Integration von Infrastrukturen in Europa vor dem Ersten und nach dem Zweiten Weltkrieg im Vergleich
Teilprojekt: Integration im Postwesen

Das internationale Postwesen zeichnet sich seit jeher dadurch aus, dass es die bestehenden Verkehrsmittel zur Herstellung eines eigenen Netzes nutzt. Das Teilprojekt beschäftigt sich deshalb mit der grenzüberschreitenden Brief- und Paketbeförderung mittels derjenigen Verkehrsmittel, die in den beiden Betrachtungszeiträumen für die Post die größte Bedeutung besaßen. Für die Zeit vor 1914 war dies der Bahnpostdienst, für nach 1945 der Luftpostdienst.
Das Aufkommen der neuen Verkehrsmittel „Eisenbahn“ und „Flugzeug“ bedeutete für die Postbeförderung der jeweiligen Zeit eine grundlegende Verbesserung und Beschleunigung. Insbesondere dem internationalen Postaustausch wurden sie zu unverzichtbaren Hilfsmitteln. Schon bald erstrecken sich in ganz Europa engmaschige Netze, die zum „Rückgrat“ des Postverkehrs wurden. Hierbei steht die Beantwortung der Frage, in welcher Weise in den beiden Epochen der Integrationsprozess im Sinne grenzüberschreitender Koordination von Bahn- bzw. Luftpostdiensten und die Bildung internationaler Netze verlief, im Mittelpunkt.
Neben den nationalen Postverwaltungen sowie den ausführenden Bahn- und Luftfahrtgesellschaften spielten dabei auch internationale Organisationen eine wichtige Rolle. Eine herausragende Bedeutung für die Integration des Postwesens im Allgemeinen und hinsichtlich der internationalen Bahn- und Luftpostdienste im Besonderen besaß der 1874 gegründete Weltpostverein. Nach dem Zweiten Weltkrieg kam es im Zuge des europäischen Integrationsprozesses auch zu einer engeren Zusammenarbeit der europäischen Postverwaltungen mittels Gründung einer gemeinschaftlichen Organisation. Darüber hinaus waren die beiden internationalen Vereinigungen der Luftfahrtgesellschaften von Bedeutung.
Durch das Zusammenwirken dieser verschiedenen politischen und wirtschaftlichen Akteure wurden in für den Bahn- und Luftpostdienst wesentlichen Punkten Vereinheitlichungen betrieblicher, rechtlicher, tarifärer und administrativer Art erzielt. Ein Schwerpunkt des Teilprojekts ist es, den Entstehungsprozess dieser „Standards“ für die beiden Zeiträume zu rekonstruieren und dabei aufzuzeigen, welche Akteure die jeweiligen Verhandlungen in welcher Form beeinflussten.