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"Wahrer Hass." Emotionsdisziplinierung und politisches Lernen.

Von der VolkswagenStiftung gefördertes Drittmittelprojekt (Laufzeit 01.04.2021-30.09.2022). Dr. Olaf Jann (Universität Siegen) / PD Dr. Veith Selk (TU-Darmstadt).

Das Projekt sowie die daran anschließende Monographie verbinden eine soziologische und eine politiktheoretische Perspektive. Der soziologische Teil nimmt eine kritische hegemonie- und affekttheoretische Kartierung der politischen Deutungskultur der Gegenwart vor. Der poli-tiktheoretische Teil übersetzt diese Diagnose in die Frage, welche emotionspolitischen Model-le der Politischen Theorie Antworten auf die Frage bereithalten, wie die Politisierung negativer Emotionen in liberalen Demokratien jenseits moralisierender und emotionsdisziplinierender Ansätze ausgetragen und bearbeitet werden kann.

Gesellschaften sind aktuell durch multidimensionale Konflikte geprägt. Beschleunigte Trans-formationsprozesse, die stark in die Lebenswelt der Menschen eingreifen, dynamisieren be-stehende Antagonismen und befördern das Gefühl biographischer Kontrollverluste und „kol-lektiver Hilflosigkeit“ (Bunde et al. 2022) bei großen Teilen der Bevölkerung. Diese wird mit kumulierenden psychosozialen, kulturellen und materiellen Bewältigungsproblemen und po-tentiell kaskadierenden Schadenswirkungen konfrontiert, die ohne ausreichende ökonomi-sche Ressourcenausstattung kaum Gestaltungs- und Zugriffsmöglichkeiten bieten und daher Gefühle der politischen Ohnmacht, sozialen Unsicherheit und des persönlichen Verlusts her-vorrufen. Die Folge sind kognitive und emotionale Kontrastverschärfungen sowie eine erhöhte Sichtbarkeit agonaler Emotionen wie Wut, Zorn oder Hass, die auch in einen Vertrauensver-lust staatlicher Institutionen münden können. Eine Überlegung dabei ist, dass Kränkungen, Entwertungen und Enttäuschung in der Gesellschaft systematisch produziert und die Men-schen mit „negativer emotionaler Energie“ (Kron 2020) versorgt werden. Die politische Ant-wort darauf verbleibt gesinnungsethisch. Regulierung, Disziplinierung, moralische Konditionie-rung und Kontrolle stellen dabei den „Versuch der Begrenzung von Kontingenz“ (Makropoulos 1997) und politischer Konfliktvermeidung unter der Ägide eines moralischen Themenparks dar. Kritisch hinterfragt wird daher der staatliche Moralismus, der eine Grenzüberschreitung des Moralischen darstellt, wenn der Staat sein Neutralitätsgebot verletzt und bestimmte Auf-fassungen vom guten oder richtigen Leben durchgesetzt werden sollen. Der Text entwickelt daher – in Anlehnung an Foucault – die These einer aktuellen biopolitischen „Politik der Le-bensführung“ (Giddens 1997) und problematisiert die politische Kultur der normierenden Ge-fühls- und Verhaltensdisziplinierung als eine Erweiterung der Kontrollgesellschaft mit morali-sierenden Mitteln.

 
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