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    Was ist der Wahl-O-Mat?

      

    Was ist die Grundidee des Wahl-O-Mat?
    Was sind die Ziele?
    Wo liegen die Wurzeln des Wahl-O-Mat?
    Gibt es auch in anderen Ländern vergleichbare Tools?
    Seit wann gibt es den Wahl-O-Mat und wie oft wurde er eingesetzt?  
    Ist der Wahl-O-Mat unabhängig und neutral?
    Gibt es Qualitätsstandards für die Thesen?
    Wer entwickelt die Thesen?
    Wie werden die Thesen ausgewählt?
    Ist der Wahl-O-Mat ein Online-Spiel?
    Wie läuft eine Wahl-O-Mat-Sitzung ab?
    Wie rechnet der Wahl-O-Mat?
    Was wird als Ergebnis angezeigt?


     

    Was ist die Grundidee des Wahl-O-Mat?
    Der Wahl-O-Mat stellt seinen Nutzer/-innen zwischen 30 und 40 Thesen aus verschiedenen Themenfeldern vor, zu denen sich mit "stimme zu", "neutral" und "stimme nicht zu" positioniert werden kann. Der Wahl-O-Mat gleicht diese Standpunkte mit denen der zur Wahl zugelassenen Parteien ab. Aus Abweichungen und Übereinstimmungen wird die Nähe zu den einzelnen Parteien ermittelt und angezeigt. Für jede Wahl wird ein eigener Wahl-O-Mat entwickelt, der jeweils einige Wochen vor dem Urnengang ins Internet gestellt wird. Das Copyright liegt bei der Bundeszentrale für politische Bildung.

    Was sind die Ziele?
    Neben Informationen über wesentliche und unterscheidbare Inhalte der Parteien dient der Wahl-O-Mat als ein Instrument zur Förderung politischer Kommunikation. Anschlusskommunikation als Austausch (auch gerade in sozialen Gruppen wie Schule, Familie, Arbeitsplatz) kann zur politischen Meinungsbildung vor Wahlen beitragen. Aber weit über den konkreten Wahlgang hinaus soll die Auseinandersetzung mit Politik gefördert werden. Das geweckte Interesse an den Inhalten stellt idealer Weise eine Basis für die Aneignung individueller Standpunkte dar. Somit kann der oft beklagten Amerikanisierung bzw. Personalisierung von Wahlkämpfen entgegen gewirkt werden.

    Wo liegen die Wurzeln des Wahl-O-Mat?
    In den Niederlanden wurde 1985 vom Insituut voor Publiek en Politiek/IPP (Amsterdam) der "StemWijzer" als Instrument der poltischen Bildung entwickelt. Anfangs als Papierversion, später in digitaler Form auf Disketten und seit 1998 im Internet funktioniert er wie der Wahl-O-Mat und wird im Vorfeld verschiedener Wahlen online gestellt. Allein vor den Wahlen der zweiten Kammer 2006 wurde er ca. 4,7 Millionen Mal gespielt. Angesichts einer Bevölkerungszahl von 16,5 Millionen in den Niederlanden ein herausragender Wert.

    Gibt es auch in anderen Ländern vergleichbare Tools?
    Neben dem wohl erfolgreichsten "voting indicator" StemWijzer in den Niederlanden (s. Wo liegen die Wurzeln des Wahl-O-Mat? ) finden sich vergleichbare Projekte auch in anderen Ländern. In der Schweiz ist mit politikarena.ch ein Projekt zur eidgenössischen Wahl 2003 gestartet worden. Seit 2004 werden dort auch Orientierungshilfen für die landestypischen Volksreferenden angeboten. Das Angebot ist dreisprachig und wird im Gegensatz zum Wahl-O-Mat durch auch kommerziell orientierte Partner unterstützt. In Bulgarien bot "glasovoditel" zur Wahl im Juni 2005 den Wähler/-innen eine web-basierte Orientierungshilfe.
    Die Tools aus Bulgarien und der Schweiz sind baugleich mit dem StemWijzer und in Kooperation mit dem Instituut voor Publiek en Politiek und der Bundeszentrale für politische Bildung, dem Träger des bundesdeutschen Wahl-O-Mat, entwickelt worden. Zur Europawahl 2009 arbeiteten die Teams von Stemwijzer.nl und Wahl-O-Mat.de im Rahmen des Projekts vote match eng zusammen. Dieses Angebot gibt den Usern anhand europapolitischer Fragestellungen Aufschluss darüber, welcher europäischen Parteienfamilie die eigenen Positionen am nächsten stehen. Vergleichbare Angebote gibt es u.a. auch in Österreich, Großbritannien, Belgien oder Norwegen, die allerdings anderen Funktionslogiken folgen.

