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Dr. Nicolas Albrecht-Bindseil

Dr. Nicolas Albrecht-BindseilDr. Nicolas Albrecht-Bindseil studierte Sozialpädagogik und anschließend Pädagogik an der Universität Siegen. 2007 promovierte er mit seiner Arbeit zu einem neuen Ansatz der sozialen Architektur - den „Inklusiven Lebensräumen“. Währenddessen entwickelte er generationen- und zielgruppenübergreifende Wohnprojekte für Menschen mit und ohne Assistenzbedarf in der Metropolregion Rhein-Neckar.



“Die Weite des Ozeans entdecken“ - Vom Visionär zum Social Entrepreneur

Schon vor seinem Studium der Sozialpädagogik in Siegen war sich Dr. Nicolas Albrecht-Bindseil bewusst, dass er als selbstständiger „Sozialunternehmer“ tätig sein will. Heute lebt er in Heidelberg und ist seit fast 20 Jahren als Pionier und „Social Enterpreneur“ auf der Suche und in der Entwicklung neuer Wohn- und Lebensformen. Neben seiner Arbeit für die Diakonischen Hausgemeinschaften e. V., ist er auch Gründer und Mitgesellschafter der Innovatio GbR Heidelberg-Essen (weitere Informationen auf www.hausgemeinschaften.de und wwww.innovatio-beratung.de).

 

Lust auf Vielfalt

Da in Berufen der Sozialen Arbeit gestalterische Freiheiten eher selten vorzufinden sind und Dr. Nicolas Albrecht-Bindseil nie in einer Behörde arbeiten und immer schon neue Wege in der Sozialen Arbeit ergründen wollte, suchte er sich schon früh Teampartner, mit denen er eigene Projekte auf die Beine stellen wollte. „Ich habe immer Lust gehabt, mit anderen Grenzgängern unterwegs zu sein. Wir wollten alle was Neues gestalten!“, sagt der fünffache Vater. Dies begann schon vor seiner Zeit in Siegen. Ein tragischer Fenstersturz und anschließende Pflegebedürftigkeit eines Bekannten machten ihn schon in jungen Jahren nachdenklich und motivierten ihn etwas zu „unternehmen“. Er entwickelte mit Freunden eine ehrenamtliche Initiative, um assistenzbedürftigen Menschen zu helfen. Dafür mieteten sie mehrere, kleine Wohnungen, deren Miete sie mit „Risikokapital“ finanzierten.

Fest

Nach einem Erststudium der evangelischen Theologie in Heidelberg und Bonn, entschloss er sich im Jahr 2001 Sozialpädagogik und Soziale Arbeit an der Universität Siegen zu studieren, um seiner praxisbezogenen Arbeit theoretisch-wissenschaftliche Grundlagen hinzuzufügen.

Schon bei seinem ersten Besuch auf dem Campus der Universität Siegen begegnete er im Aufzug zufällig Prof. Norbert Schwarte, seinerzeit Sprecher des ZPE, Zentrums für Planung und Evaluation Sozialer Dienste an der Universität Siegen. Wie durch eine Fügung des Schicksals blieb der Aufzug aufgrund eines technischen Defekts für fünf Minuten stecken. Diese Zeit nutzte Dr. Albrecht-Bindseil, um dem Professor von seinen Vorhaben und Plänen eines vielfältigen, generationsübergreifenden Wohnmodells zu erzählen. Der Professor war begeistert von seiner Lebensidee und Engagement und unterstütze ihn im Laufe seiner Studienlaufbahn auf vielfältigste/r Weise. Das, was er praktisch umsetzen wollte, brachte Dr. Albrecht-Bindseil als Fragestellungen in seinen akademischen Alltag mit ein. Im Jahr 2003 erfolgte dann der erste Abschluss im ISPA Studiengang der Sozialpädagogik. 2005 erzielte er seinen Diplomabschluss in Pädagogik und zwei Jahre später promovierte er schließlich bei Prof. Norbert Schwarte. Direkt danach setzte er die Arbeit an der Entwicklung „inklusiver Wohnprojekte“ fort und zog nach Heidelberg.

