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Thomas Swiderek, Bergische Universität Wuppertal

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Abstract:
Wie erleben Pflegekinder ihren Alltag in der Pflegefamilie?

Vielfältige Theorie- und Professionskonzepte setzten sich seit längerem mit den Grundmustern der Hilfe und Kontrolle als auch von Nähe und Distanz in der Sozialen Arbeit und in Familien auseinander. Der pädagogische und familiale Alltag – und damit eben auch die Kinderwelten – ist von diesen prinzipiellen Spannungen, also dem Geflecht von Hilfe und Kontrolle wie auch von Nähe und Distanz geprägt. Es stellt sich die Frage, welche Konzepte von Nähe (die verstanden werden können als Geborgenheit und Verlässlichkeit oder eben auch als einengende Kontrolle) und Distanz (die als Freiraum zur Entwicklung, Anerkennung der kindlichen Autonomie oder als Gleichgültigkeit und Vernachlässigung interpretiert werden können) in sozialen, familialen und institutionellen Praxen umgesetzt werden. Da letztere Deutungen von Distanz – als Gleichgültigkeit und Vernachlässigung – häufig einhergehen mit Kindeswohlgefährdung ist zu fragen, welche Wahrnehmungen und Deutungsmuster von Kindern und Kindheit in den pädagogischen Kontexten eine zentrale Rolle spielen.

Siegfried Bernfeld hat bereits 1925 in diesem Zusammenhang drei Wahrnehmungen und Deutungsmuster von Kindheit und Kindern herausgearbeitet; es ist ihm zufolge erstens zu fragen, ob Kinder von Professionellen eher als die Kinder wahrgenommen werden, die sie selber gerne hätten sein und werden wollen, oder ob sie zweitens Kinderleben aus ihren früheren subjektiven Erfahrungen beurteilen oder ob sie drittens die Kinder in ihrer jeweils spezifischen Subjektivität anerkennen. Diese hier aufgeführten Projektionen bestimmen das pädagogische Handeln, gleichzeitig implizieren und verlangen sie nach einer reflexiven pädagogischen Distanz, um Kinder in alle Entscheidungsprozesse, die sie betreffen einzubinden.

Die Erfahrungen mit der Auseinandersetzung von Beteiligung von Kindern in stationären Heimeinrichtungen (auch unter dem Aspekt von Kinderschutz) haben gezeigt, dass Kinder sich ausdrücklich beteiligen wollen und Beteiligung erheblich zum Erfolg einer erzieherischen Maßnahme beiträgt. Partizipation und Kinderrechte sind grundlegende Qualitätsmerkmale der Kinder- und Jugendhilfe, ihre Bedeutung und Umsetzung aber, insbesondere in den privaten Bezügen von Pflegefamilien, finden noch zu wenig Beachtung.

Im sozialpädagogischen Forschungsprojekt der Universität Wuppertal „Kindheit in Pflegefamilien zwischen Nähe und Distanz“ stehen die Kinder im Mittelpunkt. Im Fokus steht die Frage, wie Kinder das Leben in ihren - manchmal nur vorübergehend, manchmal auch sehr langfristig – neuen (Pflege-)Familien subjektiv wahrnehmen, deuten und leben. Es geht um das Alltagsleben der Kinder, den Aufbau und die Gestaltung von Beziehungen zur ‚neuen sowie zur alten Familie’, um Fragen von Liebe und Leid, um soziale Netzwerke, um Ressourcen und Belastungen, dem Erkennen eigener (Kinder-)Rechte sowie den Möglichkeiten kindlicher Partizipation in der Vernetzung von Jugendamt, Pflegefamilien und Herkunftsfamilie.

Keywords:  Kindliche Deutungsmuster; Partizipation; Vernetzung