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Daniel Schmuck

Jennifer Tomandl

Leben und Arbeiten im Wüstenhochland von New Mexico

Daniel Schmuck hat Europastudien und Sozialwissenschaften an der Universität Siegen studiert. Heute lebt er in New Mexico, USA und arbeitet dort bei der Organisation Albuquerque Regional Economic Alliance (AREA). Er unterstützt die Region und gewinnt Firmen dafür, New Mexico für ihren Standort zu wählen. Auch außerhalb von wirtschaftlichen Perspektiven bietet die Stadt Albuquerque eine Vielzahl an Möglichkeiten.

Ein internationaler Werdegang mit Start im Siegerland

Schmuck kommt ursprünglich aus Netphen. Daher schien es selbstverständlich zu sein, dass die Universität Siegen alleine schon aus einem regionalen Aspekt zum Studieren einlud. Doch die kleine Universität bot noch viele weitere Vorteile. Sie half Schmuck besonders dabei, Interessen auszubilden, welche ihm auch noch heute täglich begegnen. Sei es seine Unterstützung bei Study & Consult, der studentischen Unternehmensberatung der Uni Siegen oder aber auch die Vermittlung an eine Firma, welche sich mit strategischer Kommunikation auseinandersetzt, bei der Schmuck einem Aushilfsjob neben dem Studium nachging.
Die Uni Siegen zeichnete sich für ihn auch durch große internationale Möglichkeiten aus. Neben der Teilnahme an der MUN Konferenz in New York entschied sich Schmuck im Kontext des Erasmusprogramms für zwei Semester in Warschau zu studieren: „Im zweiten Jahr in der Uni Siegen bin ich nach Polen gegangen und habe am Collegium Citivas studiert. Ich hatte ein großes Interesse an anderen Ländern und da meine Familie ursprünglich aus Polen kommt, habe ich zusätzlich noch eine besondere Verbindung zu Polen. Neben den zwei Semestern habe ich auch ein Praktikum bei einem Public Policy Think Tank absolviert. Ich arbeitete an einem Projekt, welches die Attraktivität für Start-Ups in Warschau untersucht hat. Hier konnte ich mich das erste Mal mit der Thematik des Economic Development beschäftigen.“

Jennifer Tomandl
Arbeitsveranstaltung mit Arbeitskollegen und Site Consultants

Nachdem Daniel Schmuck seinen Bachelor mit einer Abschlussarbeit zum Vergleich der politischen Kommunikation in Deutschland und den USA abschloss, absolvierte er einen Masterstudiengang an der Uni Bonn. An diesem Punkt seines Werdegangs fing die Beziehung zu New Mexico an, konkret zu werden. Im Rahmen eines Partnerschaftsprogramms zwischen der Universität Bonn und der University of New Mexico kam Schmuck dann nach New Mexico, genauer gesagt nach Albuquerque. In seiner Zeit als Student in New Mexico half Daniel Schmuck auch bei einem Unternehmen, welches Wahlkampfberatung anbietet. Zu Zeiten der Midterms bekam Schmuck somit noch weitere prägende Einblicke in die US-amerikanische Politik.
Durch ein zusätzliches Fulbright-Stipendium lernte Schmuck auch seine Ehefrau kennen, welche kurz zuvor als Fulbright Teaching Assistent in Weimar gearbeitet hatte und gebürtig aus New Mexico stammt. Mit einer kurzen Rückreise nach Deutschland ging Schmuck wieder nach Albuquerque und begann im Frühjahr 2021 hier seine heutige berufliche Karriere.

Albuquerque - zwischen Breaking Bad und innovativer Forschung

Die non-profit Organisation, für die Schmuck tätig ist, beschäftigt sich mit der Wirtschaftsentwicklung des Bundesstaates New Mexico und besonders mit der Stadt Albuquerque, welche heute auch zu Schmucks Heimatstadt geworden ist. Es wird ermittelt, für welche Firmen dieser Standort interessant ist und ebenso auch wie die Region noch interessanter für Firmen gestaltet werden kann. Große Firmen engagieren hierfür spezielle Standortberaterinnen und Standortberater, welche dann mit Schmuck in Kontakt treten. Besonders für die Bereiche der Luft und Raumfahrt, Halbleiterproduktion bzw. Computerchips, Pharmazeutik und Medizin wie auch erneuerbare Energien bietet der Standort viele Vorteile.