Die Kraft der Mannschaft

Den Gedanke morgens aufzustehen und in ein Großraumbüro zu gehen, konnte sich Dr. Nicolas Albrecht-Bindseil nie vorstellen. „Man kann sich sein Leben selbst aufbauen. Man darf sich nur nicht entmutigen lassen“, sagt er. Studierende sollten sich ausprobieren und lernen, Erfahrungen des Scheiterns als bedeutsame „Meilensteine“ in ihre Biographie zu integrieren. Ein sehr elementarer Bestandteil seiner Lebenslaufbahn war Teamwork. „Sucht euch eine gute Mannschaft und entwickelt zusammen Lust und Geschmack auf die Weite des Ozeans!“, rät er - in Anlehnung an das bekannte Zitat von Antoine de Saint-Exupery - zukünftigen Pionieren und Umsetzern in den Feldern der Sozialen Arbeit. „Eigentlich“ so Dr. Albrecht-Bindseil im Inteview, „ist das Wesentliche in den Handlungsfeldern der Sozialen Arbeit schon theoretisch durchdrungen. Was fehlt sind leider oft jene die die Theorie in praktische Vorhaben umsetzen und Neues aktiv vorantreiben.“

Mehrgenerationehaus

Nach jahrelanger Arbeit entstanden die Mehrgenerationenhausprojekte in Heidelberg. Hinter der Idee steckt vor allem der Begriff „Vielfältigkeit“ – Vielfalt an Lebensgeschichten, Charakteren, Ereignissen und gesellschaftlichen Milieus und Lebensstilen. Ein Mehrgenerationenhaus ist ein Lebens- und Wohnhaus, das verschiedene Säulen der klassischen sozialen Arbeit neu miteinander verbindet und in Beziehung setzt. Menschen verschiedenen Alters mit oder ohne Assistenzbedarf leben dort zusammen mit direktem Bezug zum Wohnquartier und zum umgebenden Sozialraum der Nachbarschaft. Wichtig und Markenzeichen der Heidelberger Mehrgenerationenhausprojekte ist die kontinuierliche Regie des vielschichtigen Miteinanders durch die professionelle Sozialraummoderation. Hierin liegt laut Dr. Albrecht-Bindseil der Schlüssel zum Verständnis der Gewinnung eines neuen Sozialkapitals – dem sog. Welfare-Mix – den sich die Sozialpolitik gegenwärtig wünscht. „Das „Mehrgenerationenhaus“ ist eine Zumutung- im positiven Sinne! Meine Arbeit lässt sich nicht so einfach einordnen. Es ist eine eierlegende Wollmilchsau, die sich ganz schwer tut bestimmte Labels zu tragen.“, erklärt Dr. Nicolas Albrecht-Bindseil.

Er ist Mitglied eines Expertennetzwerkes im Aktionsprogramm II. der Mehrgenerationenhäuser des Bundesfamilienministeriums. Sein mittelfristiges Ziel ist es, die volkswirtschaftlichen Renditen „inklusiver, sozialraumorientierter Lebensräume“ als Zukunftsmodell neuer sozialer Arbeit darzustellen. In Zusammenarbeit mit politischen Impulsgebern des Bundesfamilienministeriums in Berlin, versucht er dieses Modell in weitere Städte und Bundesländer zu übertragen.

An die Sinnhaftigkeit eines „Work-Live-Balance“ glaubt Dr. Albrecht-Bindseil persönlich nicht. Er teilt sein Leben nicht in Arbeit und Freizeit auf. Er lebt einfach seinen Beruf. „Ich habe nicht vor, in Rente zu gehen. Ich werde das machen bis ich aufhöre zu atmen.“ Ein Ende ist vorerst nicht in Sicht. Seine derzeitigen Projekte werden fortgesetzt und mit weiteren Ideen ausgeschmückt. Zur Zeit arbeitet er an der Entwicklung eines „Vitalen Stadtquartiers (über 200 Wohneinheiten) im urbanen Kontext – dem sog. "Heidelberger Modell“. In diesem sollen sich die Prinzipien von Inklusion, Sozialraumorientierung und sozio-ökologischer Nachhaltigkeit in besonderer Weise wiederfinden und verwirklicht werden.

Dr. Albrecht-Bindseil engagiert sich für seine ehemalige Hochschule: Die Heidelberger Mehrgenerationenhausprojekte stellen in einem umfassenden Maße Praktikumsplätze zur Verfügung. Ehemalige Praktikanten/innen der Uni Siegen konnten als dauerhafte Mitarbeiter/innen in die Heidelberger Arbeit integriert werden.

Dieser Artikel wurde verfasst von Sanja Pijanovic und basiert auf einem Interview in Heidelberg.

 
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