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Berichte - Auschwitz Stammlager

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Auschwitz Stammlager (15.10.2001)

Der Besuch der KZ-Gedenkstätte Auschwitz gehört sicherlich zum Pflichtprogramm jeder Krakau-Exkursion. So fuhren wir dann auch am Montag Vormittag nach Oswiecim - so der polnische Name des Ortes - wo wir zunächst das sogenannte Stammlager Auschwitz I besichtigten.

Im Frühjahr 1940 wurde Rudolf Höss zum ersten Kommandanten des neu zu schaffenden Lagers "Auschwitz". Die vorhandenen Gebäude einer alten polnischen Kaserne wurden genutzt, um ein Lager aufzubauen, das hauptsächlich für polnische Häftlinge bestimmt war. Ein elektrisch geladener Stacheldrahtzaun umgab das Lager und machte eine Flucht unmöglich. Am 4. Juni ereichte der erste Transport mit 728 polnischen Häftlingen das Lager. In den folgenden Jahren sollte die durchschnittliche Anzahl der Häftlinge des Stammlagers 18 000 betragen. Im Gegensatz zu dem Vernichtungslager Auschwitz II Birkenau handelte es sich bei Auschwitz I stets um ein Arbeitslager, das heißt die Häftlinge mussten bis zur völligen Erschöpfung Zwangsarbeit leisten, bevor viele von ihnen schließlich ermordet wurden. Bis zum Januar 1945 entwickelte sich das Stammlager Auschwitz I außerdem zum zentralen Punkt eines Netzes von ca. 50 Außenlagern. Am 27. Januar 1945 befreite die vorrückende Rote Armee das Lager. Die Zahl der Opfer von Auschwitz, die an Hunger, Erschöpfung, Hinrichtungen, medizinischen Versuchen und im Gas starben, wird auf ungefähr 1 300 000 geschätzt.

Der Eingang zum Lager vermittelte zunächst kaum den Eindruck, es handele sich um eine KZ-Gedenkstätte. Die zahlreichen Reisebusse auf dem Parkplatz gaben dem Lager mehr das Äußere einer Touristenattraktion. Auch wirkten einige Besucher, die uns mit Getränkedosen und Kartoffelchips entgegenkamen, eher befremdlich. Als wir jedoch das Innere des Lagers betreten hatten, wo Schilder mit Totenköpfen vor dem Berühren des elektrischen Zaunes warnten, fühlten wir eine starke Beklemmung. An diesem Zaun hatten viele Häftlinge, die Hoffnungslosigkeit ihrer Lage erkennend, Selbstmord begangen. Wir betraten zunächst eines der großen Backsteingebäude, die manchem von uns gar nicht typisch für ein KZ erschienen. Eine Ausstellung mit Fotos, Schriftstücken und anderen Dokumenten informierte dort und in weiteren Blocks über die verschiedenen Gruppen von Häftlingen, über die Deportationen und den Alltag im Lager.

Besonders erschütternd wirkten die Berge von Gegenständen, die den Juden vor ihrer Ermordung abgenommen worden waren, um sie für die deutsche Wirtschaft nutzbar zu machen: Haare, die zu Stoffen verarbeitet wurden, Brillengestelle, Schuhe, Goldzähne und zahllose Koffer, auf denen noch Name und Wohnort der Deportierten zu lesen waren. Diese hinter Glasscheiben befindlichen Gegenstände vermittelten in besonderem Maße die Perversität der geplanten und industriell durchgeführten Vernichtung von Millionen von Menschen.

Im Keller eines weiteren Blocks befanden sich Arrestzellen, in denen Häftlinge eingesperrt wurden, die sich irgendwelcher Verstöße gegen die Lagerordnung schuldig gemacht hatten. In einer Zelle hatte man auf kleinstem Raum eine so große Anzahl von Gefangenen zusammengepfercht, dass diese sich weder hinsetzen konnten noch Platz zur Bewegung hatten. Oft erstickten Häftlinge qualvoll in den viel zu engen und kaum belüfteten Zellen. Außerdem gab es Stehzellen, die eine Grundfläche von ca. 40 cm² haben. Auch der Geistliche Maximilian Kolbe war in diesem Keller ums Leben gekommen, nachdem er sich freiwillig für einen anderen Häftling, Frau und Kinder besaß, geopfert hatte.

In direkter Nähe zu den Arrestzellen befand sich auch die Mauer, an der Hunderte von Unschuldigen hingerichtet worden waren. Sie dient heute als Gedenkplatz, und zahllose Besucher des Konzentrationslagers legen hier Blumen und Kränze nieder oder zünden Kerzen an.
Zuletzt betraten wir die Gaskammer des Stammlagers, die im Gegensatz zu Birkenau noch gut erhalten ist. Zwar nahmen wir alle die bedrückende Atmosphäre des Ortes wahr, wirklich vorstellen können sich heutige Besucher das Grauen dieses Ortes aber wohl nicht mehr. Bei vielen von uns tauchte die Frage auf, wie beispielsweise die jüdischen Sonderkommandos, die hier gearbeitet hatten, in der Lage gewesen waren, an der Judenvernichtung mitzuwirken, ohne dabei vollkommen den Verstand zu verlieren.

Als insgesamt eher unbefriedigend empfanden die meisten von uns die Führung durch das Lagergelände, die inhaltlich wenig Neues bot. In den einzelnen Räumen bestand in der Regel zu wenig Zeit, sich genau umzusehen, dabei hätten gerade uns als Geschichtsstudenten die ausgestellten Dokumente besonders interessiert. Oft hatte man den Eindruck, durch die Gedenkstätte gehetzt zu werden, so dass kaum Raum zur Besinnung blieb, die an diesem Ort doch so wichtig gewesen wäre. Sicherlich lag dies jedoch auch an dem engen Zeitplan, der für den Besuch von Auschwitz I nur den Vormittag vorsah, während wir am Nachmittag das Vernichtungslager Birkenau besichtigten.

Carsten Busche, Carola Wahlers

 
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