Jennifer Tomandl
Aussicht aus Schmucks Büro

Auch die Filmindustrie hat New Mexico für sich gefunden. So wurde beispielsweise die bekannte Serie Breaking Bad in Albuquerque produziert und gedreht und auch Netflix hat in der Stadt ein Netzwerk aufgebaut, welches viele Arbeitsplätze in der Region ermöglicht. Grund hierfür sind unter anderem die gebotenen Filmkredite oder das zeitweilige Erlassen von Steuern, um die Filmindustrie für den Standort zu gewinnen. Ein weiterer großer Global Player der Region ist der Computerchiphersteller Intel, welcher 2000 Arbeitsplätze geschaffen hat und 3,5 Mrd. Dollar in den Standort investiert hat.

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Netflix Studio

Doch wie kann konkret gesichert werden, dass die Attraktivität des Standorts wächst? Schmuck erklärt, dass einerseits Firmen mit ihren Projektvorschlägen auf die Albuquerque Regional Economic Alliance zukommen, wenn diese New Mexico als möglichen Standort für ihre Firma in Erwägung ziehen. Viele Faktoren werden daraufhin geprüft: Bietet die Region genug Menschen, welche in diesen Bereichen arbeiten können? Können bereits bestehende Fabrikgebäude genutzt werden oder können leere Flächen neu bebaut werden? Ebenso muss ermittelt werden, ob es die Möglichkeit von finanziellen Fördermitteln gibt und ob der erforderte Wasser und Strombedarf gedeckt werden kann. Auch eine gute Kommunikation mit Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträgern der Region ist für Unternehmen wichtig. Der kleine Bundesstaat bietet hier enorme Vorteile: „Beispielsweise ist die Wirtschaftsministerin nur zwei Telefonanrufe entfernt. Die Strukturen in New Mexico sind einfach konzentrierter und fast alle Institutionen sind in der Region Albuquerque zentriert.“ Hinzu kommt, dass die Bundesstaaten in den USA sehr frei in ihren Entscheidungen sind. Jedoch ist ebenso möglich, auf viele regionale und nationale Förderprogramme, insbesondere im Bereich der Infrastruktur zurückzugreifen.

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Älteste Kirche in den USA

Ein anderer großer Faktor von Schmucks Arbeit ist die Verbesserung der Region für Firmen als auch für die Bewohner von New Mexico. In diesem Kontext finden beispielsweise Datenanalysen statt. Diese betreffen dann unter anderem Wirtschaftsdaten und demographische Daten: Wie ist das Durchschnittseinkommen der Bevölkerung, wie viele Menschen sprechen mehrere Sprachen, wie viele Menschen haben Zugang zu einer Krankenversicherung. Zum Beispiel weist New Mexico noch eine hohe Kinderarmut auf.
Schmuck und seine Kolleginnen und Kollegen erstellen dazu beispielsweise auch ein Economic Dashboard, indem insgesamt 50 Indikatoren aus neun Hauptbereichen ausgewertet werden. Diese helfen dabei, die Wettbewerbsfähigkeit und die Qualität der Infrastruktur von Albuquerque mit anderen Standorten optimal vergleichen zu können. Insgesamt lassen sich neun andere Metropolen als direkte Wettbewerber ansehen: „Viele verlassen die Westküste, da die Lebenserhaltungskosten enorm gestiegen sind. Diese Firmen versuchen wir nun für uns zu gewinnen.“

Eine Stadt der Vielfalt, die zum Staunen einlädt: Skifahren und Flamenco

Auch außerhalb von wirtschaftlichen Faktoren schafft es Schmuck, leicht von der Attraktivität der Stadt Albuquerque zu überzeugen. Seine Wahlheimat zeichnet sich durch Vielfalt auf den verschiedensten Ebenen aus.
Die größte Stadt New Mexicos, die ungefähr eine halbe Millionen Einwohner zählt, beherbergt zwei Klimaextreme: Von Schmucks Fenster aus erstreckt sich über mehrere Kilometer das Panorama des Wüstenhochlands von New Mexico. Bei gutem Wetter ist sogar die Hauptstadt New Mexico, Santa Fe mit bloßem Auge zu erkennen. Diese ist über eine Stunde Autofahrt entfernt. Der Ausblick wird noch vom Mountain Side von Santa Fe unterstrichen, aber auch Albuquerque selbst kann neben der unglaublich weiten Landschaft mit Bergen glänzen. Der Rio Grande und das dazu gehörige Erholungsgebiet perfektionieren die besondere Landschaft. Schmuck schätzt die breiten Möglichkeiten an Outdoormöglichkeiten sehr: Ski-Fahren, Wandern in den Wäldern oder Entspannen in der Sonne schließt sich in New Mexico nicht aus.

