Forschung
Meine Forschungsinteressen gelten folgenden thematischen Schwerpunkten:
1. Interaktionistische Organisationstheorie
Mein theoretisches Interesse gilt vor allem der Entwicklung einer interaktionistischen, performativen Organisationstheorie. Ein solcher Ansatz verortet Organisationen weder auf einer übergeordneten Ebene als „Realität sui generis“ in Form von Strukturen, noch reduziert er Organisationen auf die Entscheidungen nutzenmaximierender Individuen. Er versteht Organisationen als Produkt realitätserzeugender und sich wechselseitig beeinflussender Individuen. Theoretische Darstellungen dieser Perspektive finden sich hier:
- Klatetzki, T. Narrative Praktiken. Die Bearbeitung sozialer Probleme in den Organisationen der Kinder- und Jugendhilfe, Weinheim, Juventa/Beltz 2019.
- Klatetzki, T.: Mein Freund Harvey. Warum Organisationen keine moralischen Akteure sind, mit Organisationen aber moralisch gehandelt wird, in: Besio, C., Armbruster, A. (Hrsg.): Organisierte Moral, Wiesbaden, Springer VS 2020 (im Erscheinen)
- Klatetzki, T.: Regeln, Organisation und Macht. Eine interaktionistische Perspektive, in Duschek, S., Ortmann, G. (Hg.): Organisationen regeln. Die Wirkmacht korporativer Akteure Wiesbaden, VS-Verlag 2012, S. 93-109.
2. Soziale personenbezogene Dienstleistungsorganisationen
Vor dem Hintergrund meiner außeruniversitären beruflichen Erfahrungen interessiere ich mich für soziale personenbezogene Dienstleistungsorganisationen. Dies sind soziale Einrichtungen und Dienste verstanden, die soziale Probleme bearbeiten, indem sie versuchen Personen zu verändern, zu erhalten und/oder zu prozessieren. Einen einführenden Überblick über die Charakteristika dieses Organisationstyps finden sich in folgenden Veröffentlichungen:- Klatetzki, T.: Organisation, in: Graßhoff, G., Renker A., Schröer, W. (Hg.): Soziale Arbeit. Eine elementare Einführung, Wiesbaden, Springer VS 2018. S. 457-470
- Klatetzki, T.: Organisation, in: Böllert, K. (Hrsg.) Kompendium Kinder- und Jugendhilfe, Band 2, Wiesbaden, Springer VS 2018, S. 1259-1280.
Ein Überblick über unterschiedliche theoretische Ansätze zum Verständnis sozialer personenbezogener Dienstleistungsorganisationen geben die Aufsätze in dem Band:
- Klatetzki, T. (Hrsg.): Soziale personenbezogene Dienstleistungsorganisationen. Soziologische Perspektiven, Wiesbaden, VS-Verlag 2010.
- Klatetzki, T.: Professionelle Organisation, in: Apelt, M., Tacke, V. (Hrsg.): Handbuch der Organisationstypen, Wiesbaden, VS-Verlag, 2012, S. 165-184.
- Klatetzki, T., Tacke, V. (Hrsg.): Organisation und Profession, Wiesbaden 2005.
- Klatetzki, T.: Wissen, was man tut. Professionalität als organisationskulturelles System. Eine ethnographische Interpretation, Bielefeld 1993.
- Klatetzki, T.: Moralsysteme in Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe, Sozialmagazin, Heft 7-8, 2017, S. 84-90.
- Klatetzki, T.: Disgust and the Institutions of Cleanliness and Purity in Organizations, in: Walgenbach, P., Weick, E. (Eds.): Institutions, Inc., London, Palgrave 2016, S. 30-62.
- Klatetzki, T.: Emotionen und soziale personenbezogene Dienstleistungsorganisationen, Forum Erziehungshilfen, 4: Gefühle und Erziehungshilfen, Frankfurt 2013, S. 196-201.
- Klatetzki, T.: Soziale personenbezogene Dienstleistungsorganisationen als emotionale Arenen. Ein theoretischer Vorschlag, in: Neue Praxis, 5, 2010, S. 1-18.
Schließlich interessieren mich in letzter Zeit das Organisationsversagen und der Umgang mit Fehlern in den Einrichtungen und Diensten des Kinderschutzes.
- Klatetzki, T.: Vier Fehlerarten im Kinderschutz, Unsere Jugend, 2020, Heft 6 (im Erscheinen).
- Klatetzki, T.: Der Umgang mit Fehlern im Kinderschutz. Eine kritische Betrachtung, Neue Praxis 2020, Heft 2, S. 101-121.
- Klatetzki, T.: Katastrophale Ereignisse. Geschichten über Fehler in sozialen personenbezogenen Dienstleistungsorganisationen, in ders.: Narrative Praktiken. Die Bearbeitung sozialer Probleme in den Organisationen der Kinder- und Jugendhilfe, Weinheim, Beltz/Juventa 2019, S. 167-195.
- Klatetzki, T.: Potentiell gefährliche Wirklichkeiten. Über Risikomanagement, Verantwortung und Angst in der Kinder- und Jugendhilfe, Zeitschrift für Kindschaftsrecht und Jugendhilfe 2017, 11, S. 411 – 141 (Teil 1), 12, S. 449-454 (Teil 2).
3. Organisation von Gewalt und Grausamkeit
Als Gegensatz zu den sozialen personenbezogenen Dienstleistungsorganisationen, deren Aufgabe es ist, die Wohlfahrt ihrer Klienten zu erhöhen, interessieren mich die Formen des Organisierens, die dazu dienen Menschen und Tiere zu quälen und zu töten. Meine Veröffentlichungen zu diesem Forschungsschwerpunkt sind bisher:- Klatetzki, T.: Organizing Vigilante Lynching: A Neoinstitutional Perspective, in: Mazza, C. et al. (Eds): "New Themes in Institutional Analysis: Topics and Issues from European Research" im Erscheinen).
- Klatetzki, T.: Hang ‘em high: Der Lynchmob als temporäres Handlungssystem, in: Paul, A., Schwalb, B. (Hg.): Gewaltmassen, Hamburg 2015, Hamburger Edition , S. 147-172.
- Klatetzki, T.: Die Organisationsstruktur des armenischen Genozids. Ein theoretischer Vorschlag, (unveröffentlichter Vortrag Bern 2015)
- Klatetzki, T.: „This is your birthday party“. Grausamkeit in Abu Ghraib (unveröffentlichter Vortrag, Siegen 2014)
- Klatetzki, T.: Cruel Identities, in: Von Trotha, T., Rösel, J. (Hrsg.): On Cruelty. Köln. Rüdiger Koppe Verlag 2011, S. 189-210.
- Klatetzki, T.: In der Dispositionsfalle: Milgram und Zimbardo revisited, in: Inhetveen, K., Klute, G. (Hrsg.): Begegnungen und Auseinandersetzungen. Festschrift für Trutz von Trotha, Köln 2009, S. 261-282.
- Klatetzki, T.: Keine ganz normalen Organisationen. Eine Erwiderung auf Stefans Kühls Artikel: „Ganz normale Organisationen. Organisationssoziologische Interpretationen simulierter Brutalitäten“. Zeitschrift für Soziologie, Jg. 36, 4, 2007, S. 302-312.