Analytische Theologie und Laientheologie (ATvsLT)
Projektteam
Universität Würzburg: Johannes Grössl & Johannes Kronau
Universität Siegen: Ulrich Riegel & Winnie-Lotta Weghaus
Problemkontext
Analytische Theologie und Laientheologie gelten allgemein als miteinander unvereinbar, weil die streng formale Logik der Ersteren für Laien unverständlich bleibt und die narrative Logik der Zweiteren die ana-lytisch-theologischen Standards unterläuft. Gleichwohl liegt es nahe, dass inhaltliche Deutungen, die in der Analytischen Theologie vertreten werden, auch von Laientheologen formuliert werden. Außerdem scheint es in der jüngeren Analytischen Theologie eine Hinwendung zur Erste-Personen-Perspektive zu geben, wie sie für Laientheologie typisch ist.
Fragestellung
Das Projekt fragt, welche charakteristischen Familienähnlichkeiten und Unterschiede es zwischen den Theorien analytischer Theologie und den Deutungen gläubiger Menschen ohne theologische Bildung hinsichtlich des Todes Jesu am Kreuz gibt.
Methode
Um die Forschungsfrage zu beantworten, untersucht das Projekt
- die analytisch-theologische Debatte zum Kreuzestod Jesu mit Hilfe der Diskursanalyse und
- erhebt auf der Grundlage von Gruppendiskussionen, in denen sich gläubige Menschen mit dem Kreuzestod Jesu unterhalten, typische Deutungsmuster von Laien mit Hilfe der Dokumentarischen Methode.
- Beide Befunde werden dann anhand der Qualitative Comparative Analysis auf charakteristische Familienähnlichkeiten und Unterschiede untersucht.
Bedeutung des Projekts
Das Ziel des vorliegenden Projekts ist es, die Familienähnlichkeiten und Unterschiede zwischen einer dezidiert formalen Form theologischer Rationalität und dem alltäglichen Denken theologisch formal nicht gebildeter Laien zu rekonstruieren. Im bisherigen Diskurs werden beide als sich gegenseitig ausschließende Idealtypen verhandelt: Auf der einen Seite die streng rationalistische Analytische Theologie und auf der anderen Seite die narrativen Konstruktionen theologischer Laien. Im Projekt sollen beide Idealtypen dekonstruiert und die dahinterliegenden Diskurse in ihrer gegenseitigen Bezogenheit rekonstruiert werden. Erste Befunde deuten an, dass sich in analytisch-theologischen Argumentationen auch narrative Elemente finden lassen und Laien Begriffe verwenden, die auch in analytisch-theologischen Texten verhandelt werden. Abhängig vom konkreten Befund kann das Verhältnis beider theologischer Diskurse neu bestimmt werden.