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Eisfischen in New Mexico

Doch auch kulturell lebt New Mexico von seiner Vielseitigkeit. Schmuck sagt hierzu: „ New Mexico hat eine sehr alte Geschichte. Die aller ersten Kolonien der USA waren die spanischen Kolonien in New Mexico. Dies lässt sich auch heute noch an vielen Stellen erfahren. In Santa Fe steht beispielsweise ein sehr altes Kirchengebäude. Der europäische und insbesondere auch spanische Einfluss ist bis heute sehr präsent. Viele Menschen, die in New Mexico wohnen, sind spanischer Abstammung und teilen stolz ihre Wurzeln und Traditionen. Dies gilt besonders für den Norden. Der Süden ist hingegen stark mexikanisch geprägt. Mit insgesamt 23 indigenen Stämmen, den 19 Pueblo und 3 Apachen-Völkern, gehören die Taos Pueblo und Acoma Pueblo zu den ältesten indigen Siedlungen in Nordamerika und werden schon seit über 1000 Jahren durchgehend besiedelt.“
Die vielen verschiedenen Kulturen und Traditionen prägen das bunte Bild des Bundesstaates: In Albuquerque kann das nationale Institut für Flamenco besucht werden und Santa Fe beherbergt einen der größten Kunstmärkte der USA.

New Mexico und Deutschland

Da Schmucks Studium an der Universität Siegen einen Fokus auf die europäische Entwicklung gelegt hat, sind ihm die Unterschiede sehr präsent. Viele Umstände in der Umgebung von New Mexico sind anders als die europäischen Gegebenheiten. So zeichnen sich viele US-amerikanische Städte dadurch aus, dass beispielsweise die verschiedenen Lebensräume stark voneinander getrennt sind. Wo in vielen deutschen Städten Wohnungen, Gewerbe und Läden in den Innenstädten an einem Ort zu finden sind, sind diese Bereiche in den USA häufig stark voneinander getrennt.

Jennifer Tomandl
Landschaft in New Mexico

In Albuquerque wird sich darum bemüht, dass auch hier die Lebensbereiche lokal näher beieinanderliegen: „Wenn die Menschen in Downtown arbeiten und nach ihrer Arbeit den Ort wieder verlassen, dann ist dieser abends und nachts fast vollständig leer. Indem nach und nach einzelne Blocks renoviert werden und die Innenstädte für viele Aktivitäten interessanter werden, wird auch die gesamte Stadt mit der Zeit einladender. Der Vorteil hierbei ist, dass die Städte der USA nicht organisch gewachsen sind, sondern in Blocks geschaffen wurden.“ Im Bezug auf Deutschland erkennt Schmuck auch eine weitere Besonderheit. Immer mehr deutsche bzw. Firmen aus dem deutschsprachigen Raum entscheiden sich für die Region New Mexico. Schmuck sieht als Ursachen besonders die steigenden Energiekosten und die Möglichkeit, in New Mexico schnellere Genehmigungen als in Deutschland zu bekommen. Somit bietet die Region auch für viele europäische Firmen gute Gründe, um sie als Standort zu wählen.

Jennifer Tomandl

Auf Arbeitnehmerebene bieten die USA neben vielen Chancen auch einige Herausforderungen, besonders wenn einem das deutsche System bekannt ist. Die meisten Menschen in den USA haben nur wenige Urlaubstage. Schmuck erzählt, dass die zwei Wochen Urlaub, die ihm zustehen, es erschweren, öfters Deutschland zu besuchen. Weitere Urlaubstage werden nicht bezahlt und sind regionale und nationale auch nicht gerne gesehen. Ebenso bietet nicht alle Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber den Angestellten eine Gesundheitsversicherung oder eine ausgiebige Elternzeit in den USA. Doch auch diese Aspekte beschäftigen Schmuck in seiner Arbeit und es wird überlegt, wie die genannten Faktoren für die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer der Region attraktiver gestaltet werden können.

Jennifer Tomandl

Daniel Schmuck hat in New Mexico und der abwechslungsreichen Stadt Albuquerque seine Heimat gefunden: „Die Outdoormöglichkeiten sowie historisch und kulturell gefällt mir New Mexico sehr gut. Es ist schade, dass der Bundesstaat häufig untergeht, wenn vom Südwesten der USA gesprochen wird. New Mexico ist eigentlich das Zentrum des Südwestens. Doch sogar einige US-Amerikanerinnen und US-Amerikaner wissen nicht, dass New Mexico ein Bundesstaat ist.“ Doch auch mit seiner Heimat und der Universität Siegen fühlt sich Schmuck trotz großer Entfernung stets verbunden. Wo der Grundstein seiner internationalen Karriere gelegt wurde, möchte Schmuck nun auch selbst als Alumnus etwas zurück geben.


Dieses Porträt basiert auf einem Interview mit Daniel Schmuck, geführt und verfasst von Antonia Blumberg.

 
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