    Seit wann gibt es den Wahl-O-Mat und wie oft wurde er eingesetzt?
    Erstmals wurde das Online-Tool für die Bundestagswahl 2002 entwickelt. Der Bekanntheitsgrad schnellte durch eine Vorstellung des Wahl-O-Mat in der Harald-Schmidt-Show in die Höhe. Den Online-Angeboten von Spiegel und Stern wurden Nutzungsrechte gewährt, so dass bereits der erste Wahl-O-Mat bis zum Tag der Bundestagswahl am 21. September 2002 mehr als 3,6 Millionen Mal gespielt wurde. Seitdem wurde er bei den Landtagswahlen in Bayern 2003, im Saarland und in Sachsen 2004, Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westfalen 2005, in Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz, Sachsen-Anhalt und Berlin 2006 sowie bei der Wahl zum Europäischen Parlament 2004 eingesetzt. Mit mehr als 5 Millionen Nutzer/-innen stellt der Bundestags-Wahl-O-Mat 2005 den vorläufigen Höhepunkt dar.


    Ist der Wahl-O-Mat unabhängig und neutral?
    Parteipolitische Neutralität ist natürlich oberstes Gebot. Die Bundeszentrale für politische Bildung (Trägerin des Wahl-O-Mat) erfüllt einen staatlichen Bildungsauftrag, dessen Einhaltung durch einen wissenschaftlichen Beirat garantiert wird. Zudem verfolgt die Bundeszentrale für politische Bildung keinerlei finanzielle Interessen.
    Die Erstellung des Wahl-O-Mat erfolgt in Zusammenarbeit mit öffentlichen Einrichtungen (Landesjugendringen und Landeszentralen für politische Bildung) und wird kontinuierlich von Wissenschaftlern begleitet. Dieses schließt ausdrücklich die genaue Kontrolle nicht-beabsichtigter verzerrender Effekte mit ein. Die Unabhängigkeit des Wahl-O-Mat (sowohl inhaltlicher als auch gestalterischer Natur) auch von ökonomischen Interessen ist gewahrt.


    Gibt es Qualitätsstandards für die Thesen?
    Die Thesen werden auf ihre Relevanz geprüft und anhand vorliegender Wahlprogramme entwickelt. Bevor die Positionen der Parteien in den Wahl-O-Mat eingespeist werden, wurden sie von den jeweiligen Parteivorständen/Geschäftsführungen autorisiert. Nur wenn die Unterscheidbarkeit der Positionen gegeben ist, ist die These geeignet.

    Wer entwickelt die Thesen?
    Eine Gruppe von etwa 10-25 jungen Menschen aus Schule, Ausbildung oder Studium. Darunter finden sich interessierte Erstwähler/-innen, die teils politisch engagiert sind. Unter Beratung eines Wahl-O-Mat-Teams aus Politikwissenschaftlern, Pädagogen, Statistikern, Organisatoren, Designern und IT-Fachleuten sowie unter Beratung von Journalisten werden auf Grundlage vorliegender Wahlprogramme Thesen entwickelt.

