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Refined bohemia

Jessica Schäfer ist die Gründerin des Start-ups Refined Bohemia. Refined Bohemia ist der Ansprechpartner für Boho Brautschmuck im Siegerland und darüber hinaus.

Die 28-jährige Schmuckdesignerin kommt aus Netphen Dreis-Tiefenbach, von wo aus der Weg an die Siegener Uni nicht weit war. Dort studierte sie zunächst den Bachelorstudiengang Literatur Kultur Medien (LKM) mit dem Ergänzungsfach Kunstgeschichte. Darauf folgte dann der Masterstudiengang Literaturwissenschaften, den sie auch schon so gut wie beendet hat, stünde da nicht noch die Masterarbeit aus. Doch Refined Bohemia, das Start-up, das sie bereits zu Beginn des Masterstudiengangs 2016 gründete, entwickelte sich sehr rasant.

Verschiedene Standbeine halten die Gründerin auf Trab. Da gibt es zum Beispiel die eigene Schmuckfertigung und den Verkauf der selbst hergestellten Schmuckstücke in ihrem Showroom und im Olineshop. In sozialen Medien postet sie Fotos und Videos, um den Kundinnen einen Einblick in ihren Arbeitsalltag zu geben. Des Weiteren werden die Schmuckstücke in 8 Brautmodeläden deutschlandweit und in einer Boutique in Österreich verkauft. Auch auf Messen ist sie mit ihren einzigartigen Stücken vertreten. Zu ihren Außerhaus-Terminen, wie zum Beispiel Workshops fährt sie mit ihrer nostalgischen Kastenente namens „Henri“. Sie bietet diese Workshops unter anderem für Jungesellenabschiede, Babyparties oder Geburtstage an. Bei diesen Events können die Teilnehmenden eigene Schmuckstücke kreieren kann. Für Bräute kreiert sie oft individuelle Schmuckstücke. Sie ist mit ihrem Start-up auf das Gelände einer ehemaligen Gärtnerei in Siegen-Langenholdinghausen gezogen, wo auch ihre Freundin mit ihrem Unternehmen „Kira Stein Fotografie“ ansässig ist. Fotografie und Schmuck, das ergänzt sich gut, so Jessica. Das weitläufige Gelände des Gemeinschaftsatelliers „The Framehouse“ kann für Events gebucht werden. Für private Feste, wie freie Trauungen und Geburtstagsparties oder Produktionen von Businesskunden steht das Gelände zur Verfügung. Ein sehr vielseitiger Alltag.

Und woher kann Jessica das alles? Learning by Doing, sagt sie. Die Affinität für kreative Arbeit habe sie schon immer und das restliche Know-how habe sie sich im Laufe der Selbstständigkeit selbst angeeignet. Ihre kreative Arbeit besteht zum Beispiel aktuell darin eine Krone mit eingearbeitetem Familiennamen für eine Hochzeit zu designen. Andere Kunden kommen beispielweise mit dem Erbstück der verstorbenen Oma vorbei, dass Jessica für sie in ein neues Schmuckstück integriert. Für solche ausgefalleneren Spezialanfertigungen schlägt ihr Herz, aber auch die Erstellung von Alltagsschmuck gehört zu ihrem Tagesgeschäft.

Wie bist du auf die Idee zu Refined Bohemia und damit verbunden auf die Idee des Boho Brautschmucks/ des Schmuckdesignens gekommen?

Ich war schon immer kreativ, und finde, dass Schmuck ein Outfit erst komplett macht und Schmuck oft sehr unterschätzt wird. Es gibt einige Bräute, die ein Brautkleid für 3000€ kaufen und dann beim Schmuck sparen. Ich finde, dass der Brautschmuck das Brautoutfit erst kopmplettiert, deshalb habe ich mir gedacht: Es muss doch irgendwie möglich sein, Brautschmuck zu entwerfen, der die Person nicht arm macht, aber dennoch hochwertig ist und zum teuren Brautkleid passt. Schmuck der individuell ist und der den heutigen Geist/Trend der Freiheit und Natürlichkeit widerspiegelt.

Weitere negative Erfahrungen habe ich beim Kauf von Armbändern gemacht, die immer zu groß für meine schmalen Handgelenke waren. Uns so habe ich mich in mein Zimmer gesetzt und angefangen selbst Schmuck zu designen. In dieser kreativen Tätigkeit lag mein volles Interesse. Ich dachte, wenn es nichts wird, dann habe ich wenigstens schönes ein Hobby.

Was hat dich daran gereizt, ein eigenes Unternehmen zu gründen?

Ich weiß, dass ich in einem klassischen Unternehmen nicht gut aufgehoben wäre. Ich bin eine Querdenkerin und würde wahrscheinlich in einem alteingesessenen Unternehmen immer nur anstoßen. Daher war mir schon immer klar, dass ich wahrscheinlich eher mal in einer jungen dynamischen Agentur oder ähnlichem arbeiten würde. Jetzt ist es die Selbständigkeit und ich bin hier gut aufgehoben. Hier kann ich genau das machen, was ich möchte und meinem Traum nachgehen. Ich mag es, eigene Aufgaben zu haben und sie selbst zu bewältigen, dass ist eine große Motivation für mich in meinem eigenen Business.

