Ifm Software GmbH
Dr. Christian Lütke-Entrup ist Gründer des Unternehmens ifm software gmbh und ist als Geschäftsführer dort für die Softwareentwicklung zuständig. Mit seinem Studium der Wirtschaftsinformatik mit anschließender Promotion an der Universität Siegen hat Christian schon früh den passenden Grundstein für das fachliche Know-how und damit für sein heutiges Unternehmen gelegt.
Die ifm software gmbh entwickelt Software für die Produktionsprozesse in der Industrie. Verschiedene Sensoriken generieren industrielle Daten, welche anschließend von einer Software ausgelesen und verarbeitetet werden und somit Mehrwerte zur Verfügung stellen. Die von der ifm software gmbh entwickelte Software wird dann von der in Essen ansässigen Muttergesellschaft, der ifm electronic gmbh, weltweit vertrieben. Mittlerweile Teil der weltweit operierenden ifm-Unternehmensgruppe zu sein, bringe sowohl Vor-als auch Nachteile mit sich, sagt der Gründer. So seien sie jetzt Rädchen in einem großen System und bekommen viele Aufgaben abgenommen, andererseits seien sie aber auch in ihrer Entscheidungsfreiheit eingegrenzter.
„Es gibt wahrscheinlich aktuell kein besseres Gebäude hier in Siegen für Gründer von Softwareentwicklungen“, sagt Christian zum Siegener Summit, wo auch sein Unternehmen zu finden ist. Ursprünglich drei verschiedene Software-Firmen/Software-Produzenten sind heute zu ifm software gmbh fusioniert. Die heute rund 100 Mitarbeiter der ifm software gmbh verteilen sich auf die drei Standorte der damaligen Einzelfirmen (Siegen, Fürth und Zwickau).
Wie seid ihr auf die Idee der Gründung der ifm software gmbh und damit verbunden auf die Idee der Sensorenspezialisierung/Softwareentwicklung gekommen?
Das hatte ganz viel mit unserer damaligen Arbeit an der Uni Siegen zu tun. Die Wirtschaftsinformatik der Uni Siegen war/ist besonders eng mit den Industrien im Sieger- und Sauerland verknüpft. Mein Mitgründer Julian Reichwald und ich hatten damals schon die Idee, Daten aus den Maschinen und Anlagen der Industrien zu generieren und in den betriebswirtschaftlichen Kreislauf mit einzubringen. Das nennt man Industrie 4.0. Also waren wir da schon sehr innovativ unterwegs. Schnell haben wir die ersten Prototypen gebaut, was uns auch Spaß gemacht hat. Wir haben Potenzial darin gesehen, 2008 haben wir dann unseren Businessplan geschrieben und das EXIST Gründerstipendium beantragt und 2009 haben wir das Ganze dann entsprechend in die Gründung gebracht.
Was hat dich daran gereizt, ein eigenes Unternehmen zu gründen?
Schon 2002 war ich einige Jahre lang neben dem Studium und der Promotion als freiberuflicher Softwareentwickler tätig. Das hat mir besonders Spaß gemacht, denn man kann sein eigener Herr sein und das Thema Software war für mich sowieso immer spannend. So habe ich es bis heute sozusagen fortgeführt meiner Leidenschaft, der Softwareentwicklung, nachzugehen und von den Reizen der Selbständigkeit, die ich durch das Freelancen schon kannte, zu profitieren.
Wann habt ihr den Entschluss gefasst, ein eigenes Unternehmen zu gründen?
Meinen Mitgründer Julian Reichwald habe ich während meiner Promotionsarbeit an der Uni kennengelernt. Auch Julian ging damals seiner Doktorandentätigkeit in der Wirtschaftsinformatik nach. Mit dem gleichen fachlichen Hintergrund und sich ergänzenden Ideen, entwickelten wir beide 2007 erste Gedanken/Überlegungen, die 2009 zur Gründung der ifm führten. Nachdem wir 2008 das Gründerstipendium bekamen, war der Entschluss, zu gründen, einfacher zu fassen. Da wir dadurch finanziell abgesichert waren und relativ risikofrei gründen konnten, haben wir dann beschlossen, es einfach mal zu versuchen. Leider ist Julian Reichwald seit 2012/13 nicht mehr im/am Unternehmen beteiligt/tätig.
Was ist/war das Innovative an eurem Unternehmen?
Das war die Idee, die industrielle Produktion mit modernen IT- und Softwaresystemen zu verzahnen, also das, was man heute unter der Industrie 4.0 versteht. Der Gedanke, durch verschiedene Automatisierungstechniken die Wertschöpfungsprozesse im Bereich der Industrieproduktion zu optimieren war zum Zeitpunkt unserer Gründung hoch innovativ.
Was war die größte Herausforderung, der ihr bei ifm gegenüberstandet?
Als Beispiel kann ich da für mich den Vertrieb nennen. Ich bin ein eher technischgeprägter Mensch und habe die Aufgabe des Vertriebs total unterschätzt. Ohne Kunden bringt die beste Idee nichts. Es war ein harter Erkenntnisprozess, zu verstehen, dass die Kunden nicht auf einen warten, sondern man schon hingehen und Überzeugungsarbeit leisten muss. Das habe ich gelernt.
Inwieweit hat euch das Gründerbüro der Uni unterstützt?
Die Unterstützung des Gründerbüros war absolut wertvoll. Ich glaube nicht, dass wir ohne die Unterstützung von Frank Ermert das Stipendium bekommen hätten. Durch das Gründerbüro hatten wir zudem unser Büro im Artur-Woll-Haus. Außerdem sind die Coachingangebote sehr gut und empfehlenswert. Es war eine sehr gute Zusammenarbeit.
Was rätst du jungen Gründern?
Die Kunden sind das Allerwichtigste. Man kann mit einer noch so guten Produktidee gnadenlos scheitern, wenn man vergisst, die Kunden mitzunehmen. Man darf nie vergessen, kontinuierlich mit den Kunden zu sprechen und zu diskutieren. Sind wir auf dem richtigen Weg? Ist es das, was der Kunde wirklich möchte, oder glaube ich das nur? Der Vertrieb ist ein wichtiges zentrales Element neben dem Produkt selbst.
Und ich rate außerdem niemals den Fokus zu verlieren, denn man verzettelt sich sonst schnell. Man sollte immer fokussiert arbeiten, eine Strategie erstellen, sich daran halten und sich ständig selbst überprüfen.
Würdest du nochmal gründen?
Auf jeden Fall. Wenn ich mir anschaue, wo ich inzwischen gelandet bin, macht mich das stolz und ich bereue nichts. Außerdem macht es auch riesig viel Spaß, zu gründen.
Dieses Porträt basiert auf einem Interview mit Christian Lütke-Entrup im Juli 2020 und wurde von Janice Gust verfasst.
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