    Wie werden die Thesen ausgewählt?
    In einem ersten Schritt erstellt die Redaktionsgruppe etwa 100 Thesen, die nach Kriterien wie Eindeutigkeit, politischer Relevanz, Ausgewogenheit zwischen den Parteien, Präzision und Verständlichkeit zu einer Longlist von etwa 90 Thesen reduziert werden. Nachdem die Parteien Stellung bezogen haben, werden die Thesen mit einem statistischen Verfahren auf hinreichende Unterscheidbarkeit untersucht, was den Wegfall weiterer Thesen nach sich zieht. Abschließend werden 30-40 Thesen (gleichmäßig über Themenfelder verteilt) ausgewählt und in eine sinnvolle Reihenfolge gebracht.

    Ist der Wahl-O-Mat ein Online-Spiel?
    Ja und Nein. Der erste Zugang ist oft ein spielerischer, der dann in einem zweiten Schritt in eine ernsthafte Auseinandersetzung münden kann. Dies zu ermöglichen ist in Inhalt und Gestaltung des Angebots berücksichtigt und durch die Möglichkeit, zwischen den Positionen der Nutzer/-innen und Parteien zu vergleichen, angeregt. Zur Konzentration auf das Wesentliche ist eine benutzerfreundliche und leicht bedienbare Oberfläche (ohne grafische und inhaltliche Ablenkungen) unabdingbar. Auch wenn eine überwältigende Anzahl an Wahl-O-Mat-Usern angibt, es hätte Spaß gemacht, die Anwendung zu bedienen, heißt das nicht, dass geringere Maßstäbe an Transparenz oder Seriösität akzeptabel wären.

    Wie läuft eine Wahl-O-Mat Sitzung ab?
    In einer festgelegten dramaturgisch sinnvollen Reihenfolge wird der User mit den Thesen konfrontiert, die er mit "stimme zu", "neutral" oder "stimme nicht zu" beantwortet. Zudem besteht die Möglichkeit, Thesen zu überspringen. Bevor der Wahl-O-Mat das Ergebnis anzeigt, können einzelne Thesen zur doppelten Gewichtung per Mausklick markiert werden. Nachdem eine Parteienliste in der Reihenfolge der Nähe zu den eigenen Positionen angezeigt wird, kann die Übereinstimmung oder Abweichung mit den Parteien in jedem Punkt geprüft werden. Über einen Info-Button können weiterführende Informationen zu den Themen abgerufen werden. Zudem besteht die Möglichkeit, Begründungen der Parteien zu ihren Positionen einzusehen.

    Wie rechnet der Wahl-O-Mat?
    Für jede Abweichung zwischen der Partei und der Position des Users erhält die jeweilige Partei einen Punkt. Die Partei mit den wenigsten Punkten ist der Position des Users in Bezug auf die abgefragten Thesen am nächsten, die mit den meisten am fernsten. Für die Differenz zwischen "stimme zu" und "stimme nicht zu" erhält die Partei zwei Punkte. Kommt die Bewertung "neutral" auf Seiten des Users oder der Partei vor, wird nur ein Punkt vergeben - es sei denn beide Seiten stimmen "neutral", dann erhält die Partei wie auch bei anderer Übereinstimmung keinen Malus in Form von Punkten. Bei Thesen, die der User besonders gewichtet, verdoppeln sich die Punkte auf bis maximal vier pro These.

    User: "stimme zu"User: "neutral"User: "stimme nicht zu"
    Partei: "stimme zu"012
    Partei: "neutral"101
    Partei: "stimme nicht zu"210

    Was wird als Ergebnis angezeigt?
    Die Parteien werden in Reihenfolge von der niedrigsten zur höchsten Punktzahl angezeigt. Die Partei mit der höchsten Punktzahl ist am deutlichsten von den Ansichten des Users entfernt. Neben der Reihenfolge zeigt der Wahl-O-Mat anhand eines Balkendiagramms auch den Grad der Übereinstimmung zu den jeweiligen Parteien an. Ein Detailvergleich erlaubt Einblick, an welchen Fragestellungen die Differenzen zu den Parteien entstanden sind.