol Reed, zum Nachkriegsoeuvre von G. W. Pabst und zur
Arbeit von Erich Pommer als US-Filmoffizier im besetzten Nachkriegsdeutschland.
Dem Aufblitzen der politischen und gesellschaftlichen Realität im Genrefilm und der Verwendung von
Genremustern zu ihrer ideologischen Beeinflussung widmen sich Beiträge zum Krimi, zum fantastischen
Film und zum Animationsfilm der 1940er Jahre.
Einen zentralen Schwerpunkt bildet der Umgang deutscher und europäischer Regisseure mit den
Traumata der Kriegsvergangenheit und den existentiellen Problemen der Nachkriegszeit. Neue
Perspektiven auf den Trümmerfilm sollen hier Untersuchungen zu seiner spezifischen Raum- und Zeit-
Konstruktion und seiner Bedeutung als transnationales Projekt eröffnen. Die unterschiedlichen Formen
der Annäherung an Judenverfolgung und Holocaust werden anhand deutscher, österreichischer und
polnischer Filmbeispiele erörtert. Die Auseinandersetzung mit der Erfahrung der Okkupation durch Nazi-
Deutschland und dem Widerstand gegen die Besatzer steht im Mittelpunkt von Analysen zum
französischen und dänischen Kino, unmittelbar nach Kriegsende.
Zwei Beiträge zum Reichsfilmarchiv und seinem Nachleben sollen Licht auf einen bis heute nachwirkenden
»Schatten« des Krieges werfen: Den Umgang mit dem Filmmaterial des Feindes während und nach der
militärischen Auseinandersetzung.