Thema5
Diagrammatik der Dispositive. Zur Episteme der Foucaultschen Diskursanalyse
von Georg Christoph Tholen (Basel)
Das ‚Historische Apriori‘ meint keine schlichte Ablösung oder gar Ersetzung des ‚Transzendentalen Apriori‘ der Kantischen Epistemologie, wie es einst eine gewiss vorschnelle Foucault-Lektüre pointiert hat. Vielmehr geht es bei Foucault, sympathetisch mit der Denkungsart Kants, um eine Verschiebung der Frage nach den Gültigkeitsbedingungen für Urteile in die Frage nach den Realitätsbedingungen für ‚Aussagen‘. Diese wiederum sind nach Foucault nicht zu verstehen als in ihrer vermeintlichen Evidenz hermeneutisch oder doxologisch erschließbare Aussagen oder Propositionen sondern als bewegliches Dispositiv von stets transformierbaren Positivitäten, d.h. von Setzungen, die ihre Setzungen selbst wie auch ihre Wirkungsmacht ausblenden und übersehen.
Das mediale Archiv des Wissens und der Macht in seinen Möglichkeitsbedingungen oder genauer: in der Möglichkeit seiner Bedingungen stets neu zu erstellen bedeutet für die Epistemologie der Diskursanalyse: statt nach der vermeintlichen Schöpfung, Ursprünglichkeit und Einheit der Diskurse zu fahnden, geht es darum, die Serialität, Ereignishaftigkeit und stets diskursverknappende Normativität der diskursiven und non-diskursiven Formationen zu untersuchen.
Dokumentation
