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Projekt „Literatur- und kulturwissenschaftliche Pflanzenforschung“ abgeschlossen

Grundlagenband zu den Plant Studies von Berbeli Wanning und Urte Stobbe erschienen

stobbe_pflanzenbandDie beiden Germanistinnen, Prof. Dr. Berbeli Wanning (Literaturdidaktik) und PD Dr. Urte Stobbe (derzeit Vertreterin der Professur für Germanistik – Allgemeine Literaturwissenschaft mit dem Schwerpunkt Medien der Literatur), haben gemeinsam mit Dr. Anke Kramer (ehemals Siegen) einen Band zur kulturwissenschaftlichen Pflanzenforschung (Plant Studies) herausgegeben. Der Titel lautet: „Literaturen und Kulturen des Vegetabilen. Plant Studies – Kulturwissenschaftliche Pflanzenforschung“ (2022). Erschienen ist er in der Reihe „Studies in Literature, Culture, and the Environment“ als Band 10.

Das Interesse an den grünen Mit-Lebewesen floriert derzeit: Ausstellungen wie „Grüne Moderne. Die neue Sicht auf Pflanzen“, die derzeit im Museum Ludwig in Köln zu sehen ist, sowie die zahlreichen, teils populären Veröffentlichungen zu Bäumen zeugen davon. Zu denken ist etwa an „Das geheime Leben der Bäume“ von Peter Wohlleben – ein Buch, das enorm hohe Auflagen auch im Ausland erlangt hat und zudem verfilmt wurde. Diese Beispiele sind nur ein kleiner Ausschnitt aus der breiten Beschäftigung mit diesem Thema. Auch in den Literatur- und Kulturwissenschaften ist das Thema mittlerweile ‚angekommen‘. Tagungen und Workshops schießen – um im Bild zu bleiben – wie junge Pflänzlinge aus dem Boden.

Der jüngst erschienene Band „Literaturen und Kulturen des Vegetabilen. Plant Studies – Kulturwissenschaftliche Pflanzenforschung“ von Stobbe/Kramer/Wanning nimmt eine erste Bestandsaufnahme und Grundlegung mit Blick auf die deutschsprachige germanistische Forschungslandschaft vor. Ausgewiesene Germanistinnen und Germanisten sowie Medienwissenschaftlerinnen und Medienwissenschaftler konnten als Beiträgerinnen und Beiträger gewonnen werden. Der Band erläutert zunächst die Grundlagen des Plant Studies im deutschsprachigen Kontext und widmet sich kulturellen Praktiken und Metaphern im Zusammenhang mit Pflanzen. So wird beispielsweise untersucht, wie pflanzliche Protagonisten in der Kinderliteratur zum Sprechen gebracht werden, was es etwa mit der ‚deutschen‘ Eiche auf sich hat und was man sich unter botanischen Medienpoetiken des 19. Jahrhunderts vorzustellen hat. Auch werden die Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen den Plant Studies und den Animal Studies beleuchtet, wie auch der Frage nachgegangen wird, ob es einen Plant Turn geben könnte und sollte.

Darüber hinaus bietet der Band eine breite Auswahl an verschiedenen Pflanzenlektüren, die das Spektrum der deutschsprachigen Literatur vom 18. bis 21. Jahrhundert abschreiten. Ob Haller, Goethe, E.T.A. Hoffmann, Tieck, Droste-Hülshoff, Hermann Hesse, Wladimir Kaminer, Thomas Hettche oder Marion Poschmann – sie alle haben Texte geschrieben, in denen Pflanzen eine zentrale Rolle spielen. Auch in den Medien breit rezipierte Übersetzungen ins Deutsche wie Han Kangs „Die Vegetarierin“ oder Richard Powers‘ „Die Wurzeln des Lebens“ sind Gegenstand der Untersuchungen. Gezeigt werden kann, wie sich die Pflanzen in den literarischen Texten aus der Perspektive der Plant Studies nochmal neu und anders erschließen.

Insbesondere Richard Powers‘ „Die Wurzeln des Lebens“ wird als paradigmatisch für das Forschungsfeld ausgewiesen. So lassen sich alle fünf zentralen Themengebiete der Plant Studies anhand dieses monumentalen Romans exemplarisch verdeutlichen: 1.) kulturelle Vorstellungen im Zusammenhang mit Pflanzen, 2.) Mensch-Pflanze-Verhältnisse, 3.) Wissen über Pflanzen, 4.) Pflanzen als Akteure, d.h. als handelnde Entitäten, und 5.) Poetiken des Vegetabilen, d.h. inwiefern beispielsweise das Überwuchern von Pflanzen sich auch auf der Ebene der Textstruktur zeigt.

Geeint sind die Beiträge darin, dass in den jeweils sehr unterschiedlichen Lektüren Pflanzen nicht länger die passiven und stummen ‚Bystander‘ sind, denen maximal eine symbolische Funktion zugesprochen wird – so die bislang dominante Praxis im literaturwissenschaftlichen Umgang mit Pflanzen. Sondern die Pflanzen stehen nun dezidiert im Mittelpunkt des Forschungsinteresses, womit eine grundlegende Fokusverschiebung einhergeht: Auf übergeordneter Ebene geht es in allen Beiträgen auch um die Frage, wie sich das Verhältnis des Menschen zu Pflanzen als grünen Mit-Lebewesen in Zeiten des Anthropozäns neu und anders denken lässt. 

Der Band richtet sich an Lehrende und Studierende gleichermaßen, um ihnen die Grundlagen für eine literatur- und kulturwissenschaftlich informierte Beschäftigung mit Pflanzen an die Hand zu geben. Gleichzeitig ist es das erklärte Ziel des Bandes, an bisherige Forschungstraditionen innerhalb der Germanistik anzuknüpfen und zugleich Lust auf ‚mehr‘ Pflanzen in der Literatur- Kulturwissenschaft zu wecken.

Der Grundlagenband ist zugleich das Ergebnis von Stobbes Forschungsprojekt zum Thema „Plant Studies - Kulturwissenschaftliche Pflanzenforschung“, das sich der Untersuchung der kulturellen Repräsentationen von Pflanzen in Kunst, Literatur und Alltagskultur widmet . Sie hat im Rahmen dieses Projekts ein Panel bei der Jahrestagung der Kulturwissenschaftlichen Gesellschaft geleitet und bereits mehrere Aufsätze zu den Grundlagen dieses Forschungsfelds veröffentlicht. Im SoSe 2022 hat sie in Siegen ein entsprechendes Masterseminar zum Thema „Plant Studies“ angeboten. Berbeli Wanning und Urte Stobbe sind zudem in einem Radiofeature des Deutschlandfunks zum Thema Plant Studies zu hören.

 
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