Dennoch bin ich ganz froh mit Kira das Gemeinschaftsatelier zu haben. Wir teilen Freude und Leid. Gerade auch was die Kosten angeht ist es zu zweit wesentlich einfacher. Wie es gerade ist, haben wir eine gute Aufstellung.

Wann hast du den Entschluss gefasst, ein eigenes Unternehmen zu gründen?

Die offizielle Gründung war ja bereits im September 2016. Aber ich selbst würde den Moment, an dem ich feststellte, dass daraus wirklich eine eigene Firma werden kann, als den Gründungsmoment bezeichnen. Der Moment war circa ein Jahr nach der offiziellen Gründung, als ich in das Gründerbüro gezogen bin und andere anfingen, mich und meine Arbeit ernst zu nehmen.

Was ist das Alleinstellungsmerkmal eures Unternehmens?

Ein weiteres ausschlaggebendes Ereignis für den Gründungsentschluss war mein Jahrespraktikum bei „odernichtoderdoch“ in Münster. Die Zeit in diesem Start-up war so unglaublich wichtig für mich. Ich konnte sehen wie aus nicht vorhandenen Strukturen, wo jeder praktisch Mädchen für alles war, Strukturen wuchsen. Das hat mir Mut für meine eigene Gründung gegeben. Da ich dort besonders in den Bereichen Videoproduktion und Onlineshop tätig war, habe ich auch in dieser Hinsicht viel Input für das eigene Unternehmen bekommen.

Was ist/war das Innovative an deinem Unternehmen?

Schmuck gibt es natürlich überall, das weiß ich. Doch Schmuck der hundertprozentig zum Breitkleid passt und hier in Deutschland gefertigt wird, das ist neu. Auch die Idee der der Workshops für Junggesellenabschiede ist neu. Man kennt den klassischen Bauchladen, mit dem man nach Köln fährt. Aber die Option mit den Freundinnen Schmuck zu kreieren gab es so noch nicht. Und natürlich ist jede der Spezialanfertigungen einzigartig. Die Braut kann mit selbstgemachtem Schmuck vor den Traualtar treten – das ist einfach etwas Besonderes.

Zudem verkaufe ich nicht nur Schmuck, sondern auch dem Namen getreu im Boho-Stil, das ist ein großer Trend in der Hochzeitsbranche. Ohne finanzielle Unterstützung floss das neben der Gründung und dem Studium im Uni-Job erworbene Geld direkt ins Unternehmen. Refined bedeutet, dass mein Style/mein Schmuck trotzdem alltagstauglich und zeitlos bleibt. Der Fantasiename spiegelt also zugleich Leitidee und Werte meiner Firma (die mir übrigens sehr wichtig sind) wider. Bei all meinen Zukunftsplänen, (weitere Strukturen zu etablieren und mit Festangestellten zu wachsen) möchte ich weiterhin die Verantwortung behalten, regional produzieren und die eigenen Werte vertreten.

Was war die größte Herausforderung, der du bei Refined Bohemia gegenüberstandest?

Firmengründer sind oft männlich. In diesem Umfeld war es zu Beginn sehr schwierig seine eigene Frau zu stehen und ernstgenommen zu werden. Viele belächeln einen als das kleine Mädchen, das Schmuck bastelt. Aber ich bin genauso eine Unternehmerin und Chefin wie alle anderen auch. Ich musste sehr schnell lernen in die Rolle der Unternehmerin hineinzuwachsen.

Zum anderen bin ich nie wirklich die klassische BWL-‘erin gewesen. Daher fiel mir zunächst das Pricing schwer und meine Preise dann auch zu vertreten. Mir liegt eher das Marketing und das Kreative als der betriebswirtschaftliche Bereich. An dieser Stelle ist es sehr wichtig, sich verlässliche Hilfe von außen zu holen.

Inwieweit hat dich das Gründerbüro der Uni unterstützt?

Hauptsächlich durch die Räumlichkeit und den Austausch mit den anderen Gründern. Ansonsten habe ich natürlich auch von den Veranstaltungen profitiert. Das gab einem Sicherheit und nimmt ein wenig die Angst vor der Gründung.

Was rätst du jungen Gründern?

Ich würde sagen: einfach machen. Ich würde mich freuen, wenn mehr Frauen gründen, denn ich versuche immer eine Lanze für die Frauen zu brechen. Man kann es schaffen, auch wenn es schwieriger ist. Außerdem würde ich raten, nicht immer alles zu „zerdenken“. Ich glaube es ist wichtig, dass immer ein wenig Herzblut mit rein fließt. Langfristig gesehen braucht man Leidenschaft für sein Produkt. Sowohl das Produkt als auch das Herz sollten am richtigen Fleck sein.

Würdest du nochmal gründen?

Selbst wenn man am Ende die Erkenntnis steht, dass es nicht geklappt hat, hat man trotzdem etwas gelernt. Die Energie, die man für seine Idee aufgewendet hat, ist ja nicht verpulvert, sondern alle Erfahrungen und Personen bringen dir auch etwas für dein persönliches Wachstum. Auch daher würde ich noch mal gründen und zwar mit allen Höhen und Tiefen, die eine Gründung mit sich bringt.


Dieses Porträt basiert auf einem Interview mit Jessica Schäfer im Juli 2020 und wurde von Janice Gust verfasst.

 

Hier zur Homepage des Start-ups.

 
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