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Achtsamkeit und Studium?

In fernöstlichen Philosophien spielt Achtsamkeit eine wichtige Rolle. Inzwischen entdecken auch Universitäten die Vorteile von Achtsamkeitsübungen. (07.07.2021)

von Christian Bocksch 

Vielleicht kennst du die folgenden Situationen: 

1. Eine wichtige Prüfung steht an, für die du viel gelernt hast. Genau jetzt musst du deine Fähigkeiten beweisen und dich voll und ganz auf die Aufgabe konzentrieren. Aber gerade in diesem Moment kommt dir der Gedanke: Was, wenn du scheiterst? Was, wenn du nicht gut genug bist? Möglicherweise versuchst du den Gedanken erstmal beiseitezuschieben. Aber gelingt das wirklich? Am Ende war es womöglich gerade dieser negative Gedanke, der verhinderte, dass du dein Potenzial voll ausschöpfen konntest.

2. Du liegst im Bett und möchtest schlafen. Aber genau jetzt musst du an Aufgaben denken, die du nicht erledigt hast oder morgen machen musst. Es fällt dir schwer einzuschlafen. Und am nächsten Morgen fühlst du dich müde und erschöpft – vielleicht sogar zu ausgelaugt, um die Aufgaben anzugehen, um die am Abend vorher deine Gedanken kreisten.

Im Studium kann es häufig zu solchen Situationen kommen. Selbstzweifel, wie im oben beschriebenen Beispiel, können uns helfen uns zu verbessern, aber sie können auch Ängste und Stress auslösen.

Dass ein Studium sehr viel Stress bedeuten kann, zeigt eine Studie zum „Studierendenstress in Deutschland“ aus dem Jahr 2016.[1] In der Online-Befragung gaben 53% der Studierenden in der persönlichen Wahrnehmung ein hohes Stresslevel an. Stress ist ein wesentlicher Risikofaktor für das Auftreten psychischer Erkrankungen, über die jeder 5. Studierende im Jahr 2013 eine Diagnose bekam. Die Untersuchungen und Auswertung der Versichertendaten der Techniker Krankenkasse ergab des Weiteren einen Anstieg bei der Verschreibung von Psychopharmaka an Studierende von 91% im Zeitraum zwischen den Jahren 2006 und 2014.[2]

Vermutlich fragst du dich jetzt, was das Ganze mit Achtsamkeit zu tun hat. In beiden oben beschriebenen Situationen werden die Gedanken als negativ und belastend empfunden. Ziel von Achtsamkeitstraining ist es, die eigenen Gedanken und Gefühle wertneutral wahrzunehmen.

Im Buddhismus gehört Achtsamkeit zum sogenannten „Achtfachen Pfad“, der zur Erleuchtung führt.[3] Achtsamkeit bedeutet in diesem Zusammenhang, aufmerksam die eigenen Wünsche und Gedanken wahrzunehmen, aber ohne zu bewerten, ob diese positiv oder negativ sind. Es geht nicht darum zu lernen das „Richtige“ zu denken, sondern zu lernen mit den eigenen Gedanken leben zu können.

Stress kann, wie erwähnt, auf lange Sicht krank machen. Achtsamkeitsübungen können dem entgegenwirken und bei der Bewältigung von Stress helfen. Daher bieten immer mehr Universitäten Kurse und Übungen zum Thema Achtsamkeit an. Zwar gibt es für die teilnehmenden Studierenden keine Garantie, durch Achtsamkeitsübungen direkt erleuchtet zu werden, aber ein zufriedeneres, erfolgreicheres und entspannteres Leben liegt durchaus im Bereich des Möglichen.

Eine einfache, von dem Psychologen Jon Kabat-Zinn entwickelte Achtsamkeitsübung, die du ohne viel Aufwand durchführen kannst, nennt sich Body-Scan.[4] Es handelt sich dabei um ein gedankliches Abtasten des eigenen Körpers.

Ziel der Übung ist es Körperempfindungen, Gedanken und Gefühle wahrzunehmen und sich dieser bewusst zu werden, ohne sie zu bewerten. Sie hilft dabei, die eigene Konzentration zu stärken und sich ganz auf die Gegenwart, das Hier und Jetzt, zu fokussieren, ohne mit den Gedanken in der Vergangenheit oder in der Zukunft zu sein.

Was einfach erscheint, braucht tatsächlich einiges an Übung. Probiere es einfach mal aus:

Setz oder leg dich bequem hin. Schalte vorher mögliche Lärmquellen, wie Radio, Handy oder Fernsehen aus. Nimm dir Zeit für die Übung. Wenn du eine entspannte Position eingenommen hast, schließ deine Augen und konzentriere dich auf deine Atmung. Versuche nun dich gedanklich auf die verschiedenen Bereiche deines Körpers zu konzentrieren und in diese hineinzufühlen. Beginne mit deinen Füßen. Versuche bewusst deine einzelnen Zehen wahrzunehmen, und gehe dann weiter in die anderen Regionen deines Fußes (Fersen, Fußsohlen, Fußspann). Versuche auch zu fühlen, wo dein Fuß den Boden berührt. Gehe dann mit deiner Konzentration weiter zu deinen Unterschenkeln, Knien, Oberschenkeln, Bauch, Rücken, Gesicht, Arme usw., bis du alle Teile des Körpers gedanklich durchwandert hast.

Kommen dir währenddessen andere Gedanken in den Sinn, etwa der Gedanke an die nächste Prüfung, so registriere den Gedanken, mache ihn dir bewusst und lass ihn dann wieder ziehen. Kehre anschließend zu der Region deines Körpers zurück, an der du gerade gedanklich Station gemacht hattest. Öffne am Ende dieser mentalen Übung wieder deine Augen und nimm dir einen Moment um dich zu strecken.[4],[5]

 

Wenn dein Interesse am Thema Achtsamkeit nun geweckt ist, kannst du auf verschiedene Weise versuchen diese in deinen Alltag zu integrieren. Der Hochschulsport der Universität Siegen bietet u.a. Kurse in Progressiver Muskelrelaxation (PMR) und Yoga an, ein Sport, bei dem Achtsamkeit ein integraler Bestandteil ist. Weitere Informationen zu unserem Kursprogramm findest du hier.

Hilfe und Informationen über psychologische Beratungsmöglichkeiten bietet die Zentrale Studienberatung der Universität Siegen auf ihrer Internetseite an.

Fußnoten und Quellen: 

[1] Uta Herbst, U., Voeth, M., Eidhoff, A., Müller, M., Stief, S. (2016). Studierendenstress in Deutschland - eine empirische Untersuchung. AOK Bundesverband (Hrsg). https://www.aok-bv.de/presse/medienservice/ratgeber/index_17371.html

[2] Krautz, B. (2019). Achtsamkeit an Universitäten und Hochschulen – Frühzeitiger Zugang zu Stressregulation und Persönlichkeitsentwicklung. Achtsamkeit in Arbeitswelten, 179–194. https://doi.org/10.1007/978-3-658-25673-9_12

[3] Collin, C., Benson, N., Ginsburg, J., Grand, V., Lazyan, M., Weeks, M., Fuchs, D. & Orth, J. (2019). Das Psychologie-Buch: Wichtige Theorien einfach erklärt. DK Verlag Dorling Kindersley.

[4] Staufenbiel, K. & Hill, A. (2018). Achtsamkeit und Achtsamkeitstraining. Sport in Kultur und Gesellschaft, 1–9. https://doi.org/10.1007/978-3-662-53385-7_34-1

[5] Frey, H. https://www.projekt-gesund-leben.de/2015/03/anleitung-zum-body-scan-mbsr-uebung/